Mein bewegter März - Europäische Tage, Besuch, Arbeit und ganz viel Freude!
März macht müde (& motivierte!!!) Menschen munter - multikulturell-europäische Mitmachangebote, Aktionen und mehr mitten in meinem Redon
März macht müde (& motivierte!!!) Menschen munter - multikulturell-europäische Mitmachangebote, Aktionen und mehr mitten in meinem Redon
Der März war wohl der intensivste Monat unseres Freiwilligendienstes in Redon, zumindest was unser gemeinsames Projekt betrifft. Darüber hinaus hatte ich Besuch und erlebte viele schöne Momente mit meinen Kollegen und den Jugendlichen der Clarté
Réunions über réunions füllten die erste Monatshälfte, denn zu unseren wöchentlichen Organisationstreffen, nun in der heißen Phase für das große Projekt der „Journées de l’Europe“ (Europa-Tage), kamen zwei Pressekonferenzen mit den größeren regionalen Zeitungen sowie Planungsmeetings mit den ehrenamtlichen Freiwilligen aus dem Kino zur Organisation unseres europäischen Kurzfilmabends den wir dank unseres Brest-Aufenthalts im November gestaltet haben. Hier merkt man schon, dass das französische „réunion“ viele Nuancen abdeckt. Es ist eines dieser Wörter, mit deren Übersetzung ich große Schwierigkeiten habe, da sowohl unsere lockere Planungsrunden unter Freiwilligen als auch offiziellere Treffen und wöchentliche Teammeetings darunter fallen. Ich bevorzuge da einfach das Wort réunion [reünijo].
So fand ich die letzten ein, zwei Wochen vor unserem Projekt tatsächlich ziemlich anstrengend, hatte immer Angst, dass irgendwas schief geht, weil ich einen wichtigen Punkt vergessen hätte zu bedenken und organisieren. Dazu kam noch, dass unsere Journées de l’Europe ja nicht unsere einzige Aufgabe waren…
Neben meiner Arbeit in der Clarté, spielte ich natürlich weiterhin Volleyball und passte auf die Kids von Freunden auf. Ich war bei einer Freiwilligen aus dem Kino zum Essen eingeladen und verbrachte einen sehr schönen Abend mit typisch französischem Apéro, Gemüselasagne und Kuchen bei super lieben Menschen! Einige Moment mehr, die ich mit Franzosen verbringe.
Nachdem ich vor Längerem feststellte, dass ich genau das tue, wovon ich immer sagte, dass ich es nicht wollte – hauptsächlich unter den europäischen Freiwilligen bleiben, weil es eben einfach und praktisch ist (aber auch immer schön!), anstatt den Kontakt mit Einheimischen zu suchen – änderte sich das ab Januar ohne dass ich mir dessen sehr bewusst war oder mich anstrengen musste. Ein Ding mehr, das hier für mich glücklich läuft; und noch dazu wichtiger Teil dieser sehr reichen Erfahrung des SVE.
Außerdem bemühte ich mich, endlich endlich die Lehrerin, die „Handidanse“ an der benachbarten Schule anbietet, zu treffen. Aus 5 Versuchen landete ich da sogar einen Treffer, allerdings sah ich „nur“ die gemischte Gruppe aus behinderten und nichtbehinderten Schülern. Ich finde dieses Projekt an sich super, bloß war diese Stunde Handidanse für mich weniger interessant, weil ich gerne sehen würde, auf welche Weise sie mit den Schülern arbeitet, die körperliche Schwierigkeiten haben.
Auch ich tanzte mal wieder - mit Tiina und einigen SVE-Mädels. „NIA“ ist ein Sport der sehr viele Tanzstile beinhaltet, sie mit Elementen aus Kampfsport und Entspannungstechniken kombiniert und neben Fitness auf mehr Körperbewusstsein abzielt. Fasziniert bin ich von diesem leicht alternativ wirkenden Tanz schon seit September, daher war es umso schöner, dass Tiina uns im Centre Social, ihrer Einsatzstelle, eine kleine Einführung geben konnte. Wir hatten viel Spaß zusammen und daneben hat es mir persönlich richtig gut getan, endlich mal wieder zu tanzen. Manchmal merkt man erst, was einem fehlt, wenn man wieder darauf gestoßen wird…
Zurück zu unserem Projekt – unser Kurzfilmabend organisierte sich auf die letzte Minute, wirkliche Werbung dafür gab es daher nicht, auch weil im Kino gerade einer der Verantwortlichen, der unter Anderem gerade für die Organisation von Spezial-Abenden wie diesem zuständig ist, abwesend ist. Enttäuscht waren wir schon ein bisschen als wir zu 9. meinen Lieblingssaal im Kino – mit Wolkendeko an den Wänden – betraten. Es waren nicht viele Zuschauer da, vielleicht 20 wo um die 130 Platz fänden. Den Abend genossen wir trotzdem und ich fand es sehr interessant, die Filme die wir im November gesehen und ausgewählt haben, wieder zu entdecken. Einerseits fallen Details auf, die man vorher nicht bemerkt oder längst vergessen hat, andererseits finde ich es ein spannendes Gefühl, auf eine bestimmte Wendung im Film zu warten, war ich mir der ganzen Geschichte und des Endes ja von Anfang an bewusst. Nach der Vorstellung fanden wir uns im Foyer des Kinos wieder, wo wir nicht nur unsere 10. SVE-Freiwillige in Empfang nahmen, sondern auch wirklich positive und begeisterte Rückmeldungen über unsere Filmauswahl bekamen – das wiegt die erste Ernüchterung deutlich auf!
