Meine Familie ist hier (Teil 1)
Nach über einem halben Jahr sehen wir uns endlich wieder und ich kann zeigen wo und wie ich hier gerade lebe
Und plötzlich stehen sie auf dem Parkplatz und ich kann alle mal wieder ganz fest in den Arm nehmen... Dann geht es aber erst einmal nach oben ins Warme. Ich habe Pulla gebacken und während dem Kaffeetrinken werden alle Neuigkeiten ausgetauscht. Es ist so schön, mal wieder mit der ganzen Familie am Tisch zu sitzen. Die größte Attraktion für heute ist dann nach unserem kleinen Spaziergang, der Abendesseneinkauf im Supermarkt. Für mich ist zwischenzeitlich nichts mehr fremd oder ungewohnt, aber meine Familie ist ganz begeistert und vor allem aber von der finnischen Sprache total verwirrt. Nachdem wir zusammen gekocht und Abend gegessen haben ist es schon wieder fast vergessen, dass wir uns so lange nicht mehr gesehen haben. Auf jeden Fall freuen wir uns jetzt alle auf die zwei gemeinsamen Wochen hier in Finnland...
Erst einmal geht’s nach Helsinki. Hier schauen wir uns die Felsenkirche an, in der heute am Palmsonntag eine BigBand Messe stattfindet. Uns kommt es mehr wie ein Konzert vor, aber richtig super... Wir drehen eine Runde durch die Stadt und kommen unter anderem am Bahnhof, dem Senatsplatz und dem Dom vorbei. Abends gehen wir dann typisch finnisch Essen mit Elch, Rentier und Fisch.
Im immer noch winterlichen Nuuksio Nationalpark machen wir vier eine kleine Wanderung. Wir können sogar noch über den zugefrorenen See laufen. Ansonsten ist es immer wieder ein bisschen schwierig wenns bergauf oder ab geht, denn alles ist so vereist und ziemlich rutschig. Gegen später gehen wir zusammen in die Sauna und zwar die ursprüngliche finnische Sauna, eine Rauchsauna. Zum Abkühlen können wir draußen im See zum Eisschwimmen gehen. Das ist wirklich waaahnsinnig kalt, aber trotzdem schaffen wir vier es alle einmal rein ins Wasser.
Irgendwann sollte ich auch mal wieder arbeiten... Trotzdem bleibt davor noch genügend Zeit am Morgen zusammen die Altstadt anzugucken. Die anderen drei schick ich später zu einem Spaziergang an der Küste entlang. Währenddessen heißt es bei uns in NUOKKA Tische umstellen, Bastelmaterial und Vorlagen her suchen, Kuchen backen... Denn heute ist Osterbastelabend für die ganze Familie. Da bietet es sich ja gerade auch an, dass auch meine Familie vorbeikommt. Solange die Kinder zusammen mit ihren Eltern oder auch Großeltern basteln, bleibt für Mama, Papa und Julia Zeit, meine super lieben Kolleginnen kennen zu lernen und sich im Jugendcenter umzugucken.
Julia nehme ich die nächsten beiden Tage gleich wieder mit nach NUOKKA. Zusammen mit den finnischen Kindern spielen wir beide alles Mögliche und auch bei meinem Kochkurs ist sie mit dabei. Schließlich heißt es noch Ostereiersuche. Wir verstecken im Jugendcenter Schokoeier, Überraschungseier und Osterhasen, aber nach einer Weile ist es gar nicht mehr so einfach, sich immer wieder neue Verstecke auszudenken. Trotzdem haben wir und vor allem die Kinder einen riesigen Spaß dabei.
Jetzt beginnen auch meine Ferien... Und es geht auf nach Lahti. Wie immer steht ein super leckeres Essen auf dem Programm, ansonsten schauen wir uns noch die Skisprungschanze und das Stadium an, hier sieht es schon wieder ganz anders aus, als beim Weltcup. Außerdem gucken wir beim Sibeliustalo, einem Konzerthaus vorbei. Es ist gerade Karfreitag und so schauen wir wieder zurück in Porvoo noch das Ende von „Via Crucis“ an. Das ist eine Art Kreuzweg und gleichzeitig fast schon ein Theaterstück. Die Gruppe Schauspieler zieht, gefolgt von den Zuschauern durch ganz Porvoo, bis Jesus am Ende vor der Kirche gekreuzigt wird. Die Schauspieler spielen das alles wirklich super, was zwar einerseits irgendwie gruselig, gleichzeitig aber auch echt beeindruckend ist. Vor allem ist es wirklich interessant, wie in finnisch und schwedisch gleichzeitig gespielt wird und zwar nicht doppelt der gleiche Text in zwei Sprachen, sondern die unterschiedlichen Rollen sprechen unterschiedliche Sprachen und so wechselt sich finnisch und schwedisch immer wieder ab.
Noch einmal fahren wir nach Helsinki, dieses mal schauen wir uns die alte Markthalle an, in der wir auch gleich Mittagessen. Später geht es an der orthodoxen Kirche vorbei und dann auf die Festungsinsel Suomenlinna. Nur ist heute leider alles total neblig und man sieht überhaupt nicht weit. Wobei diese etwas düstere Stimmung auch wieder irgendwie zur Insel passt. Wir sehen nicht mal das riesige Kreuzfahrtschiff, das uns plötzlich mit seinem Nebelhorn erschreckt. Da ich die Strecke des Schiffs kenne, weiß ich, dass es jetzt keine hundert Meter von uns entfernt ist. Nachdem wir uns dann wirklich anstrengen, können wir das Schiff im Nebel erahnen. Abends gucken wir noch in die Kirche in Porvoo zur Osternacht. Meine Familie merkt wieder einmal wie schwierig finnisch ist... Anders als bei uns, hat hier in der Osternacht nicht jeder eine Kerze, dafür bekommt hinterher jeder am Ausgang eine Osterglocke geschenkt.