Mein besonderer Mensch - Unsere Geschichte
Nur ein kurzer Augenblick, und alles wirkte so vertraut.
Montagmittag. Ich betrete den Hort. Der erste Gang ist zu dem Essensplan für die Woche, der wie immer an der kleinen Magnettafel hängt. Was für neue leckere Gerichte wird es geben? Welche tollen Sachen hat sich die Köchin einfallen lassen? Es stehen viele verschiedene Sachen drauf. Spinatknödel, Palatschinken, Hühnersuppe, Spagetti Bolognese, Grenadiermarsch. Grenadiermarsch? Das hab ich ja noch nie gehört. Es klingt auch nicht wie ein Gericht, sondern mehr wie ein Wanderausflug! Was wir da wohl auf uns zu kommen? Kein Problem, schnell in die Küche fragen gehen, und das Kochbuch im Kopf mit neuen Gerichten füllen und erweitern. Von Informationen der Lebensmittel bis zur Art der Zubereitung. Alles wurde unter die Lupe genommen. Ahhhh, dann kam der Gedankenblitz. Es handelt sich um ein sehr altes österreichisches Gericht, aus Kartoffeln, Nudeln und Rindfleisch. Ein altes Armenessen. Also gleich noch ein wenig Geschichtsunterricht mitgemacht. Roxana, unsere Köchin weiß eben alles. So begann ein Austausch der traditionellen deutschen Küche und der in Österreich. Was gibt es bei uns zu Hause, was gibt es nur hier, oder hat manches nur einen anderen Namen? Wer sagt in Sachsen schon Palatschinken? Bei uns sind die dünnen Plinsen damit gemeint. Aber nicht nur Gerichte haben unterschiedliche Namen. Selbst verschiedene Gemüsesorten und Lebensmittel, wurden anders benannt. Und das obwohl man doch davon ausgeht, dass wir die gleiche Sprache sprechen. Was ist bitteschön ein Topfen, und wo wächst die Melanzani? So haben wir immer ausreichend Gesprächsthemen gehabt, und die Zeit in der Küche verging wie im Fluge, wenn man erst mal mit der Unterhaltung gestartet hat. Aber bei einfachen Gesprächen über essen, kochen und backen sollte es nicht bleiben. Schnell gingen diese über in private Gespräche. In Gespräche über Familie, Freunde, Wohnverhältnisse und das jeweilige Umfeld. So konnte eine angenehme Vertrautheit aufgebaut werden. Wir sind immer persönlicher geworden, und haben uns gegenseitig Tipps bei Problemen oder Unstimmigkeiten gegeben. Eine Art besondere Beziehung hat sich aufgebaut. Aber da vom Reden ja keine Nudeln gekocht werden können, wurde neben bei immer kräftig der Kochlöffel geschwungen! Eine Arbeit die mancher vielleicht als lästig findet, für uns aber ein ausleben der Kreativität ist. Eine Art Kunst. Kochen ist Kunst. Eine Harmonie zwischen Speisen, Gewürzen und Zutaten finden, und dann alles in Einklang bringen. In einer Küche, die kleiner als mancher Wandschrank ist. Immer mit dem Wischtuch oder dem Kochlöffel in der Hand, immer bereit gleich zu zugreifen, wenn etwas erledigt werden muss. Trotz Platzmangel stehen wir uns nie im Weg herum, na ja fast nie. Wir tanzen um einander herum, ob Walzer oder Discofox ist dahin gestellt, aber so können wir perfekt miteinander arbeiten. Ein Blick langt schon, und es ist klar was erledigt erden muss. Ob beim Kartoffelschälen, beim Teller abwaschen, beim Spülmaschine einräumen oder Müll wegbringen, keine Aufgabe ist unangenehm. Die Küchenarbeit liegt uns im Blut! Beziehungsweise in der Tomatensoße.
So kann ich für mich sagen, dass Roxana ein besonderer Mensch in meinem europäischen Freiwilligendienst geworden ist. Jeder Tag startet mit guter Laune, wenn ich sie sehe, und sie mich mit ihrer herzlichen Art begrüßt. Einfach diese Vertrautheit und diese „Freundschaft“ geben mir die nötige Kraft, manche Situationen durchstehen zu können, wenn zum Beispiel die Kinder an der Rechnung 50-10 verzweifeln. Ich danke dir, dass ich dich kennen lernen durfte und das ich dich dein letztes Arbeitsjahr mit begleiten kann!