Miss Routine stellt sich vor
Die verflixte erste Woche - oder wie ich lernte, Katzen zu malen.
Hallo allerseits,
so meine erste Arbeitswoche ist um und ich muss sagen, es macht echt Spaß.
Am Montag waren Susan und ich im Community Center, auch "the hub" genannt. Dort verbringen Menschen mit geistigen und/oder körperlichen Behinderungen ihre Zeit. Es werden Aktivitäten organisiert wie zum Beispiel malen, basteln, Karaoke, ein Quiz oder den Gemüsegarten in Schuss bringen. Hauptsächlich geht es darum einander Gesellschaft zu leisten, keiner soll den Tag alleine bestreiten müssen. Während Susan und ich die verschiedensten Katzen gemalt und gebastelt haben, bastelten die anderen Kuchen aus Styropor. Insgesamt haben wir drei Katzen zum Leben erweckt, eine für das Cover von Susan's Tagebuch, eine für die Tür ihres Spindes und eine für ihren Schlüsselanhänger. Man wird kreativ, wenn man das gleiche Motiv mehrfach malt. Pfeiffenreiniger, zerbrochene Eisstiele oder ein bisschen Wolle können zu Schnurrhaaren werden. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Nach zwei entspannten Stunden im hub, haben Helen, mein supervisior, und ich uns mit Susie getroffen. Sie hatte ihre Einkaufsliste vergessen also mussten wir erstmal eine Neue schreiben. Susie ist nicht mehr die Jüngste, aber sie ist noch ein Kind im Herzen. Im Tesco haben wir uns mehrfach in den Gängen vor Helen versteckt und Susie's Kichern hat uns natürlich nicht ein einziges Mal verraten... husthust. ;)
Den Dienstag haben Susan und ich fast ausschließlich in der Büchereich verbracht. Sie hat mir ihre Lieblingsabteilung gezeigt, die Koch-und Backbücher. Zum Glück stehen die direkt neben der Tierpflege und damit direkt neben den Katzenbüchern.
Der Mittwoch begann schleppend. Susie fand die 19 Grad zu warm, um ins Fitnessstudio zu gehen. Plan B war das Cafe "Greggs". "Greggs" in Downham Market ist dort der Treffpunkt für Rentner und alle, die ein bisschen Zeit haben. Statt Hanteln gab es also Donuts und statt Laufband saßen wir gemütlich den Vormittag über im Cafe.
Der Donnerstag war wieder fürs hub reserviert. Nach den ersten erfolgreich gemalten Katzen endeckte ich die CD-Sammlung des hubs. Die meisten CD's stammen aus dem 20. Jahrhundert und sind von den großen Diven der damaligen Zeit. Doch dann sah ich zwei CD's, die den Tag umkrempelten. Die Mamma Mia-Soundtracks. Wer mich kennt weiß, ich kann Abba und vor allem Mamma Mia nicht wiederstehen. Also CD rein und tanzen war angesagt. Alle kannten die Lieder, eine spontane Tanz- und Karaoke-Party war geboren.
Am Freitag wird gekocht oder gebacken. Diese Woche hatte Susan sich ein Schokokuchenrezept rausgesucht. Nachdem wir die Zutaten eingekauft und den Kuchen gebacken hatten, kam der wichtigste Teil: das Dekorieren. Wer möchte kann gerne mal raten wofür sich Chefkoch Susan entschieden hat.... Da wir keine Schablone hatten, musste gebastelt werden. Die ersten zwei Versuche wurden abgelehnt, die Schnurrhaare waren zur kurz oder der Kopf zu groß. Der dritte Versuch hingegen wurde von unserer Chefköchin mit einem Lächeln abgenickt. Den Kuchen durfte ich erst anschneiden als ich ging, denn die Katze auf ihm sollte so lange wie nur möglich überleben.
Die drei Damen, besonders Susie und Susan, öffnen sich immer mehr. Es ist schön diese unterschiedlichen Persönlichkeiten besser kennenzulernen. Eines der wichtigesten Dinge in ihrem Leben ist Routine. Dabei geht es nicht nur darum, Dinge zu tun, die ihnen Spaß machen sonder auch um Sicherheit und Vertrautheit. Je öfter sie etwas machen, desto sicherer und selbstbewusster werden sie. Ich weiß, dass Susan laute, volle Räume meidet und sie eine wahnsinnig gute Singstimme hat. Ich weiß, dass Susie sich gerne rausredet, vor allem wenn es um Sport geht und sie am liebsten den lieben langen Tag mit ihren Freunden bei Greggs sitzt und tratscht. Ich weiß, dass alles was sie manchmal brauchen eine helfenden Hand und ein bisschen Ermutigung ist. Ich freue mich wirklich darauf, was die nächsten Monate so bringen werden.
Bis dahin,
Emma
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