Meine Halbzeit-EVS-Playlist
Von Weihnachten in Deutschland über die Evaluación Intermedia in der Nähe von Málaga bis zurück nach Madrid
Ich hab's ja nicht so mit diesem "einfach mal so erzählen, was so passiert", ich schreibe dann lieber etwas, wenn gerade etwas Wichtiges passiert ist, vielleicht gefallen mir deshalb die Reportagen auch meist besser als die Blogposts. Habe ich in den ersten Monaten aber noch hin und wieder Briefe geschrieben oder abends im Ein-Satz-Tagebuch schnell notiert, was so los ist, fehlt dafür mehr und mehr die Zeit und die Motivation - und dennoch wäre es zu schade, wenn ich in einem Jahr nichts hab, das mich daran erinnert, was denn überhaupt wann passiert ist. Dass ich heute schreibe, ist im Übrigen kein Zufall: Heute ist der 15. Februar, ich bin hier am 1. Oktober angekommen und mein Freiwilligendienst geht bis zum 30. Juni: wir haben also Halbzeit! Zwar war ich zwischendurch fast drei Wochen in Deutschland, dafür arbeiten wir nicht den gesamten Juni, wir können also jetzt stolz sagen, dass die Hälfte geschafft ist, uns freudig auf die zweite Hälfte freuen, begeistert Pläne für die Monate, die uns bleiben machen, oder traurig daran denken, dass uns nur noch die Hälfte bleibt - und im Moment tun wir wohl all das gleichzeitig! Übrigens: Weil ich die Playlist-Idee einfach zu schön finde, gibt's auch wieder die passende Musik dabei.
1. „El Mismo Sol“ von Alvaro Soler und Jennifer Lopez – so ein wenig hab ich das Gefühl, dass diesen Song in Spanien niemand kennt und er in Deutschland einfach zum Mallorca-Repertoire gehört, aber tanzen kann man dazu eben doch perfekt!
Fangen wir doch einfach mal am Anfang dieses Jahres an: Da war ich nämlich in Deutschland, kurz vor Weihnachten noch für den Geburtstag meiner kleinen Schwester gekommen und eine knappe Woche nach Sylvester ging es wieder zurück. Hatte ich erst etwas Angst, dass es einfach schwierig ist, zwei Länder nicht zu vergleichen, und ein wenig Angst hatte, mich nicht ganz wohl zu fühlen, war ich letztendlich begeistert: Dieses Gefühl, wenn alle, die man aus den vergangenen Jahren kennt, über diese zwei oder drei Wochen wieder da sind und so viel zu erzählen zu haben, ist einfach super!
2. „Wings“ von Birdy – so ein Gefühl von Ankommen, aber auch von Loslassen oder eben vom Fliegen, vielleicht auch weil Fliegen wohl gerade ist, wenn man loslassen kann und gleichzeitig dort angekommen ist, wo man sein möchte.
Eine Woche später ging es dann zurück nach Madrid – und die Freude war groß! Meine französische Projektpartnerin war schon in der Wohnung und hatte bereits gekocht, wir saßen den Abend zusammen und erzählten von unseren Ferien, bevor ich am nächsten Tag einige Freundinnen sehen konnte. Ich hab ein unheimliches Gefühl von Zuhause-sein empfunden, als ich mit einem breiten Grinsen wieder in Madrid in der Metro saß!
3. „Tip Tapping“ von Dillon – eine meiner Lieblingssängerin, deren „Tip Tapping in the Dark“ für mich so gut beschreibt, wie es ist, sich in einem fremden Land und in einer fremden Sprache irgendwie vorzubewegen: mit viel Vorsicht, aber auch mit noch viel mehr Neugier!
Gemeinsam mit dem neuen Jahr kamen im Projekt dann einige neue Aufgaben: Das Altersheim ist da eigentlich das Einzige, wo noch alles beim Alten ist. Den restlichen Stundenplan haben wir ein wenig auf den Kopf gestellt: Zum einen haben wir ab jetzt zweimal wöchentlich Spanischunterricht, außerdem sind wir nur noch zweimal wöchentlich mit unseren Schülern im regulären Unterricht. An den anderen beiden Morgenden begleite ich einen der Schüler zu seinem Praktikumsplatz in der Bibliothek der Medizinischen Fakultät. Auch wenn ich da bis jetzt noch nicht oft war, freuen wir uns auf jeden Fall, einige neue Aufgaben und damit auch mehr Verantwortung übernehmen zu können!
