Nicht viel, aber etwas neues
Salut mes amis!
Salut mes amis!
Wo habe ich letztens aufgehört? Ich glaube, Ecole nationale de la musique. Also, das war mal eine echte Pleite. Am Donnerstag hatte ich dort meinen Termin. Ein Donnerstag absolument surchargé (= total überladen) mit Terminen. Ich bin also zur Ecole gerannt (ich wäre auch noch beinahe zu spät gekommen!) und man hat mich zu der Professorin geführt, die das Atelier vocal leitet. Sie hat noch ihre Stunde beendet um mich dann vorsingen zu lassen! Ich hatte es geahnt. Befürchtet. Aber ich war vorbereitet! Im meinem Reisegepäck befanden sich nämlich noch ein paar Chornoten von denen ich jetzt profitieren konnte! War gar nicht so schlecht. Hat sie auch gemeint. Aber letztlich mangelt es ihr an Platz, sie kann keine Schüler mehr nehmen, wollte aber einen Kollegen fragen. Ich habe meine Telefonnummer dagelassen aber bis jetzt hat sich noch niemand gemeldet. Wie gesagt, totale Pleite.
Freitag war Feiertag und ich war wieder Eislaufen, es entwickelt sich wirklich langsam zu einem Ritual! Macht aber auch immer wieder Spaß. Davor sind wir einen Döner essen gegangen, das zweite internationale Essen, das mir ein bisschen Heimatgefühle vermittelte (en rappelant à Monsieur Encadré). Lecker! Nach dem Eislaufen habe ich bei Sonia übernachtet, meiner kleinen Schwester, da in der JH die Heizung ausgefallen war und ich keine Lust hatte, in einem Kühlschrank zu schlafen. Noch dazu en einem Feiertag. Putain. Aber wozu hat man Freunde!
Samstag war ich einkaufen, angefangen mit einer kleinen elektrischen Heizung und einer wärmeren Decke. Reine Vorsicht, Nadine meinte, es passiere öfter, dass die Heizung ausfällt. Danach Grosseinkauf, Nadine hat mich netterweise in ihrem Auto mitgenommen hat. Sie arbeitet auch in der JH. Sie und ihre Tochter (5 Jahre) haben mich also hier eingesammelt und wir sind zusammen zu "Géant" gefahren. Es ist so, wie es heißt: riesig. Hinzu kommt, dass Samstag absolut die Hölle los war, einfach weil alle Welt dann einkauft. Ich war ein wenig desorientiert. Aber nach drei Monaten habe ich nun endlich Paniermehl gefunden! Gut, gefunden ist übertrieben, ich habe gefragt. Daher gab es am Sonntag zum ersten Mal frische Schnitzel mit Kartoffeln! Ich habe hier endlich meine Freude am Kochen entdeckt! Damit hätte ich zwar nie gerechnet, ist aber passiert. Da es hier an Messbechern und Ähnlichem mangelt, koche ich nur nach Gefühl, und das gar nicht mal schlecht. Ich probiere auch einfach mal was aus. Genauso wenig hätte ich gedacht, dass ich mal freiwillig den Abwasch mache. Hier kann ich es nicht sehen, wenn jemand sein dreckiges Geschirr in der Gemeinschaftsküche stehen lässt - und ich mach ihn. Bin ich das noch?
Samstagabend war wieder mal Kino angesagt, diesmal allerdings schon um 18.00 Uhr, da es einen Hintergedanken gab: es war der Geburtstag von Bruno und es galt, ihn von zu Hause fern zu halten, wo seine männlichen Freunde eine Überraschungsparty vorbereiteten. Kein Problem. Wir haben uns "Flight Plan" angesehen, vom Verständnis her leichte Kost, Handlung durchschaubar und ein kitschiges Ende. Die schauspielerische Leistung der Hauptdarstellerin fand ich jedoch ausgezeichnet, überzeugend und mitreißend. Muss man mögen oder nicht.
Unter der Woche habe ich diesmal nicht so viel gemacht, ich habe meine Brief an die Schulen geschrieben, habe mit der Sängerin telefoniert, die hier ab Januar ein Seminar geben wird und mich ein bisschen schlau gemacht, wie ich nach Paris und Barcelona komme. Alles in Planung. Dienstag wollte ich mal ein bisschen was für meine kulturelle Bildung tun und bin zu einer Konferenz der "Alliance française" gegangen, Thema: Camus et Sartre. Da sag noch einer, der Unterricht von Herrn Noll hätte keine Spuren hinterlassen! Es war jedenfalls cool, die Referentin verstand ihr Publikum zu fesseln, hat Zitate einfließen lassen, Reflektionen, Ereignisse, die zum Nachdenken angeregt haben. Was ich ihm Kopf behalten habe ist zum Beispiel der Satz, den Simone de Beauvoir (die Partnerin von Sartre) angesichts der Nachricht des verfrühten Todes von Albert Camus sagte: „Il n'était plus rien pour nous.“ In etwa: Er war nichts mehr für uns. Er bedeutete nichts mehr für uns. Sie konnte nicht weinen und gleichzeitig nicht völlig unberührt bleiben. Wie kam es dazu? Der Riss zwischen Sartre und Camus? Hat ein bisschen vertieft, was ich schon wusste. Außerdem habe ich ein paar bekannte Gesichter wiedergesehen, zufällig, was auch mal ganz nett war!
Donnerstag war ich beim Augenarzt. Da ich hier eine Versicherung besitze, die mir eine neue Brille finanziert, dachte ich mir das nutz ich mal aus. Er hat festgestellt, dass ich tatsächlich etwas schlechter sehe. Was bedeutet, dass ich ab Freitag nächster Woche eine französische Brille haben werde. Freitag dieser Woche aber war ich erst mal wieder Eislaufen und zusätzlich zu diesem Ritual kam ein extraordinäres Ereignis: ich bin gefahren! Das erste Mal seit drei Monaten Entzug saß ich wieder hinter einem Steuer! *Seufz*. Wie habe ich das vermisst. Aber was ist passiert? Ich glaube, ich habe ein bisschen rumgenervt ("Ich fahre!", "Kein Problem, ich habe einen Führerschein", "Ich bin so lange nicht mehr gefahren"). Nein ernsthaft: Wir haben uns Panini geholt (ein Zwischending zwischen Pizza und Sandwich) und auf dem Rückweg hat Mathieu mir seine Schlüssel gegeben! Er hat mir das Auto seiner Eltern anvertraut. Und ich habe es nicht enttäuscht! Noch nicht mal abgewürgt! War ein Renault, was ich noch nie vorher gefahren habe.
Soweit erst mal, je vous embrasse! Bianca J.