Noticias
Heute habe ich auch wirklich gearbeitet und zwar sehr ausführlich an meinen ersten Nachrichten. Und es gibt einen Wetterumschwung: ein Wild-West-Wind zieht auf.
Nach der schrecklichen Nacht mit dem Fuchsgeheule bin ich ganz froh, dass es hell ist und außerdem nach einem heißen Tag aussieht. Mein Frühstück ist fast wir zuhause: Müsli mit Banane und Joghurt und Milchkaffee. Im Telecentro ist heute auch mehr los: klar, José Luis ist schon da, aber Luis schneit auch herein, dann kommt Pablo und arbeitet an seiner Radiostation und irgendwann kommt der Valencianer, der eher wie ein Russe aussieht. Wir checken Mails, bis uns José Luis zu sich ruft. Einmal gibt es ein Blatt mit allen Passwörtern, die wir brauchen, zum Beispiel, um als Administrator auf der Internetseite einen neuen Artikel zu verfassen. Das bekommen wir in aller Ausführlichkeit als nächstes gezeigt. Das wirkt ganz schön kompliziert, damit alles die richtige Form bekommt. Ich fühle mich an ein Praktikum aus der elften Klasse erinnert. Damals war ich eine Woche in der Redaktion eines Online-Lokalmagazins in Freiburg. Dort standen alle furchtbar unter Druck und weil auch noch eine Mitarbeiterin in Urlaub war, hatte niemand Zeit, mir etwas zu zeigen. Die Berichte, die ich schreiben sollte, waren den Ansprüchen nie gewachsen und wurden noch x-mal umgeändert. Allesamt enttäuschende Erfahrungen, woraus ich vor allem erkannte, dass ich so nen Job auf gar keinen Fall machen will.
Und jetzt sitze ich hier im Telecentro und mache eigentlich genau das. Mit dem großen Unterschied, dass mir hier etwas zugetraut wird und es nicht schlimm ist, dass ich Grammatikfehler gemacht habe, denn das kann man noch mal verbessern. Meine erste Nachricht ist über Senioren, die sich Smartphones kaufen, um damit den Puls zu messen. Ich bastle ziemlich lange daran herum, weil wir nicht alles so übernehmen, sondern selbst wiedergeben sollen. Wir arbeiten sogar in die Mittagspause hinein, bis wir heimgeschickt werden. Das nennt man wohl anfänglichen Arbeitseifer.
Mittags wird die Nachricht hochgeladen und schön per Facebook verbreitet. Dann ist auch schon fast Feierabend, aber bevor wir gehen, gibt es noch einen Plan für die Monate bis Dezember mit sämtlichen Terminen. Ich erschrecke ein bisschen, denn schon in einem Monat sollen wir die ersten Kurse halten. Oje, das geht dann doch etwas schnell. Klar, wir kriegen jetzt dann einen Sprachkurs zweimal die Woche, aber um Spaniern etwas beibringen zu können, bedarf es doch etwas mehr, oder nicht?!
Draußen weht ein starker Wind, aber Laetitia und ich gehen nochmal los, gucken wann die Post auf hat und ein Feuerzeug kaufen und sowieso noch ein bisschen spazieren gehen und was vom Dorf sehen. Beim Wort Feuerzeug gab’s schon massive Sprachprobleme mit José Luis, weil er’s einfach nicht verstanden hat und der Vorschlag vom Wörterbuch hat nicht so wirklich hingehauen.
Der Spaziergang führt uns an Häusern vorbei, wo man nicht vermuten würde, dass da Menschen wohnen, bis jemand hinter der klapprigen Tür verschwindet. Halb zerfallen, ohne Fensterscheiben- und trotzdem bewohnt. Wieder geht’s über Stoppelfelder, aber nicht weit, weil der Wind echt stark ist und den ganzen Staub aufwirbelt. In Deutschland würde man schon Orkanwarnungen herausgeben.
Daheim wird gekocht und zu den Klängen von Radio Zaragoza räumen wir mal die Gewürze neu ein und sortieren die sechs verschiedenen Curry-Pulver. Gocha, der Freiwillige aus Georgien, der vorher hier wohnte, hatte laut José Luis einen Gewürztick. Man merkts!