Nur noch "5" Minuten
Lachen, Hass und Karaoke. Ein Wochenende in Birmingham
„ I want a seat. “
“ I want a drink. ”
“I will kill somebody! “
Es gibt Momente im Leben da wünscht man sich einfach gepflegten Mord zu begehen, unser Seminar in Birmingham war so einer. Selbst jetzt wo ich diesen Bericht schreibe, verspüre ich wieder dieses unergründliche zucken in meinen Fingern. Aber lasst uns von vorne beginnen…
Ihr werdet, wenn ihr nach England geht, schnell merken, dass unsere Melonen tragenden Nachbarn, welche eine Vorliebe haben über das heimische Wetter zu sprechen, es sehr genau nehmen wenn es um das Thema „Riskmangement“ geht. So wurden ich, meine Mitbewohner sowie die anderen EVS`ler aus Nottingham und ein weiteres Mädchen welches ihren Volunterservice in Dudley absolviert für 3 Tage in ein Hostel gesteckt, das sich die meiste Zeit damit brüsten konnte ihr FREE WiFi frei für niemanden zugänglich zu halten und das Ambiente aus Stockbetten mit leichtem Käsegeruch zu garnieren.
Wie dem auch sei fanden wir uns schnell mit unserer luxuriösen Unterkunft ab und begannen mit dem Seminar. Zu unserer Überraschung kannten wir uns alle schon, da wir zusammen beim Roten Kreuz unser EVS haben, was zu gute hatte dass wir bei den „Kennenlernspielen“ relativ schnell durch waren. Das Seminar war auch am ersten Tag relativ zügig beendet und sprachen über die ungefähr 15 Kulturschocks (eher mehr), welche wir vor, danach und während unseres Auslandsaufenthalt ausgeliefert seien würden (der erste sollte schon am nächsten Tag folgen). Des Weiteren haben wir darüber geredet, was die Pflichten und Rechten eines EVS`ler sind, wo ich bestürzt feststellen musste, dass mein täglicher Chai Soja Latte entkoffeiniert und mit einem Biskuibutterkecks bzw. einem französischen Croissant mit doppelter gefüllter belgischer Schokolade, nicht zu den Pflichten meines Arbeitgebers zählt, mir diesen zu servieren. Damit waren auch alle Themen für den ersten Tag durchgenommen und wir machten uns zu acht auf den Weg in die Stadt, wo wir zusammen gegessen haben. Mit gefüllten Bäuchen machten wir uns auf ein Pub zu finden, welches wir oberhalb eines Waschsalons finden sollten!?
Auf jeden Fall war es ein ziemlicher cooler Laden welcher Rock `n`Roll Music spielte, Badewannen und ausgestopfte Vögel in Messingkäfigen hielt und man für günstige £ 7, 45 Cocktails mit den Namen „Netflix and Chill“ oder dem „Mad Hatter“ bestellen konnte. Angekommen und jeder war mit ausreichend Alkohol versorgt, vertrieben wir uns die Zeit - wie ich vermute mit einem finnisches Kartenspiel, wo man versuchen muss in einem Wirrwarr von Zeichen, Symbolen und ständig wechselnden Karten, drei Identische Spielkartenkarte auf die Hand zu bekommen, ohne das der Rest der Mitspieler davon windbekommt und dies dann so schnell und unauffällig wie möglich seinem Partner mitzuteilen.
Was zwar der allgemeinen Unterhaltung der Gruppe zuträglich war, aber bei mir und meinem Partner mehr auf Stein gestoßen ist und wir am Ende der zwanzigsten Runde gerade einmal armselige zwei Punkte ergattern konnte, was wahrscheinlich mehr an den unnötig komplizierten und ausgesprochen verwirrenden Geheimcodes lag als an den Karten oder geschweige an dem Talent manch anderer Spieler das Wort „Marshmellow“ zu rufen. So muss ich sagen, hätte der Abend ruhig weiter gehen können, dennoch beschlossen Lotta und Ich gegen 12 die Gruppe zu verlassen und zum Hostel zurück zu gehen, da wir früh morgens wieder raus mussten und wahrscheinlich jeder sich denken kann, wie lange es dauert bis vier Mädchen auf engsten Raum und mit nur einer Dusche in die Pötte kommen würden. Am Hostel angekommen begaben wir uns durch ein Dschungellabyrinth aus Fluren und Gaengen zu unserem Zimmer, wo uns eine ziemliche Überraschung erwartete...
