Meine Arbeit nimmt Gestalt an
Organisation, Geduld und Phantasie ist, was jetzt gefragt ist. Denn ab dieser Woche arbeiten wir an unseren persönlichen Projekten zur Unterstützung der tschetschenischen Flüchtlinge.
Nie ging eine Woche schneller vorbei. Schon wieder Wochenende, Samstagabend? Kaum zu glauben.
Wenn die Zeit schnell vergangen ist, muss viel passiert sein. Das ist es auch. Wir sechs Freiwilligen aus Spanien, Deutschland, Italien und Frankreich haben uns mehrere Abend zusammengesetzt und unsere persönlichen Projekte auf den Weg gebracht. Mit den Ideen ging es zur Organisation und zur Kindergärtnerin des Zentrums für Flüchtlinge, die alles in Russisch übersetzte und den Tschetschenen vortrug.
Ich habe mich für Englischstunden für Erwachsene, Sport für die Kinder und gemeinsames Kochen eingesetzt. Meine Kollegen ergänzten das Programm um PC-Kurse, Musikstunden und eine Theatergruppe.
Nächste Woche soll der endgültige Plan geschrieben werden. Ab dann wird es nur noch jeden zweiten Tag Kindergarten für uns geben, die anderen Tage werden wir unsere eigenen Projekte betreuen. Für uns alle ist das sehr wichtig, da es gilt, sich selbst einzubringen und direkt helfen zu können. Was die Zuverlässigkeit der Flüchtlinge betrifft, können wir dagegen nur hoffen. Niemand kann uns sagen, wieviele letzten Endes teilnehmen und - vor allem - regelmäßig kommen werden. Wer wird in sein Land zurückkehren müssen, wer wird aus dem Zentrum in eine Wohnung in die Stadt ziehen dürfen? Wir können nie sicher sein, jemanden am nächsten Tag wieder zu sehen.
Dazu kommt, dass das Zentrum höchstwahrscheinlich nur bis November bestehen bleibt. Immerhin. Wir jedenfalls lassen uns von all dem nicht beeindrucken und stürzen uns in die Planung.
Genauso wie meine Arbeit nimmt auch mein Polnisch langsam Gestalt an. Beim Einkaufen bin ich inzwischen nur noch selten um Worte verlegen, was mir enorm hilft.
Ebenso bin ich froh, mich langsam so gut auszukennen, dass ich mich darauf verlassen kann, dass ich zurückfinden werde. Dies veranlasst mich zu langen Lauftouren in die herrliche Landschaft um Bialystok und so entdecke ich idyllische Dörfer mit überwiegend hölzernden Häusern, strahlend blaue Seen - und verschmutzte Wälder.
Um auch die eigene Stadt kennen zu lernen, gehen wir abends gerne zusammen piwa trinken, oder auch piwo, mehrere Bier. Woche für Woche gesellen sich dabei neue Volunteers zu uns. Was auf der einen Seite der Genuss vieler Kulturen ist, schürt auf der anderen die Angst, sich zu sehr abzuschotten. Das beabsichtigt natürlich keiner von uns. Und doch ist es am leichtesten, andere Freiwilligen kennen zu lernen, immerhin haben die hier auch noch keinen etablierten Freundeskreis.
Aber etwas Zeit bleibt ja auch noch.. ;-)