Mit Mama und Papa durch England und Schottland (Tag 1/2 9 und 10)
Inverness, Loch Ness und Culloden Moor
Die Fahrt mit dem Bus von Fort William nach Inverness war... naja ich habe davon nicht so viel mitgekriegt. Im Zug hatte ich angefangen, mir eine Folge von House of Cards anzusehen und das wollte ich im Bus fortsetzten, ich hatte nur nicht mit den kurvigen Straßen gerechnet... Long story short: Mir wurde schlecht, richtig schlecht. Bei mir ist das dann so, dass mein kompletter Kreislauf sich herunterfährt. Ich will nicht mehr reden, mich nicht bewegen, gar nichts. Ich will nur dasitzen, atmen und meinen Magen davon überzeugen, sich nicht in einem Bus umzudrehen. Meine Eltern haben sich dann um mich gekümmert und Gott sei dank haben meine Überredungskünste bei meinem Magen funktioniert. Den Rest der Fahrt habe ich dann geschlafen und bin erst gegen Ende wieder aufgewacht, als wir am Loch Ness vorbeigefahren sind und in Inverness ankamen. Dort haben wir uns erst einmal versucht zu orientieren und ich habe etwas gegessen. Unsere Wohnung war sehr schön und nicht weit vom Stadtzentrum entfernt. Nachdem wir unsere Sachen abgestellt hatten sind wir noch etwas essen gegangen und anschließend zurück zur Wohnung gelaufen, wo wir noch fern sahen und dann auch relativ schnell das Licht aus machten.
Am nächsten Morgen sind wir nach dem Frühstück zur Busstation 1 der Hop-on Hopp-off Tour gegangen. Die Touren sollten eigentlich 9:30 anfangen, aber wie wir erst später herausfanden, starteten die Touren vom Busbahnhof aus und nicht dort, wo die Nr. 1 auf der Karte ist (sinnlos). Außerdem fährt in Inverness nur ein Bus alle 60min. Ergo sind wir dann in den Bus eingestiegen, der 10:30 vom Busbahnhof aus fuhr. An Stop Nr. 10 sind wir ausgestiegen, um eine Bootstour auf dem Loch Ness zu machen, die eine halbe Stunde später starten sollte. Nein, wir haben Nessi nicht gesehen, dafür hatten wir aber wunderschönen Sonnenschein und haben sehr viel über die Geschichte der Highlands erfahren, zum Beispiel über die Jacobitenaufstände, verschiedene Clans und den Schmuggel von Alkohol, der auf dem Loch Ness betrieben wurde. Wieder zurück am Busstop, haben wir eine halbe Stunde warten müssen, bis unser Bus da war und uns wieder zurück in die Stadt brachte. Die Tagesordnungspunkte 1 und 2 waren somit abgearbeitet. Jetzt ging es mit dem Bus zum Moor von Culloden. Aber halt! Nicht so schnell! Wäre doch zu einfach, wenn hier der Bus sofort kommen würde. Nein wir mussten weiter 40min warten, da ein Bus in diese Richtung nur, ihr ahnt es, alle 60min kommt (komischer Weise kommt ein Bus der gleichen Linie in die Gegenrichtung zwei mal pro Stunde – ich verfluche euch ländliche öffentliche Verkehrsmittel!). Die Zeit habe wir noch genutzt, um uns das Schloss von Inverness von außen anzusehen (es ist heute das Gerichtsgebäude) und die Aussicht zu genießen. Danach waren wir, nach einer halben Stunde Fahrt, am Culloden Battlefield angekommen. Für alle, die nicht, wie meine Familie und ich, die Outlander Serie geschaut (und geliebt) haben und auch so nichts über die schottische Geschichte wissen, hier eine kleine Zusammenfassung:
Die englische Kirche wurde unter Henry VIII Tudor im Jahr 1534 reformiert und anglikanisch. König Jakob II aus dem Haus Stuart, der 150 Jahre nach der Reformation regierte, war prokatholisch, was der anglikanischen englischen Elite nicht gefiel, und wurde daher gestürzt. Die Anhänger Jakobs, die Jakobiten, versuchten dann durch mehrere Aufstände zuerst ihn, dann seinen Sohn und später seinen Enkel, Charles Edward Stuart, besser bekannt als Bonnie Prince Charlie, wieder auf den englischen Thron zu bekommen. Bonnie Prince Charlie versuchte im Jahr 1745 mit seiner Armee von Highlandern den Thron zurück zu erobern. Sie hatten schnell strategisch wichtige Punkte in Schottland in ihrer Gewalt und zogen dann weiter nach England, wo sie auch einen Erfolg nach dem nächsten feierten. Kurz vor London zogen sie sich jedoch wieder in den Norden zurück, um ihre Truppen aufzustocken. Das gab den Regierungstruppen die Chance vorzurücken. Am 16. April 1746 fand dann die letzte Schlacht auf dem Moor von Culloden statt. Es dauerte weniger als eine Stunde und die erschöpften, hungernden und schlecht ausgerüsteten Jakobiten waren von der 4000 Mann stärkeren Regierungsarmee vernichtend geschlagen worden. Die Regierungstruppen waren besser ausgebildet, hatten eine bessere Strategie und bessere Waffen. Bonnie Prince Charlie konnte fliehen. Nach dieser Schlacht sollte die schottische Kultur ausgelöscht werden. Gälisch, Kilts, das Tartanmuster und Dudelsäcke wurden verboten.
Im Besucherzentrum des Culloden Battlefields sind die Ursachen und der Verlauf des letzten großen Aufstands sehr ausführlich und anschaulich dargestellt. Es gibt auch einen Kinoraum mit vier Leinwänden, wodurch man sich scheinbar mitten in der Schlacht befindet. Das Schlachtfeld selbst ist sehr weitläufig. Mit Fahnen ist markiert, welche Truppen wo gestanden haben und an welcher Stelle was passiert ist. Außerdem gibt es ein Denkmal auf dem Schlachtfeld und vereinzelte Grabsteine für die Mitglieder der Clans, die hier gefallen sind (für alle Outlander Fans: ja, es gibt einen Fraser Grabstein). Wieder zurück in der Stadt sind wir etwas essen gegangen, meine Eltern waren noch einkaufen und wir haben noch ein paar Bilder von der Stadt gemacht. Dann ging es zurück zur Wohnung. Am nächsten Tag sollte es weiter gehen nach Edinburgh.