Namur!
Hmm, habe lang nicht mehr geschrieben, das hat aber einen Grund: In Belgien bezahlt man für's Bilderentwickeln acht Euro und in Deutschland gerade mal 2,15! Und da ich die Woche vom 3. bis 11. Juni nach Hause gefahren bin, habe ich meine Filme mitgenommen.
Hmm, habe lang nicht mehr geschrieben, das hat aber einen Grund: In Belgien bezahlt man für's Bilderentwickeln acht Euro und in Deutschland gerade mal 2,15! Und da ich die Woche vom 3. bis 11. Juni nach Hause gefahren bin, habe ich meine Filme mitgenommen.
Wo fange ich am besten an? Mit Sonntag, dem 14. Mai. Ich brauchte erstmal ein wenig Abstand zu Marche und zu den Leuten von Gregel, weil es ja nur ein paar Tage her war, dass er nach Argentinien geflogen war und so beschloss ich, endlich mal die Städte der näheren Umgebung zu erkunden. Dazu kam, dass meine Gastmutter sagte, dass das Straßenfestival "Namur en Mai" an jenem Wochenende sein sollte. Dem war zwar nicht so, trotzdem habe ich viel mit Gilles gelacht und so die Stadt erkundet.
Das positive an Namur ist, dass überall Schilder und Erklärungen zu den Sehenswürdigkeiten stehen. Da die Stadt eher klein ist, ging's dann hoch zur Hauptattraktion: der Zitadelle. Das war ein kleiner Fußmarsch aber mit Pfadfinderliedern von Gilles war's ganz witzig. Überhaupt ist das ein mir etwas befremdliches Phänomen - Pfadfinder. Ich habe jetzt keine Abneigung, im Gegenteil, ich find's toll, dass es so etwas gibt, denn bei uns gibt es das eben gar nicht. Aber hier läuft man alle fünf Minuten einer Horde dreckiger fröhlicher Jugendlicher entgegen. Vor kurzem habe ich erfahren, dass Belgien entweder trotz seiner (im Vergleich zu anderen europäischen Ländern) geringen Bevölkerungszahl entweder die meisten Pfadfinder hat oder nach England auf Platz zwei der Weltrangliste ist.
Leider ist das Wetter einem nicht immer so hold, wie man's gern hätte und es war relativ kalt, sodass wir uns wieder gen Stadt bewegten und ein Chope (Bier) zum Abschied tranken. Das Wochenende darauf war wieder Namur angesagt, denn Nina lud mich ein. Nina ist Hamburgerin, macht ihren Europäischen Freiwilligendienst in Namur und darf mit vielen anderen in der Pedagogie leben… NEID! Ich hatte sie schon beim Vorbereitungskurs in Deutschland kennen gelernt. Nach vielem hin- und her ihrerseits hat sie sich glücklicherweise dazu entschlossen, zu bleiben und Belgien lieb zu gewinnen. Nu ja, liebgewonnen habe ich an jenem Freitag bloß Gerome und der ist kein Wallone sondern Flame. Wieso? Nun, fange ich mal von vorn an. Also Nina wurde von einem Kollegen zu einer Party eingeladen und fragte, ob ich nicht auch hin will... Tja, war halt mal eine Alternative zu L'Infini also bin ich hin.
Nicht wissend, dass jener Kollege nicht 30 Jahre alt, wie von mir angenommen, sondern mindestens 50 war...Nuuuu, toll, das war erstmal ein Schock, als der mich vom Bahnhof abholte. In der Pedagogie habe ich dann auch Claudia, die Rumänin, wieder getroffen. Leider zum letzen Mal, denn den nächsten Tag flog sie nach Hause, ihr Europäischer Freiwilligendienst ist zu Ende und nun steht die Heirat mit ihrem Freund an. Claudia ist schon ein wenig bewundernswert, hat sie doch jetzt schon ihr Future Capital eingereicht, um im September wieder für neun Monate nach Mozet (Namur) zurück zu kehren. Alle Welt fragt sich nur, was mit dem Freund (Mann) dann wird.
