Novemberwoche 1
Nach einem einwöchigen Seminar geht es für Julia_slaapt_lekker nach Amsterdam. Dort steht die jährliche Museumsnacht auf dem Programm. Und es wird ein Erlebnis!
Neuer Monat - neuer Bericht!
Nach meinem anfänglichen Vorhaben, alle zwei Wochen einen neuen Beitrag zu verfassen habe ich gemerkt, dass dies doch ziemlich unmöglich ist (wenn auch sinnvoll bei all den neuen Eindrücken) und mich auf einmal im Monat beschränkt. Mal schauen, ob’s funktioniert. :-D
Die letzten Oktoberwochen verliefen Verhältnismäßig ruhig, abgesehen von unserem kleinen Ungarn-Germany-Meeting und anschließender Party im Mission House. Zwischendrin war ich oft am Meer (welches jetzt endgültig zu kalt zum Schwimmen ist - na ja, warten wir auf’s 1. Januar Nacktbaden!)
Auch für meine Fitness habe ich bisher mehr getan. Außer den gewohnten Maschinen im für mich von meiner Einrichtung bezahlten Fitnessstudio war ich nun auch noch in zwei Kursen: Spinning und Kickboxen (wovon letzteres eindeutig das bessere für mich ist :-D).
Die für Holland sehr berühmten und zahlreich vorhandenen Kringlopwinkel wurden von mir auch schon fasziniert begutachtet und dabei gleich noch ein Zwei-Euro-Sessel mitgenommen, der nun in meinem noch bearbeitungsfähigem Zimmer steht. (Farbe steht schon bereit!)
Der November begann dann gleich mit einer Woche EVS-Seminar, welches diesmal in Arnhem stattfand, einer nach meiner Meinung unterschätzen weil unberühmten holländischen Großstadt. Feiern ist dort auf jeden Fall gut möglich, wenn einem grad der Sinn danach steht muss man einfach mitten ins Zentrum wo sowieso alles auf einem Platz ist und kann sich dann wie gewohnt von der einen Bar in die nächste treiben lassen (natürlich alles ohne Ausweis oder Eintritt). Die Musik ist auch von bester Qualität und sogar meinen manchmal etwas komischen Ansprüchen entsprechend. Also für jeden was dabei. :)
Dies nutzen wir natürlich gleich aus und so hatten wir eine schöne deutsch-ungarisch-ukrainische Truppe am Start, welche sich ohne Scham auf die Tanzfläche schwang. :-D
Aber auch sonst brachte das Seminar einige bleibende Erinnerungen, welche auch nicht immer positiv waren, erinnert sei hier nur an einen Kleingruppentag, der von jeder Gruppe mit speziellen Themen (Drogen und Prostitution, Tiere sowie Immigration) selbst gestaltet und ausgeführt werden sollte. Meiner Interessenlage entsprechend befand ich mich natürlich in der Immigrations-Truppe und wir hatten große Pläne: Islamisches Zentrum besuchen, danach ein kurzer Abstecher ins Asylheim um uns alle traurigen Einwanderergeschichten anzuhören und danach noch Fragbögen an Einheimische sowie Immigranten austeilen.
Das islamische Zentrum fanden wir, allerdings erst nach 2,5 Stunden des Herumirrens in den größer als angenommenen Ausläufen der Stadt - kann ja niemand wissen, dass es neben Rosendaalseweg auch noch eine Rosendaalsestraat gibt, welche wir eigentlich nötig hatten. Unscheinbar und nur mit fremder Hilfe zu finden, befanden wir uns dann endlich im besagten Zentrum, welches ohne große Aufmerksamkeit zu erregen ganz einfach in einem normalen Wohnhaus lokalisiert war. Nach Absprache mit dem Chef (auf türkisch-niederländisch!) durften wir auch nach innen gehen und uns die drei Stockwerke Treffpunkt für Arnhemer Muslime anschauen, welche aus Moschee, Koranschule und Frauentreff (natürlich separat ein Stockwerk entfernt von den Männern) bestand.
Wieder einigermaßen besänftigt weil erfolgreich setzen wir unsere Reise fort - zum Zentrum und von dort aus gleich weiter in die Vorstadt, in welcher sich das Asylheim befinden sollte. Nach ca. 20 Minuten Fahrt (natürlich alle total platt) wurden wir auch fündig, doch aufgrund fehlenden Termins wurde uns dort der Einlass verwehrt. Nichts mit echten und spannenden Lebensgeschichten! Resigniert machten wir uns auf zurück ins Zentrum, wo wir dann passend zum Thema Integration einen Kaffee im mexikanischen Restaurant schlürften - wenigstens ein bisschen ausländischer Touch. :-D
Am Abend kamen wir dann aber auf unsere Kosten, weil die ganze Seminargruppe zum Buffet im Indonesischen Restaurant eingeladen war - sehr viel, sehr scharf, sehr lecker!