Ich schloss das Zimmer auf und irgendwas war anders - das Licht brannte, genauso wie der penetrante Duft von verbrauchter Luft (und den bereits oben erwähnten Käsefüßen) und eine uns vollkommen wildfremde Person hatte es sich schnarchend in einem unserer Betten gemütlich gemacht. Nach anfänglicher Verwunderung verließen wir das Zimmer, schauten uns an und verfielen in einen Lachanfall. Nachdem wir endlich wieder Luft schnappen konnten , machten wir uns auf den Weg zur Rezeption um zu klären was da eventuell falsch gelaufen sein koennte, natürlich nicht ohne vorher ein Foto des Mannes auf Snapchat zu posten, um diesen Moment zu verewigen. Jedoch stellte sich heraus, dass der Mann zu recht in diesem Bett lag und wir gezwungener Maßen umdisponieren mussten und unsere Jungs so freundlich waren den Mädels das große Zimmer zu überlassen und umzusiedeln. Erschöpft und ohne weitere Überraschungen gingen wir schlafen und taten uns müßig an der herzhaften Auswahl des Frühstückbuffets, welche folgendermaßen Aussah; Brot mit Marmelade oder Marmelade mit Brot!
Der zweite Tag des Seminars stellte sich als überraschend lustig und frei da. Wir wurden in zweier Gruppen eingeteilt uns sollten eine Präsentation über eine bestimmte Region UK`s machen also Wales, Schottland, England und Irland. Dafür hatten wir den kompletten Vormittag Zeit und recherchierten wirklich in der beeindruckenden Stadtbücherei von Birmingham welche ein Café, eine tolle Dachterrasse besitzt sowie einen geheimen Garten, versteckt inmitten der Bücherei. Am Nachmittag war dann Präsentationszeit und wir hatten eine Menge Spaß bei den interaktiven Präsentationen, bei denen unteranderem 1,2 oder 3 gespielt wurde, eine Fernsehshow die stark an der Preis ist Heiß erinnert (mit einem unvergesslichem Moderatorenteam) oder einem Hogwartsquiz, wo alle Mitspieler zuerst in ein Haus aufgeteilt wurden und Punkte für den Hauspokal sammeln konnten.
Und danach wurden wir alle zu einem Tea eingeladen, mit jeweils typischen Spezialitäten aus den einzelnen Regionen, die wir vorgestellt haben. Auch wenn ich Schweinehaut, frittierte Eier oder Käse mit Beeren nicht gerade als Spezialität bezeichnen würde.
Doch der richtige Spaß begann erst am Abend, wo wir natürlich in alter Manier die Stadt unsicher machen wollten, Betonung liegt auf wollten, und in eine Karaoke Bar den Abend zuverbringen. Dies stellte sich als eine zunehmende Herausforderung dar, nicht nur weil wir letztendlich über 2 Stunden sinnlos in der Stadt rumgelaufen sind und das immer und immer wieder in Kreisen (Und glaubt kein Wort wenn der grandiose Stadfueherer nicht mal sein Google Maps bedienen kann). Mit der glorreichen Aussicht auf Felixs Versprechen, wir seien in fünf Minuten da, sammelten wir unsere letzten Kraefte und marschierten weiter. Jedoch habe ich schon nach dem 12. Mal aufgehört diesen Worten Glauben zu schenken und begann Unfrieden in der Gruppe zu stiften und forderte die Koepfung unseres „Führers“. Leider stieß dieser Vorschlag auf wenig Fuerspruch und wir liefen weiter, ohne ersichtlichen Erfolg, quer durch Birmingham. Irgendwann beschlossen wir dann, Vorurteilen zu folgen und nach Chinatown zu laufen; weil, wenn nicht hier, wo sonst singen Leute in kleinen, engen Kammern Lieder in Tonhöhen, welche nur noch Hunde wahrnehmen können und verkaufen das gepaart mit Alkohol als Spaß für die ganze Familie.
Und tatsächlich fanden wir schon nach kurzer Suche die erste Karaoke Bar, welche jedoch sich nur brüstete eine Karaoke Bar zu sein um unwissende Touristen in die Falle zu locken und diese erst wieder gehen zu lassen, wenn jeder von ihnen das überteuerte „All You Can Eat Buffet“ gegessen hat. Und nach der ca. 5. Bar, welche das Wort singen oder Karaoke beinhaltetet, aber die sich alle samt als Pleiten herausstellten, begaben wir uns auf den Weg in ein normales Pub. Welches, wie wir nach einer 15 minuetigen Diskussion entschieden hatten, auch wirklich undergrund genug war.
Aber da dieser Blogpost eh schon viel zu lang ist kuerze ich das hier einfach mal ab und fasse die letzten 15 Std in einem Satz zusammen. Felix du bist ein fuerchterlicher Reisefuehrer und dennoch hat es mir unglaublich gefallen dieses Wochende mit euch zu verbringen!
Janet XOXO
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