Mzcheta - Religiöses Zentrum Georgiens
In 20 km Entfernung zu Tiflis befindet sich die alte Hauptstadt Mzcheta, auf einem Plateau über ihr gelegen das gefährdete Kloster Dschwari.
Das Kloster Dschwari stammt aus dem 6. Jahrhundert und gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Wegen der fehlenden Renovierungsarbeiten steht die griechisch-orthodoxe Kirche jedoch auf der Roten Liste. Der Legende nach wurde auf dem Berg, auf dem das Kloster steht, bereits im 4. Jahrhundert von der Heiligen Nino, welche das Christentum nach Georgien gebracht haben soll, ein hölzernes Kreuz errichtet. Im Jahr 545 entstand dann unter Fürst Guaram I. eine erste Kapelle, von der heute nur noch Ruinen geblieben sind. Erst Guarams Nachfolger Stefanos Patrikios sowie sein Bruder Demetre und dessen Sohn Adarnase errichteten die heute noch erhaltene Kreuzkirche mit 25 m Höhe sowie 20 m Länge und 16,5 m Breite. Vom Plateau aus hat man eine gute Sicht auf die antike Hauptstadt Mzcheta, die am Zusammenfluss der beiden Flüsse Mtkwari und Aragwi liegt. Manchmal kann man die unterschiedliche Farbe der beiden Wasserträger und deren Zusammenflusslinie genau ausmachen.
Mzcheta, das bis ins 6. Jahrhundert Hauptstadt Georgiens war, war bei unserem Besuch im Frühjahr wie ausgestorben. Auf dem großen Parkplatz standen mehr Souvenirs verkaufende Standbesitzer als Autos. In der Zugangsstraße zur Stadt waren Bauarbeiten im vollen Gange und überall versperrten Holz- und Putzreste den Weg. Erst an der Touristenattraktion, der Swetizchoweli-Kathedrale angekommen, begann das 3000 Jahre alte, religiöse Zentrum Georgiens seine ganze Schönheit zu zeigen. Nach einem Spaziergang durch den weitläufigen Innenhof der „Kathedrale der lebensspendenden Säule“ besuchten wir die Kirche aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts. Bereits im 4. Jahrhundert soll die Heilige Nino hier die erste Kirche Georgiens errichtet haben. Als Begründung für ihre Ortswahl zog sie wohl eine alte Erzählung heran, nach der ein georgischer Jude nach Jerusalem reiste, um für Jesus zu sprechen, aber zu spät kam und nur noch dessen Kreuzigung erlebte. Dafür kaufte er den Soldaten das Gewand Jesu ab und brachte es mit nach Hause. Dort soll es seine Schwester an sich gedrückt haben und sofort gestorben sein. Das Gewand hielt sie jedoch so fest umklammert, dass man es ihr nicht aus den Händen nehmen konnte und so wurde sie damit begraben. Über der Grabstätte wuchs eine Zeder. Die Heilige Nino nun ließ die Zeder abholzen, um die Kathedrale über dem Grab bauen lassen zu können und schuf aus dem Zedernholz eine Säule, welche sich aber nicht aufrichten ließ. Erst, nachdem sie eine Nacht lang gebetet hatte, kam ein Engel und richtete die Säule auf, sodass der Kirchenbau vollendet werden konnte. Später trat aus der Holzsäule eine harzige Flüssigkeit aus, die die Gabe hatte, Krankheiten zu heilen, weshalb die Kirche den Namen Swetizchoweli, „lebensspendende Säule“ erhielt. Ihretwegen gilt Mzcheta als religiöses Zentrum Georgiens. Im Sommer pilgern viele Touristen und Georgier in den kleinen Ort.
Im 5. Jahrhundert soll auch König Wachtang I. eine Basilika errichtet haben. Fundamente dieses Baus fand man tatsächlich bei Renovierungsarbeiten in den 70er Jahren. Die 5 m hohen Mauern, die 1787 zu Wehrzwecken gebaut wurden, bilden heute einen großen Hof um die Kirche, der von den dort lebenden Mönchen u.a. mit Beeten bewirtschaftet wird. Jahrhundertelang diente die Kathedrale als Krönungs- und Begräbniskirche für die georgischen Könige sowie als Hauptkirche der Georgisch-Orthodoxen Religion. Noch heute hat der georgische Patriarch hier seinen Sitz.
Die vielen Fresken, mit denen der Kircheninnenraum einst ausgeschmückt war, waren 1830 allesamt aus Anlass eines Besuches des russischen Zaren übertüncht worden und wurden erst in den letzten Jahren wieder freigelegt. Wie das Kloster Dschwari gehört Swetizchoweli seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe.