Monatsbericht 4 (Dezember)
Nach nun vier Monaten und fast einem Viertel meines Auslandsaufenthalts, ist es an der Zeit, auch mal den negativen Dingen ins Auge zu blicken:
Nach nun vier Monaten und fast einem Viertel meines Auslandsaufenthalts, ist es an der Zeit, auch mal den negativen Dingen ins Auge zu blicken:
Am meisten machen uns die Teenager zu schaffen. Wenn wir am Wochenende abends nach Hause kommen, passieren wir einen Shop, wo sich diese Jugendlichen immer aufhalten. Beim Vorbeigehen müssen wir uns dann vor fliegenden Gegenständen, wie Feuerzeugen oder Steinen in Acht nehmen. Von den Beschimpfungen ganz abzusehen, werden wir aber nicht weiter attackiert. Ohne ihnen irgendwelche Beachtungen zu schenken, die ihnen Anlass zu mehr geben würden, gehen wir unseren Weg.
Doch das änderte sich eines Tages: Wir waren gerade fünf Minuten in unserer Wohnung, als unsere Tür eingetreten wurde. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Haustüren hier aus zwei Speerholzplatten und ein wenig Pappe dazwischen bestehen. Es war aber durch das Loch in unserer Tür nicht zu verkennen. Außerdem war das Schloss kaputt gebrochen. Wir konnten nur ein paar dunkle Gestalten wegrennen sehen, aber es war klar, dass es die gleichen Halbstarken waren, die wir zuvor bei den Shops gesehen haben.
Die Nacht war aber noch nicht vorbei, denn mit der aufgebrochenen Tür mussten wir ja ungewollte Besucher fürchten, sodass wir es für besser hielten; die Polizei zu rufen. Einfacher gesagt als getan… Nach drei zusätzlichen Nummern, die uns von der Polizei gegeben wurden, erreichten wir am Ende nur, dass das Schloss repariert wurde. Nicht einer der Polizisten zeigte auch nur das geringste Interesse, uns zu helfen.
Nach gut einer Woche kam endlich ein Kommissar, der den Vorfall notierte und uns eine Nummer gab, für den Fall, dass so etwas noch einmal passieren würde. Es gab aber zum Glück keinen weiteren Anlass, diese Nummer anzurufen. Doch es ist nicht der einzige Zwischenfall, in den die Teenager verwickelt sind. Es scheint fast an der Wochenendordnung zu stehen dass irgendwo randaliert wird. Aber ich wohne ja auch schließlich in einer Großstadt, für walisische Verhältnisse jedenfalls. Das traurigste Bild gibt der Weihnachtsbaum in der Mitte des Einkaufszentrums ab, der mit einem Meter hohen Bauzaun vor Vorfällen abgeschirmt ist.
Aber ich will bei meinen Erfahrungen bleiben. So ist es immer wieder ein Erlebnis für meinen Bremer Mitbewohner und mich, im Pub (engl. für Kneipe) ein Fußballspiel anzugucken. Zum Beispiel bekommen wir immer wieder zu hören, dass wir arrogant sind, keinen Humor haben und doch in unser unschönes Land zurückkehren sollten. Wir wurden auch schon zu einer Schlägerei aufgefordert, weil wir uns auf deutsch in deren Land unterhalten haben.
Doch abschrecken lassen wir uns von solchen Geschehnissen nicht, denn wir wissen ja, dass es anders ist und wir uns nicht auf deren Niveau herunterlassen müssen, um uns zu beweisen. Jedoch glaube ich immer noch, dass das Problem von den Medien unterstützt und die Vorurteile aufrechterhalten werden. Sobald Briten von ihrer Insel herunterkommen und einmal Deutschland besucht haben, ändert sich ihre Meinung ganz schnell und sie waren meist nicht das letzte Mal dort.
Um gleich alle negativen Eigenschaften auf einmal zu erwähnen, muss ich auch noch auf unser Haus zu sprechen kommen. Ein Freund aus dem Ruhrgebiet, der mich hier kürzlich besucht hat, traf mit seiner Aussage eigentlich den Punkt: „So eine Wohnung und gerade mit dem Badezimmer wäre schwierig in Deutschland zum Bewohnen zugelassen zu werden. Eigentlich ist es eine Schande, dass gerade ein Haus für ausländische Freiwillige in so einem Zustand ist.“
Ich bin aber der Überzeugung, dass es nicht nur unser Haus betrifft. Denn im Allgemeinen hat die Wohnqualität nicht so einen hohen Stellenwert, wie bei uns.
Leider spielt uns das Wetter immer noch einen Streich und verdirbt mir so ein wenig die Weihnachtsstimmung. Die ist bei mir nämlich noch gar nicht vorhanden. In erster Linie, weil nicht wie gewohnt alles um mich herum weihnachtlich geschmückt ist und keiner einen mit Weihnachtslichtern besetzten Tannenbaum im Garten stehen hat. Und zweitens aufgrund des relativ warmen, aber sehr verregnetem und windigen Wetter. Das hat übrigens dafür gesorgt, dass unser Badezimmerfenster zu Bruch gegangen ist, einfach so. Und auch in meinem Zimmer bewegen sich die Gardinen mit dem Wind, obwohl das Fenster geschlossen ist…soviel nochmals zu unserem Haus.
Alles in allem nehmen wir die ganzen Angelegenheiten mehr oder weniger gelassen, denn Lebenserfahrungen- und die wollen wir ja alle hier machen- müssen, bzw. sollten nicht immer nur positiv sein.