Da waren also ein paar Freunde mit da, die halfen und tränenreich zuschauten, wie gepackt wurde. Nina machte sich inzwischen viel zu fein, für das, was uns erwartete. Glücklicherweise hatte sich Gerome, jener Flame, dazu breit erklärt, mitzukommen. Also ging's los mit dem Auto über Wiesen und Felder erstmal einen ähnlich alten Kumpel abholen und danach zur „Party". Ja, jene Party war so eine Art Dorffußballfete mit entsprechender Klientel… also mit den Menschen in unserm Alter konnte ich mich nicht anfreunden, aber dazu war gar keine Gelegenheit, denn der Gastgeber kam sofort vorbei. Ist auf dem Foto der Mann in der Mitte. Die Konversation begann mit dem typischen „Ich war schon zweimal in Deutschland“ und richtete sich zum Glück an Nina, denn meine ostdeutschen Städte konnte beziehungsweise wollte man ja vor der Wende nicht besuchen. Außerdem hatten sie einen regen Spaß daran, Nina so ein wenig zu ärgern, da sie anscheinend immer etwas länger brauchte, um alles zu verstehen. Tja, und dann kam die große Welle an „unter-der-Gürtellinie"-Witzen… Na, das war ja sooo toll. Hilfe, wie habe ich mich in die Pedagogie gewünscht, um noch ein letztes Mal mit Claudia ein wenig zu reden.
Aber nein, bis Mitternacht musste man das aushalten. Nina und Gerome haben sogar mit den anderen getanzt... ich bin beim Chope geblieben, denn die Musik war der Klientel angepasst. Bei einem langsamen Lied hat sie sogar mit ihrem Kollegen getanzt, wollte dann aber auch bald gehen.
Also konnten wir danach bei Wein noch ein wenig mit Claudia labern und fernsehen. Dann gab's auch sämtliche Abschiedsgeschenke. Dabei habe ich Santi kennen gelernt, ein Spanier, der ebenfalls in Namur seinen Europäischen Freiwilligendienst macht und sehr witzig ist. Irgendwann um zwei Uhr ging's ins Bett, um gegen sechs Uhr früh Claudia endgültig zu verabschieden. Ach ja, hab ich schon erwähnt, dass ich jenen roten großen Schal von ihr abgestaubt habe? Sie hat nämlich eine Krempelbox gemacht, um nichts weg zu schmeißen.
Am Samstag musste ich wieder nach Marche, denn - argh - Erik hatte sich entschieden, dass heute mal wieder Skater in Hotton zu besuchen sind. Sonntag fuhr ich wieder zurück nach Namur, denn diesmal gab's von Nina eine „richtige“ Stadtführung. Nicht wie das letzte Mal mit Gilles - zielloses Herumwandeln in Namur. Also ich muss sagen, es ist wirklich schön und man sagt auch eher untypisch für eine wallonische Stadt. Kurz vor dem Park stieß noch ein Freund zu uns und leistete uns Gesellschaft, während wir den Enten im Wasser beim Baden zuschauten.
Danach ging's wieder in die Stadt, ein anderer Freund sollte noch vorbei kommen und so aßen wir ein bissl Eis. Die Kellnerin wird jetzt wahrscheinlich denken, dass wir Deutschen keine Geschmacksknospen haben, denn Nina wollte statt Vanilleeis zu ihren heißen Äpfeln mit Zimt auf dem Crepes Erdbeereins... hat auch dementsprechend seltsam geschmeckt.