Eine Woche später starteten wir freitagsmittags in unsere Europäischen Tage – 3 Tage auf den Beinen, anstrengend und intensiv. Aber letztendlich problemlos gelaufen, in perfektem Maße organisiert und spontan angepasst und vor allem ganz ganz viel Spaß, Lachen und Miteinander!
Dieses Miteinander ist es, was ich an diesem Wochenende so sehr geschätzt habe. Bis auf wirklich unbedeutende Kleinigkeiten gab es keinerlei Probleme zwischen uns, wir funktionierten super als Team und genossen unsere Aktionen trotz aller dahinter stehender Arbeit sehr.
Der für mich schönste Moment war vielleicht der, als wir nach dem eigentlichen Programm sonntagsnachmittags alle zusammen in der Sonne saßen, mit einem Becher Cidre anstießen und einfach nur glücklich waren. Glücklich über unser gelungenes Wochenende, glücklich, dass die Sonne scheint, der Frühling sich ankündigt. Glücklich über das WIR.
Sarah hat in einer Reportage die von uns organisierten Events sehr schön zusammengetragen: https://www.youthreporter.eu/de/beitrag/ein-europ-isches-wochenende-in-redon.12115/#.Vwo5b3r17dE
In Bildern ist unser Wochenende hier zu entdecken : https://www.youtube.com/watch?v=NygRluqI04Y
Im März bekam ich auch das erste Mal Besuch! Eine Freundin aus Deutschland kam mich für eine Woche über das Osterwochenende besuchen. Das Wetter glänzte von seiner besten bretonischen Seite – hatte es vorher gut zwei Wochen quasi gar nicht geregnet, fanden wir uns im typischen Wechsel zwischen Regenschutt und Sonnenschein wieder. Davon ließen wir uns aber weder abschrecken, noch die Laune verderben. Einen Tag verbrachten wir in Saint Nazaire, wo wir auf der „base soumarin“ einem ehemaligen deutschen U-Boot-Bunker aus Zeiten des Zweiten Weltkriegs den Blick über die Stadt, den Hafen und das Meer genossen und dem starken Wind trotzten, ehe wir Nicola trafen und mit ihm nach Le Pouliguen fuhren. Er wohnt dort seit dem Herbst letzten Jahres für einen Service Civique (in etwa Pendant zum FSJ) im dortigen Kino. Und wir schauten uns in der Stadt um und genossen den Strand während er arbeitete ehe wir gemeinsam mit dem Auto zurück nach Redon fuhren. Auch wenn das Wetter keinen Sonnenschein-blauer-Himmel-Strandtag bot, war es unheimlich schön, mal wieder am Meer zu sein, den Wellen zuzuschauen, im Sand zu sitzen und Quatsch zu machen!
Ansonsten wurde die gemeinsame Zeit hier auch für mich richtig zum Urlaub. Zeit für Entspannung, mal nicht das Gefühl haben, noch tausend Kleinigkeiten erledigen zu müssen, sondern einfach den Moment genießen und unbeschwert durchatmen. Wir verbrachten relativ viel Zeit draußen, ich zeigte ihr ein paar meiner Lieblingsorte in Redon wie das kleine Wäldchen Bahurel und wir machten einen großen Spaziergang an Kanal und Fluss entlang.
Last but not least – in den letzten Wochen gab es in der Clarté sehr viele Momente, die mich schlicht überglücklich gemacht haben und die ich gerne teilen möchte!
* Ein Vormittag im Kino, an dem wir mit den Kleinen der Primaire (Grundschule), der Gruppe Passerelle und meiner Klasse den Film „Le petit prince“ anschauten.
Nicht nur, dass ich sehr neugierig war die neue Filmversion von letztem Sommer zu entdecken, es war ein herrliches Chaos (aber positiv gemeint!) mit so einer großen Truppe im Kino zu sein, aber ganz toll!
