Nur Theaterstück oder eine Szene aus dem Leben. Jugendliche auf der Bühne
Können nur die berühmten Schauspieler Theater spielen? Nein! Die Stimmen der Jugendlichen werden auch auf der Bühne gehört. Sie erzählen die Geschichte ihrer Voreltern.
Es ist dunkel wie in der Nacht. Mein schweres Atmen zerstört die Stille, die im Saal herrscht. Die Nerven spielen ein verrücktes Lied. Die Noten der schnelllaufenden Musik und die Wärme der Soffittenlampen auf der Bühne rufen mich wieder ins Leben. Trotz des starken Lichts erkenne ich einige Gesichter der dutzenden Menschen, die im Raum schon ihre Plätze genommen haben.
Die Künstlergruppe „StaatJugend“ präsentiert auf der Bühne das Theaterstück „Hoffnung auf Besseres“. Diese Aufführung erzählt die Geschichte der Gründung des Gebiets der Wolgadeutschen im Jahre 1918 in Russland. Die Handlung spielt in einer wolgadeutschen Siedlung. Aufgrund der geschichtlichen Ereignisse wurde die Lebensweise der Russlanddeutschen verändert. Die Bewohner wollen ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Eine geringe Anzahl der Delegierten begibt sich nach Moskau, um das Recht auf die Unabhängigkeit und somit eine Autonomie, einzufordern. Laut den Briefen und Erinnerungen der Russlanddeutschen begegnete das Volk dem Hunger, Zerfall und Verlust nach dem Erwirken der Autonomie der Wolgadeutschen im Jahre 1918. Trotz allen Schwierigkeiten schätzten die Leute ihr Leben und sie gaben die Hoffnung auf Besseres nicht auf.
Dieses Theaterstück stellt eine künstlerische Sicht der Jugendlichen mit deutscher Herkunft auf die Geschichte dar. Bei der Vorbereitung musste die junge Regisseurin Dajana Zhukotskaya zahlreiche veröffentlichte Dokumente und Briefe des damaligen Zeitalters erarbeiten.
Dajana Zhukotskaya: “ Das ist ein kurzer, aber sehr wichtiger Zeitraum in der Geschichte der Russlanddeutschen. Dieses Theaterstück ist der Unterschreibung des Dekrets über die Autonomie des Gebietes der Wolgadeutschen gewidmet. Alle Schauspieler wollten damit die Geschichte ihrer Voreltern widerspiegeln“.
Die jungen Schauspieler, die aus verschiedenen Gebieten Russlands kommen, hatten jeden Tag Proben, um schnell in die Rollen zu gehen. Kostüme, Frisuren und alle Requisiten sollten die Zuschauer an die damalige Zeit erinnern.
Diese kleine Episode, die auf der Bühne präsentiert wurde, sollte die Aufmerksamkeit der Jugendlichen auf die Geschichte lenken. Manchmal wird Geschichte nur als zahlreiche Daten, Momente wahrgenommen. Das alltägliche Leben der Menschen verschwindet oft spurlos in den Bänden der Geschichtsbücher. Von Anfang an war für mich „Hoffnung auf Besseres“ auch nur ein komplizierter Datensatz. Jedoch erlebte ich das Theaterstück nach der ersten Probe als Erzählung. Schon auf der Bühne erlebte ich die Geschichte selbst.
Nach zwei Stunden war unser Theaterstück „Hoffnung auf Besseres“ zu Ende gespielt, das Licht war aus. Ein Stück der Geschichte der Russlanddeutschen blieb aber in Gedanken der Schauspieler und des Publikums.
Zusammenfassend kann man sagen, dass solche Darbietungen einen großen Beitrag zur Kultur und Geschichte des Volkes beitragen und großes Interesse bei den Jugendlichen für die Geschichte und Traditionen des eigenen Volks wecken. „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft“, sagte der deutsche Gelehrter und Staatsmann Wilhelm von Humboldt.
Quellenangaben:
1. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration-ALT/56417/russlanddeutsche?p=all
2. https://rd.institut-fuer-digitales-lernen.de/mbook/6-fremde-und-feinde-die-russlanddeutschen-im-20-jahrhundert/62-autonome-arbeitskommune-und-wolgadeutsche-republik/