Abends fuhr noch kurz zu Gregels Eltern und danach nach Hause. An jenem Wochenende hatte ich auch erfahren, dass „Namur en Mai" erst am folgenden Wochenende ist und beschloss, das gesamte Wochenende dort in Ninas Zimmer zu verbringen, also nicht nochmal nach Marche zurück zu kehren. Das ging aber schon mal nicht, weil Mailys’ Theaterstück am Samstagnachmittag aufgeführt wurde und ich Donnerstagnachmittag erfahren musste, dass Nina den Schlüssel mit nach Pris genommen hatte. Also alles umplanen.
Nu ja, im Endeffekt war ich nur Sonntag da, denn Gilles schlug Freitagnachmittag vor, dass ich doch direkt nach Luvain kommen sollte, weil's so sehr viel regnet und nichts los sein wird. Fand ich auch nicht schlimm und so schauten wir uns den Film „Volver“ von Pedro Almodovar im Kino an. Ah, was für ein toller Film! Ist nur zu empfehlen. Jedoch ist ein Kinobesuch hier total anders. Die Werbung ist grundverschieden, sämtliche europäischen Filme laufen in Originalsprache mit französischen UND (manchmal oder, ich hatte Glück es war nur französisch) flämischen Untertiteln. Und gaaanz schlimm: KEIN Eismann. Gibt es denn etwas Schöneres, als den Eismann? Okay, er wird ausgebuht und beschimpft, weil wer zum Teufel isst denn im Kino Eis? Aber trotzdem ist er doch ein wichtiger Bestandteil eines jeden Kinobesuchs! Weil's so spät war (ein Uhr oder so) gingen wir danach ins Bett.
Um 14 Uhr war das Theaterstück von Mailys, also wieder nach Marche. Es war nicht wirklich aussagekräftig, denn selbst meine Gastfamilie antwortete auf die Frage nach dem Sinn mit der Information, das sei nicht zu Verstehen gewesen. Aha, so kam in einem krimiähnlichen Handlungsverlauf auf einmal die Musik von Papageno... sehr seltsam. Überhaupt kommt mir das Miteinander meiner Gastfamilie oft seltsam und fremd vor, da das Leben nicht wirklich harmonisch zugeht.
Dann fuhr ich wieder nach Namur, wo Ben (ein englischer Europäischer Freiwilliger, der in Brüssel wohnt) mit Californiamarc (eigentlich ist das interessanteste an dem Typ der Name) schon seit einigen Stunden durch Namur en Mai gezogen war. Nu ja, ich kam da um sechs Uhr an. Marc ist dann heim und während wir so durch die leeren Straßen Namurs zogen, mussten wir leider feststellen, dass Belgien kein richtiges Festivalland ist. Traurig sind wir nach Brüssel, um mit den anderen von NASA loszuziehen.
Der Ort, wo Ben wohnt, heißt nicht wirklich NASA, aber ich kann es mir einfach nicht merken und das ist am einfachsten. Als wir ankamen, kam gerade ein leichter Nieselregen herunter und wir beschlossen, die anderen zu Fuß zu suchen. SCHWERER Fehler wie sich später herausstellte, denn es regnete. Jeder Wallone hätte voller Freude „keen drache ti" geschrieen. Ich fand das… nu ja, war eine Mischung aus lustig und eklig, weil wir wirklich klitschnass waren, als hätten wir mit Klamotten geduscht.
Irgendwann haben wir die anderen gefunden und landeten am Ende in einer kubanischen Kneipe neben dem Grande Place. Am nächsten Tag ging's wieder nach Namur, wo ich endlich „Namur en Mai" sehen durfte. Mit Jana zog ich durch die Straßen und bewunderte das schöne Spektakel. So zum Beispiel Marionnettentänze bei Disco Marrria, lustige Studenten, die mit Gitarren den Unterschied zwischen Jojo und Diabolo erklären und andere tolle Sachen. Dazu schien auch noch die Sonne und so wollten wir nicht mehr weg. Mussten wir aber, denn es war schon 20 Uhr und die Gastfamilien warteten. Noch schlimmer war, dass ich nur drei Bilder habe machen können, weil's im GB keine Filme gab.
So, das war's dazu.