4. „Wenn sie kommen“ von Namika – ihr Album läuft bei mir gerade eh in der Dauerschleife und dieser Song bedeutet für mich dabei so viel Freiheit!
Mit aus Deutschland mitgebracht habe ich auch ganz, ganz viel Reisefieber: An meinem dritten Wochenende ging es dann auch direkt los und gemeinsam mit einer Freundin fuhr ich zuerst nach Ávila und dann nach Salamanca. Zwei wirklich wunderbare Städte! In Ávila war es einfach super, mal aus der Hauptstadt rauszukommen und ein wenig Natur zu genießen, und Salamanca, diese kleine aber so lebendige und wirklich schöne Universitätsstadt, hat mich echt begeistert.
5. „99 Luftballons“ von Nena – weil ich den Song eigentlich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört habe, wir ihn am letzten Abend in Mollina aber gespielt haben und er dann doch wieder auf meiner Spotify-Playlist landete!
Direkt den Montag danach ging es weiter: Wir fuhren im Bus nach Málaga, um von dortaus nach Mollina zu unserem zweiten Seminar, dem Mid-Term-Training oder der Evaluación Intermedia, zu fahren. Egal wie anstrengend sie fahren, fand ich die Aktivitäten diesmal noch cooler, weil es super war, sich mit so vielen austauschen zu können – da hab ich wirklich noch einmal Motivation mitgenommen. Auf der anderen Seite war es aber auch cooler, auf dem ersten Seminar mit weniger Freiwilligen zu sein, weil man Einzelne so viel besser kennen lernen konnte. Das darauffolgende Wochenende konnten wir in Málaga bleiben und auch wenn wir wirklich müde waren, hatten wir ein super Wochenende: Mit Alcazaba & Co. haben wir nicht nur tolle Sachen gesehen, sondern auch den Strand und die Sonne genießen können!
6. „Viva Colonia“ - meine Grippe hielt mich nämlich über Karneval im Bett gefesselt, sodass wenigstens dieses Lied in unserer Wohnung in der Endlosschleife laufen durfte.
Wiedergekommen vom Seminar habe ich mir dann zum ersten Mal in meiner Zeit in Madrid eine richtige Grippe eingefangen: Ganze drei Tage habe ich nicht gegessen und bin kaum aus meinem Bett ausgestiegen. Das war ehrlich gesagt echt hart – möchte man bei so einem EVS doch eigentlich ganz viele Sachen machen, aber garantiert nicht krank sein. Ein wenig kam mit der Grippe und der vielen Zeit im Bett dann auch die Downphase: Irgendwann hört man eben auf, das Aufnahmeland durch die rosarote Brille zu sehen – aber ich finde, das gehört auf jeden Fall dazu, ein Land und eine Kultur so nah zu erleben.
7. „Gimme Some“ von Culcha Candela – weil es schon Jahre her ist, dass wir noch Culcha Candela beim Feiern hörten, aber weil dabei irgendwie Erinnerungen hoch kommen.
Die Grippe war dann glücklicherweise auch irgendwann geschafft und dafür kam der erste Besuch: mein Onkel und meine Tante kamen übers Wochenende vorbei! Auch wenn alles rund um ihre Flüge ein einziges Chaos war, habe ich mich riesig gefreut, zum ersten Mal Besuch da zu haben! Zum einen war es super, sie wiederzusehen, zum anderen habe ich auch noch einmal viele „Tourisachen“ gesehen, die ich in Madrid noch gar nicht kannte, und nicht zuletzt hatten wir einfach ein schönes Wochenende!
8. „Stoptaste" von Namika - weil die Welt eben manchmal nervt, aber dir eben auch die Chance gibt, diese Stoptaste zu finden, von der Namika erzählt!
Und jetzt? Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Monate, die jetzt kommen, noch einmal etwas ganz anderes sein werden als die Monate, die hinter mir liegen. War anfangs alles in Madrid noch super aufregend, so ist da jetzt so viel Reisefieber und so viele Pläne, da sind so viele, die zu Besuch kommen werden, da sind so viele Dinge, die ich unbedingt noch machen möchte. Bis meine Eltern und meine kleine Schwester im März zu Besuch kommen, hab ich noch das Gefühl, alle Zeit der Welt zu haben – und doch habe ich jetzt ein wenig Angst, dass der Countdown plötzlich schneller kommen wird, als mir lieb ist, aber so weit wollen wir jetzt noch gar nicht denken!
9. "It's My Life" von Bon Jovi - selbsterklärend, oder?