Neues aus Belgien
Die restliche Zeit in Belgien wird für Christiane_89 immer kürzer. Umso mehr wird ihr bewusst, was für eine gute Erfahrung die Monate dort sind. Auch wenn ihre Arbeit manchmal Schattenseiten hat.
Ich dachte mir mal eben, dass es wieder Zeit wäre, etwas von mir hören zu lassen.
Ja, also mir geht’s immer noch gut und ich bin glücklicherweise von den zahlreichen Bakterien und Viren die hier in der Gegend rumschwirren verschont geblieben. Was man allerdings von den Bewohnern und den Betreuern nicht behaupten kann. Alle waren irgendwie ein wenig geschwächt und nicht sonderlich motiviert.
Einer der Bewohner ist sogar beinahe an seinem Erbrochenen erstickt, weil er nicht in der Lage war, sich aufzurichten. Aber glücklicherweise war schnell Hilfe da und es sah schlimmer aus, als es im Endeffekt war.
Bei einer anderen Bewohnerin ging es allerdings nicht so glimpflich aus, was aber nicht an irgendwelchen Erregern lag, sondern daran, dass eine andere Behinderte sie die Treppe runter geschuppst hat. Nun hat sie ein gebrochenes Bein und liegt für die nächste Zeit erst mal im Krankenhaus. Letzte Woche waren die Bewohner insgesamt sehr aggressiv, was meistens aber ohne ersichtlichen Grund passiert. Die meisten können sich auch nicht so verständlich machen, dass man weiß wieso und weshalb sie so handeln wie sie handeln. Man weiß nicht, was sie denken und in wie weit sie verstehen, was man ihnen sagt.
Auch ist es einem nicht möglich zu sagen ob manche Handlungen aufgrund ihrer Erkrankungen geschehen oder andere Gründe haben. Darum muss man wirklich jedes Mal die Situationen neu einschätzen, um zu wissen, wie man darauf reagieren soll. Zum Bespiel gibt es auch eine, die einem jeden Tag erzählt, dass sie Bauch-, Kopf- und Zahnschmerzen hat und dazu kommen dann jedes Mal noch andere Beschwerden. Man weiß aber, dass es nicht ernst zu nehmen ist, da vor ein paar Tagen der Zahnarzt gerade erst da war. Aber was ist, wenn sie wirkliche Beschwerden hat, wie soll man da unterscheiden, zwischen dem täglichen Geplapper und den tatsächlichen Schmerzen….
Das alles braucht glaub ich viel Erfahrung und Routine, die ich nach meinen 4 ½ Monaten hier natürlich noch nicht haben kann. Aber es sind ja Betreuer da und darüber bin ich auch froh.
Was gibt’s außer Arbeit noch? Ich war mal wieder auf einem Seminar, diesmal das Mid-Term Seminar. Für drei Tage ging es nach Brüssel und es war wirklich schön wieder alle vom ersten Seminar sehen zu können und bisher Erlebtes auszutauschen. Es waren aber auch ein paar neue Gesichter dabei, darunter drei sehbehinderte Freiwillige. Zwei von ihnen war vollkommen blind, die dritte konnte sich hingegen "frei" bewegen, konnte sich also auch in einer ihr fremden Umgebung zurechtfinden. Ich finde es unglaublich mutig von ihnen und schön, dass sie auch Erfahrungen im Ausland machen können. Ich habe natürlich keine Ahnung, wie es ist, nichts sehen zu können und in wie weit man damit in der Lage ist, sich in einer unbekannten Umgebung zurechtzufinden. Aber mit Sicherheit ist es nicht leicht. Umso schöner ist es, dass es so was wie den EFD gibt, der auch benachteiligten Menschen, die Möglichkeit gibt, eine solche Erfahrung zu machen.
Für viele auf dem Seminar, war diese Situation sicherlich ungewohnt und man muss auch erst einmal lernen damit umzugehen. Vor allem, wenn man sich in einer anderen Sprache unterhält, "spricht" man ja noch mehr mit Händen und Geschichtsausdrücken, um Wörter darzustellen, die man nicht weiß. Das geht natürlich nicht, wenn dein Gegenüber nicht sehen kann. Also musste man auf viele kleine Dinge achten, die einem sonst nicht so bewusst sind.
Gestern war ich noch mit ein paar Freunden für einen Tag in Luxemburg. Vorher hatte ich keinen blassen Schimmer von dieser Stadt. Dafür fand ich es umso schöner dort. Eine wunderschöne Altstadt, alte Festungsanlagen, Täler und Berge wohin man schaute. Die Stadt ist wirklich einen Ausflug wert.
Auch die nächsten Wochenenden sind bei mir alle mit Ausflügen verplant, denn so viele sind es gar nicht mehr und ich muss aufpassen noch alles das zu machen, was ich machen wollte. Die Zeit vergeht jetzt rasend schnell, es ist schon bald wieder Februar. Ich kann es gar nicht glauben….