Das restliche Seminar bestand dann noch aus einem Einwandererquiz, einer Mission Impossible, einem Ausflug zum Open-lucht-Museum (Freilichtmuseum) und gemütlichem Abend-Singen mit Laci, unserem begabten Gitarrenspieler. ;)
Das Wochenende nach dem Seminar wurde dann natürlich traditionell in Amsterdam verbracht, Freitag Nachmittag besuchte ich gemeinsam mit Wiebke, einer anderen Freiwilligen aus Deutschland einen schönen buddhistischen Tempel mitten im chinesischen Teil des Rotlichtviertels um mich dann später am Abend mit Mauricio und noch zwei weiteren Freunden in einer der zahlreichen Amsterdamer Bars zu treffen.
Nach sehr erholsamen Schlaf im Gästezimmer des Mission Houses (zum ersten mal nach zwei Wochen wieder ein Bett über die Ein-Meter-Breite) war der Samstag dann vorbestimmt zum Vorbereiten und Teilnehmen an der Museumsnacht, welche wirklich ein unvergessliches Erlebnis darstellte. Die Museumsnacht ist ein jährlich wiederkehrender Event in Amsterdam, an welchem für einmalige 17,50 € beinahe alle Amsterdamer Museen zwischen 19 - 2 Uhr besichtigt werden können und zahllose Events wie besondere Musik, Essen, Do-it-yourself oder spezielle Führungen noch für weiteren Spaß und Stressfaktor (wegen der Gleichzeitigkeit der Events) sorgen.
Theresa und Ich starteten unsere Reise am botanischen Garten, dessen Gewächshaus in Rot, Blau und Grün beleuchtet war und auf dessen Terrain sich auch noch eine „denkende“ Skulptur befand, welche sich durch Farberkennung genau in die Farbe umwandelte, die man vor das sehende „Auge“ hielt (also zum Beispiel rot, stand man dort mit einem roten Pullover). Von dort zogen wir weiter in die prächtige jüdische Synagoge, welche nur zu diesem besonderen Event geöffnet war und in der zufällig auch gerade ein jüdischer Chor auftrat.
Unser Trip ging weiter im Rembrandhuis, bei dem wir hauptsächlich Treppen stiegen aber auch für ein Projekt eines Fotografen Modell standen, welcher die Nachtwache von Rembrand neu inszenieren wollte und dazu alle Besucher der Museumsnacht gebrauchte.
Von dort aus nahmen wir die Tram in die andere Richtung Amsterdams zum Tropenmuseum, welches mit seiner Vielzahl Fundstücke von alten sowie noch existierenden Kulturen aufwartete und dabei die Geschichte jedes Landes erzählte. Natürlich viel zu groß um alles in einer halben Stunde zu besichtigen, deswegen ist die Museumsnacht für mich auch eher ein Anstoßpunkt durch welchen man auf Museen, die man später noch anschauen möchte, aufmerksam wird. Abgelenkt von laut schallender Michael Jackson Musik machten wir uns wieder auf den Weg zum Ausgang - natürlich nicht ohne einen kleinen Abstecher auf der Party im Keller des Museums mit Live-DJ.
Von hier aus begann dann eher der frustrierende Teil des Abends - kann ja niemand wissen dass jeder plötzlich mitten in der Nacht den Zoo besichtigen will! - und nach zwei Stunden umsonst Wartens (in der Kälte) gingen wir gestärkt von Patates aber ohne großen Plan zurück in Richtung Hermitage, in welcher wir dann überraschenderweise noch das Ende einer Veranstaltung mit dem Namen „Moscow Disco“ mitbekamen - ein Mix aus russischer, spanischer und französischer Musik mit super Tanzbeat.
Wieder besänftigt und ganz auf unsere Kosten gekommen liefen wir dann verschwitzt um halb drei Uhr nachts vorbei an den beleuchteten Grachtenbrücken zurück zum Mission House um nach weiteren zwei Stunden Redens vollkommen erledigt ins Bett zu fallen.
Der nächste Tag verlief in dieser Hinsicht etwas ruhiger, wobei auch nicht vollkommen. Nach einem ausgiebigen Frühstück entschloss ich mich mir mit Elsa, einer auch im Mission-House lebenden französischen Freiwilligen, das Huis Marseille anzuschauen, wieder ein Museum, in welchem Bilder des Fotografen Fazal Skeikh ausgestellt waren, welcher Menschen in Pakistan, Somalia und Indien fotografiert hatte. Bei allen drei Ausstellungen legte er seinen Fokus auf die grausame Situation der Frauen in diesen Ländern und verdeutlichte dies noch durch Portraitfotos mit beigefügten – echten - Lebensgeschichten.
Nach drei Stunden intensiven Anschauens, Lesens und geschockten Unterhaltens verließen wir das Museum wieder mit einer überaus positiven Meinung über diese kleine Einrichtung und meinen Rucksack schulternd verließ ich das Mission House abends, eigentlich mit dem Vorhaben, nun nach Hause zu fahren. Da Amsterdam aber nicht wie andere Großstädte ist, traf ich auf meinem Weg zum Bahnhof natürlich drei weitere Freiwillige die ich kannte und verbrachte so meinen Abend zusammen mit meinen ungarischen Freunden in einem der zahlreichen Coffee-Shops - natürlich nur Schokoladenmilch trinkend. ;)
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