Erstmal mit allen ankommen – ich wurde morgens mit zwei Mädels aus meiner Klasse als erste im Kino abgesetzt und wanderte dann ständig zwischen Tür und Sesselecke hin und her um die nach und nach Ankommenden in Empfang zu nehmen, Türen aufzuhalten, meine jeunes ein bisschen während dem Warten zu beschäftigen. Dann hieß es Rollstühle rangieren, Kids aus dem Rollstuhl in normale Sitze umsetzen, alle anderen möglichst praktisch verteilen. Knapp zwei Stunden und eine gute Portion erbrachter Geduld vor allem der jüngeren Schüler später, zauberten begeistertes Schnipsen bei der Abschlussmusik und strahlende Gesichter ein Lächeln in mein Gesicht.
* Ein anderer Tag, eine andere Gruppe – die Großen -, Schauplatz erneut das Kino, Motivation die SVE-Auswahl der europäischen Kurzfilme.
Es war das dritte Mal für mich, die Filme zu schauen und eine Herausforderung für die jeunes, die sich nicht alle „einfach so mal“ auf Bild und Globalverständnis der englischen Kurzfilme der Auswahl einlassen konnten, aber dennoch ein etwas anderer Nachmittag, der zufriedene Jugendliche ins Wochenende schickte.
* Die Teilnahme „meiner“ Klasse am Ebru-Workshop der Journées de l’Europe.
Die meisten meiner jeunes sind bei dem Wort „SVE“ schon immer sehr motiviert, weil sie sich freuen, auch die anderen Freiwilligen in Redon kennenzulernen. Da traf es sich gut, dass ich den kleinen Ausflug mit zwei Kollegen organisieren konnte. Zwischen traditionell türkischer Malerei Ebru und Spielen in der eigens für Spiele gedachten „Ludothèque“ begegnete man zwischen einigen anderen Personen neun glücklichen Jugendlichen aus der Clarté – es war ein voller Erfolg!
* Das week-end d’ouverture.
Jedes Jahr gibt es ein Wochenende, wo für die Jugendlichen die Möglichkeit besteht, in der Clarté zu bleiben und in ungewöhnlich kleiner Runde und ruhiger Atmosphäre eine schöne Zeit zu verbringen. Ich hatte schon vor Wochen gefragt, ob ich an diesem Wochenende arbeiten könne und bereute es ganz und gar nicht. Ein Ausflug zum Meer war da mein absolutes Highlight: mit 5 Jugendlichen, davon 4 im Rollstuhl fuhren wir nach St. Nazaire wo man von einer schönen Strandpromenade auch über eine Rampe direkt an den Strand kommt. Einige derjenigen, die normalerweise fast immer im Rollstuhl sitzen, konnten wir direkt in den Sand setzen. Es war für mich eine wahnsinnig große Freude, sie dort lächelnd, im Sand grabend und Muscheln betrachtend zu beobachten!
* Die Ferienwoche an der Clarté.
Die erste Woche der Ferien verbringen die Jugendlichen ohne Unterricht und Lehrer, dafür aber mit verschiedenen Angeboten, ihren eigenen Vorschlägen und Ausflügen mit den Erziehern in der Clarté. Einen ganzen Tag lang stand eine Schatzsuche zum Thema „Die Länder Europas“ an. Wir haben zwar frühzeitig im Team angefangen zu planen und Ideen zu suchen, aber es waren nie alle beteiligten Professionellen gleichzeitig da. Das macht eine so große Aktion in einer großen Struktur wie der Clarté nicht gerade einfacher. Aber am Ende lief alles – halb organisiert, halb spontan – rund und machte der Truppe trotz kritischer Zweifler aus den Reihen der Älteren Spaß.
Für mich war es toll, in einer nicht-alltäglichen Aktion mal alleine die Begleitung und Verantwortung für eine Kleingruppe übernehmen zu können, weil wir auf dem Gelände der Clarté blieben und ich als Freiwillige sonst offiziell keine Verantwortung tragen darf.
An einem anderen Tag fuhren wir in das kleine Wäldchen in Redon wo es auch eine kleine Kletterecke mit gespannten Seilen, Baumstämmen und Ähnlichem gibt. Ein Riesenspaß für die Jugendlichen und uns drei Begleiter – Fußball und Mölkky spielen, Klettern. Es war mal eine Aufgabe der anderen Art für mich, aktiv beim Balancieren zu unterstützen, Sicherheit zu geben und zur Not ein Abrutschen abzufangen und mit dem Aufgefangenen darüber zu lachen. Alles in allem eine tolle Erfahrung, super Stimmung in der ganzen Gruppe und guter Start in die Ferien, die für uns jetzt erst beginnen.
Am Anfang meines Jahres in Frankreich hätte ich nie gedacht, wie sehr ich mich mal als Teil des Teams fühlen würde, welch gute Position ich bei den Jugendlichen erreichen würde und wie wahnsinnig viel Freude die Arbeit mit den Jugendlichen dadurch wirklich macht!