Mondkuchenwoche
Wieder mal viel gutes Essen und skurrile Erlebnisse
Diese Woche ist so viel passiert, dass ich wieder merke: Diese Einträge schreibe ich nicht nur für euch, zum interkulturellen Austausch, sondern auch für mich, um die vielen Eindrücke und Erlebnisse zu sammeln.
Kulinarisches Erlebnisse der Woche: Am Donnerstag wurde mir ein ausgefallenes Restaurant gezeigt. Im Vorhinein war ich gefragt worden, ob ich „Barbecue“ mag. Das deutsche Familiengrillen hatte mit meinem Abend in Shenyang wenig gemein. Ich saß mit einer Freundin in einer Autowerkstatt, umgeben von Autoreifen. Als ich am nächsten Tag an dem Laden vorbeiging, wurde mir klar. Dieser Laden ist tatsächlich tagsüber eine Autowerkstatt und rüstet abends zum Lokal um. Auf jeden Fall saßen wir an diesem Abend in dem Garagenstil-Restaurant als die einzigen Gäste und hockten uns auf kleine Hocker neben einen kniehohen quadratischen Tisch. In der Mitte des Tisches war ein Minigrill, Holz verbrannte und spendete uns: 1. Wärme, 2. leckeres Essen. Wir bestellten Schnittlauch, (rohes) Rind- und Schweinefleisch und Sauerkraut und aßen die Leckereien direkt frisch vom Grill. Der Kellner kam zwischendurch vorbei, um die fettige Folie (gleiche Funktion wie Aluschale) zu wechseln. Am Ende bezahlten wir 58 Yuan (~7 €) und waren pappsatt.
Weiteres Highlight war das Abschlussessen einer Kollegin, die wieder nach Deutschland zurückgereist ist. Wir bekamen in dem Restaurant wieder mal eine kleine abgeschottete Ecke mit großem Rundtisch und drehbarer Glasplatte in der Mitte (so kommt immer jeder möglichst unkompliziert (und unauffällig) an jeden Teller und jede Leckerei dran). Wir bestellten grüne Bohnen, Blattspinat mit Tofu, süßes, frittiertes und gebratenes Schweinefleisch und gebratenen Reis. 5 Gerichte für 5 Personen-und es war natürlich wieder viel zu viel. Wir hatten sogar noch eine kleine Torte mit (ja, hier darf man eigenes Essen mit ins Restaurant nehmen, sogar samt Kuchenteller und -besteck), von der wir uns alle am Ende noch ein Stück gönnten. Ich gebe es zu: Ich habe mir zwei Stücke genommen.
Während dieses Essens habe ich gelernt: Frösche können vier unterschiedliche Laute von sich geben und junge Frösche klingen anders als ältere. Das erklärte uns eine chinesische Kollegin, deren Familienhaus in Südchina direkt neben einem Bach liegt und, in dem sie nachts wohl früher immer von Fröschen wachgehalten wurde und sie deshalb genau beobachtet und belauscht hat. Ich könnt euch vorstellen: Wir hatten viel zu lachen.
Außerdem konnte/musste ich mich diese Woche intensiv mit chinesischen Spielen und der allseits vorhandenen Begeisterung für sie auseinandersetzen. Anstatt Unterricht spielten wir an einem Morgen mit zwei Parallelkursen traditionelle chinesische Spiele: Wir sprangen Seil, zuerst möglichst lange, dann mit möglichst vielen Personen und auch nach einander. Ein großer Federball samt Sprungfeder und bunten Plastik-Vogelfedern unterhielt derweil die Jungen/Männer. Wie beim Fußball wird der Gegenstand hin und her gekickt und soll dabei möglichst lange oben gehalten werden. Das perfekte Spiel für Angeber. Das dritte Spiel war eine vereinfachte Version von Völkerball-zwei Teams, die sich gegenseitig in einem festgelegten Bereich abwerfen müssen. Wenn ein Ball gefangen wird, darf ein abgeworfenes Teammitglied wieder mit ins Spiel. Das Team mit den meisten restlichen Spielern (nach einer abgelaufenen Zeit) hat gewonnen. Mit diesen drei Spielen wurden wir tatsächlich 1,40 h unterhalten.
Ein besonders skurriles Erlebnis dieser Woche: der Besuch einer Oper. Ich saß in einer chinesischen Musikfachhochschule und höre auf einmal von einer chinesischen Sängerin deutsche Texte von Strauss singen. Ich muss sagen, mich überzeugte die Sängerin, die Pianistin, der deutsche Text eher weniger. Aber dass ich eine der wenigen Anwesenden war, die die Texte überhaupt verstand, war schon ziemlich cool. Und die Begeisterung und das Interesse für deutsche Musik zu spüren, war natürlich auch schön.
Background-Thema dieser Woche ist übrigens das Mondfest. Am 15. August (nach dem Mondkalander), also nächste Woche (Anfang Oktober), findet in China das Mondfest statt. Es ist ein Familienfest, bei dem man zusammensitzt und isst. In bestimmten Städten finden auch Veranstaltungen statt, bei denen dem Mondgott Geschenke überreicht werden und er auf der Welt "empfangen" wird. In der Zeit vor dem Mondfest, also jetzt, werden überall Mondkuchen verkauft. Das sind kleine Kuchen (Größe einer Handfläche), die an sich relativ trocken und geschmachsarm sind. Interessant wird es dann, wenn man die Füllung entdeckt. Das kann von Bohnenpaste bis Melonencreme mit Erdnüssen alles sein. Ich habe im Laufe der letzten Woche bestimmt 15 Stück gegessen. Alle beschenken sich gegenseitig.
Ihr merkt vielleicht schon, wie viel es immer über das Essen berichten zu gibt. Das erklärt wohl, wieso in China so viele Ausländer zunehmen...Langsam merke auch ich, dass ich aufpassen muss, dass ich das Essen nicht ZU sehr genieße. Meine Art damit umzugehen: Weiterhin viel und gerne essen. Dafür werde ich mich bald im Fitnesstudio anmelden.