Ode an den Frühling
Kleine Eindrücke, die meinen persönlichen Frühling ausmachen.
Der Frühling ist da. Im April. Endlich!
Meine Schneestiefel mussten meinen Sneakers weichen und auch die Schneejacke ruht inzwischen im hintersten Winkel meines Schrankes - nur darauf wartend von Adamskindern aus Narnia beim nächsten Besuch angezogen zu werden.
In den Nachbargärten beginnt täglich um 7, wenn ich zur Arbeit gehe, das nie endende Sommerkonzert des Hundekläff-Ensembles. Wenn ich zurückkomme, immer noch: wau. Wenn ich nur, ganz still und heimlich, das Fenster öffne: wuff.
Morgens beim Verlassen des Hauses begrüßt mich Frau Sonne, lacht mich an und sagt: "Liebe Elly, heute wird ein herrlicher Tag!". "Danke, liebe Sonne. Schön, dass du da bist.", erwidere ich.
Ich begrüße auch die Opas in meinem Bus zur Arbeit, die wieder ihre Sonnenbrillen tragen. Dieses Mal nicht aufgrund des grellen Schnees.
Die Wäsche baumelt vom Wäscheständer auf der Terrasse. Mein Kaffee steht auf dem Fensterbrett. Mein Buch liegt daneben. Ich sonne mich. Und ich bin überzeugt, dass wenn genau jetzt jemand ein Foto von mir machen würde, ich in der "Landlust" abgebildet werden würde.
Die Kresse gedeiht in kleinen Plastikschälchen auf dem Fenstersims. Die ersten Krokusse wurden liebevoll umarmt. Die Schneeglöckchen in unserem Garten sofort fotografiert. Nicht um mir etwa einzuprägen, wie ein Schneeglöckchen aussieht. Nein, eher auf diese Art und Weise, die Leute auch dazu bewegt, den Eiffelturm oder das Brandenburger Tor zu fotografieren, obwohl man ganz genau weiß, dass man im Internet mit einem Mausklick auf viel schönere, künstlerischere Inszenierungen derselben stoßen würde. Nein, fotografiert wird, um anderen zu beweisen, dort gewesen zu sein.
Ich beweise: auch hier, in meinem Garten, beginnt der Frühling!
"Frühling läßt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist's!
Dich hab ich vernommen!"
- Eduard Mörike