Öffnet die Augen
Seit ein paar Tagen ist Yvys Jugendcafé eröffnet: „Es ist so spannend, denn es sind so viele Dinge möglich und ich hoffe, wir können den Jugendlichen auch ein Stück weit die Augen für Neues öffnen.“
Der Monat Februar startet für mich voller Elan und Tatendrang. Zurück aus Dublin, wo mein Arrival-Training stattfand, fühle ich mich gestärkt und um einige Erfahrungen reicher. Aber mal alles ganz von vorne: Am Sonntag, den 22.01.06 machte ich mich mit dem Bus auf die Reise zu meiner ersten Station: Cork. Wie ich schon berichtet hatte war es nun endlich an der Zeit mich meinem Blind-Date, der Fee, zu stellen. Nun saß ich also zwei Stunden später an der Busstation in der Hoffnung, DieFee zu erkennen. Erkennungszeichen: ein Lächeln. Und, ja, sie kam und gemeinsam mit einer polnischen Freundin (Fee berichtete) erkundeten wir Cork. Außerdem hatte ich die Ehre, einige ihrer zwölf Hausmitbewohner kennen zu lernen.
Nach einer doch zu kurzen Nacht machte ich mich am nächsten Morgen auf die Reise nach Dublin, noch nicht richtig wissend, was mich den dort erwarten sollte. Mich erwartete eine Woche voller neuer Erfahrungen, verschiedener Kulturen, verschiedenster Charaktere mit verschiedensten Erfahrungen und Erlebnissen. Wir waren 16 verschiedene Freiwillige von quasi überall her, wir hatten uns so viel zu erzählen: über unsere Projekte, über die Zeit, die wir bis jetzt in Irland verbracht haben und und und. Hut ab vor allen, denn jeder hat total viele neue Herausforderungen und keine Angst, sie zu meistern.
Gemeinsam hatten wir viele Seminare, die uns für unsere Zeit in Irland helfen sollen (einige mehr oder weniger wichtig...*gg*). Wir lernten ein bisschen irischen Tanz, irische Musik, die wir mit dem fabelhaften Sound, den nur Löffel von sich geben - *smile* - begleiteten und machten uns gemeinsam auf die Reise nach Newgrange, wo wir eine der vielen mystischen Stätten Irlands bestaunten, machten die Pubs unsicher und genossen einfach die Zeit zusammen. Außerdem besuchten wir ein Projekt in Dublin, das in einem eher ärmeren Stadtteil den Menschen mit verschiedensten Dingen hilft. Im ersten Moment war es für mich echt erschreckend, dass auch hier diese grauenvollen Häuserblocks gebaut wurden, die aussehen, als ob sie bald in ineinander fallen. Ich war beeindruckt von der Arbeit, die die Menschen da verrichten, um zu helfen, damit andere Menschen einen besseren Weg in ihrem Leben finden.
Dublin war für mich eine schöne Erfahrung, nicht nur, dass ich mich mit den anderen austauschen konnte und wir jetzt im Kontakt bleiben und uns gegenseitig besuchen werden, sondern es hat mir auch gezeigt, dass es so viele andere gibt, die etwas in unserer Welt ändern und auch anderen Menschen die Augen öffnen wollen.
Mit diesen vielen Impressionen und neuen Erfahrungen in meinem Kopf machte ich mich am Samstag, den 28.01.06, auf die Heimreise in mein wundervolles Bantry. Dazu möchte ich kurz sagen, als ich erst in Cork und dann in Dublin war, dachte ich am Anfang „Mmhh es wäre vielleicht doch gar nicht so schlecht, in einer größeren Stadt zu wohnen... mehr Möglichkeiten, was zu unternehmen…“, doch als ich dann so einige Tage in diesem Gewusel war, kam ich zu der Überzeugung, die beste Wahl getroffen zu haben. Ich habe hier eine wundervolle Landschaft, viele nette Leute und das Beste ist: Mir macht die Arbeit in dem Jugendcafe total Spaß, denn ich kann zurzeit Schritt für Schritt miterleben, wie sich alles entwickelt.
Und nun das Beste überhaupt: Seit gestern, dem 3.02.06, ist das Cafe mit dem Namen "The Attic" zum eröffnet worden! Ich freue mich riesig darüber, denn es hatte viel Arbeit in den letzten Wochen gekostet, bis wir diesen Schritt tun konnten. Die Jugendlichen kommen, schauen sich um, spielen ein bisschen Pool oder erkundigen sich einfach, wie alles mit dem Café weitergehen soll. Dieser Ort ist so wichtig für die Jugendlichen, denn es gibt hier wirklich nicht viel für sie. Es ist fast schon zu spät, dass dieser Ort geöffnet wird, denn es ist echt traurig zu sehen, dass die Jugendlichen am Wochenende auf dem Marktplatz stehen und zusehen, wie die "Erwachsenen" teils betrunken aus dem Pub stolpern. Es ist ein ewiger Kreislauf, denn diese Jugendlichen wünschen sich, auch endlich 18 zu sein, um das gleiche zu tun.
Doch ich bin sicher, ab jetzt kann das geändert werden. Die Jugendlichen brauchen neue Perspektiven, Anregungen und Möglichkeiten. The Attic kann in Zukunft einen Teil dazu beitragen. Ich habe jetzt immer Montag und Donnerstag Training mit anderen Freiwilligen, mit denen ich in Zukunft zusammenarbeiten werde. Das sind aber keine Freiwilligen wie ich, sondern Leute, die Lust haben sich in das Cafe mit ihren Ideen einzubringen, ohne Geld dafür zu bekommen. Ich finde es echt bewundernswert und bin gespannt, wie sich das alles noch entwickelt. Es ist wirklich so spannend, denn es sind so viele Dinge möglich und ich hoffe, wir können den Jugendlichen auch ein Stück weit die Augen für Neues öffnen.
Noch eine andere Neuigkeit: ich wohne nun seit letzter Woche Sonntag in meinem neuen Haus, zusammen mit drei anderen irischen Mädels. Ich fühle mich nun ein Stück weit mehr hier angekommen, denn ich kann mein eigenes Zimmer nun richtig einrichten und gemütlich machen.
Ach so, was mir auch gerade noch einfällt: Als ich ganz am Anfang hierher kam, dachte ich, Irland sei eine Insel, die sich von allen anderen Dingen, die in der Welt geschehen, abschirmt. Doch inzwischen hat sich meine Ansicht geändert. Klar, gibt es immer solche und solche Menschen, doch was mir ganz besonders an Bantry auffällt, ist die Offenheit und die Aufmerksamkeit der Leute. Bantry wird bald die zweite Fair-Trade-Stadt in Irland. Es gibt hier mehrere Läden, in denen die Menschen (angefangen bei den Kindern) auf die Ungerechtigkeiten im Welthandel aufmerksam gemacht und aufgefordert werden, etwas zu ändern.
Ein Zitat von Martin Luther King JR: "Before you finish eating your breakfast this morning you've depended on half the world. This is the way our universe is structured... We aren't going to have peace on earth until we recognise this basic fact."
In diesem Sinne. Ich melde mich bald wieder mit den neusten Neuigkeiten.
Lasst es Euch alle gut gehen, Eure Yvi