Nach Hause?!
Deutschland ist zu Hause. Rumänien auch. Wie kann man da „nach Hause“ fahren?
Es sind noch ungefähr zweieinhalb Monate, dann fahre ich wieder nach Hause. Ich bin mit meinen Gedanken oft beim Packen, schon seit ein paar Wochen. Liegt vielleicht auch daran, dass ich planen muss, wie ich alle meine Sachen, die sich auf so wundersame Weise vermehrt haben, nach Hause bringe. Nach Hause?
Immer mal wieder wurde ich gefragt, ob ich mich nach „zu Hause“ sehne, ob ich mich denn freue, bald wieder „nach Hause“ zu fahren. Und immer hatte ich so ein seltsames Gefühl: Nach Hause? Nee..., will ich gar nicht. Vielleicht ist es aber auch nur die Formulierung, die für mich nicht stimmt. Ich weiß nicht genau, wie ich „zu Hause“ definieren würde. Wenn ich in Berlin war und fürs Wochenende zu meinen Eltern nach Cottbus gefahren bin, fuhr ich „nach Hause“. Wenn ich von dort wieder nach Berlin zurück fuhr, hieß das aber auch „nach Hause fahren“. Also?
Ich bin ja vom Alter her gerade noch so in das EVS-Programm hineingekommen, habe schon studiert (und zwar nicht in meiner - äh - Heimatstadt – was ist das nun wieder?), Vater wohnt noch hier, Mutter inzwischen woanders. Zu Hause bedeutet für mich nicht mehr nur eine Stadt und ein Haus und eine Familie. „Zu Hause“ sind für mich viele Sachen, Orte, Menschen. Ich fahre also – zurück nach Deutschland. Und ich glaube, ich habe eher ein bisschen Bammel, als das ich mich freuen würde.
Deutschland bedeutet von Rumänien aus gesehen eher Normalität und Alltag. Alles ist bekannt. (Obwohl? Wer weiß was sich inzwischen alles geändert hat? Bleibt ja auch nicht alles stehen dort.) Rumänien war neu und anders und aufregend. Herausgehoben aus dem Alltäglichen. Wie ein Urlaub oder eine Zugfahrt. Rumänien - eine einzige lange, einjährige Zugfahrt.
Eine Herausforderung war es natürlich auch, nach Rumänien zu gehen, ein Jahr, fremdes Land. Und Bammel hatte ich auch vorher. Aber irgendwie war es doch eher einfach, herzukommen. Dadurch, dass es so etwas Besonderes war. Das hat es sehr einfach gemacht. Das Besondere ist oft einfacher und bequemer, finde ich. Und von hier aus gesehen, ist es dann fast wieder Deutschland, was eine Herausforderung ist. Das Leben in Deutschland genauso besonders zu machen, wie es das Leben in Rumänien war. Vielleicht ist das sogar schwerer.
Wie war das doch gleich in dem Film neulich, „Solino“ – es kommt nicht so sehr darauf an, wo man ist, sondern darauf, was man dort tut, wo man ist. Und das dann aber mit Feuer und Leidenschaft. Genau.