Meckert nicht über den Kaffee.
Ein Text über das vermeintliche Lieblingsgetränk der Griechen, vielleicht oder vielleicht auch nicht verfasst unter dem Einfluss von eben jenem koffeinhaltigem Gebräu.
Geschichte und Herkunft des Griechischen Kaffees
Griechischer Kaffee ist eine Spezialität unter den Heißgetränken und wurde, da von den Türken unter Griechenlands Besetzung eingeführt, ursprünglich als "Türkischer Kaffee" bezeichnet. Einen solchen zu bestellen sollte man aus historischen Gründen jedoch möglichst vermeiden. Seinen derzeitigen Namen "Καφέ Ελληνικό " (Kafé Ellinikó) hat das Getränk der Marketingkampagne eines Kaffeeunternehmens während der 70er Jahre zu verdanken. Beide, Griechischer und Türkischer Kaffee, bestehen aus ungefiltertem schwarzen Kaffee, welcher mit Kaffeepulver als Bodensatz serviert wird.
Kaffeehäuser
Tatsächlich beschweren sich viele Besucher Griechenlands über den ihnen in ihrem Hotel servierten Kaffee. Bei all den Lobpreisungen des Griechischen Kaffees kommt bei ihnen wohl bald die Frage auf, warum ihre Kaffeeerlebnisse nicht annähernd so gut sind. Wer einen echten griechischen Kaffee trinken möchte, der sollte den touristischen Schutz seines Hotels schleunigst verlassen. Entsprechende Örtlichkeiten um einen guten Kaffee zu trinken sind entweder die allseits bekannten Tavernen (Ταβέρνα) oder die sogenannten "Καφενείο" (Kafenio). Letztere sind Kaffeehäuser, welche traditionsgemäß den Männern der Schöpfung vorbehalten waren. In diesen sieht man wie sich am Morgen immer mehr Griechen in kleineren Grüppchen zusammenfinden, um gemeinsam allmählich in den Tag zu Starten.
Um ein solches Kaffeehaus zu finden, sollte man sich möglichst in die Nähe des Hauptplatzes oder der Hauptstraße begeben, da sich diese Örtlichkeiten als ehemaliger sozialer Lebensmittelpunkt oft dort angesiedelt haben.
Καφενείο sind in den häufigsten Fällen Familienbetriebe, welche oft nicht über allzu üppiges Mobiliar verfügen und eher spärlich, wenn auch gemütlich eingerichtet sind. Viel ist mit Holz bezogen, einiges anderes aus Bast.
Die männlichen Besucher finden sich dort häufig nach getaner Arbeit ein und nutzen den gemeinsamen Treffpunkt, um sich über Gott und die Welt auszutauschen, Karten oder Backgammon zu spielen.
Tatsächlich kann man auf Spaziergängen in Serres und Umgebung zahlreiche solcher Lokale entdecken. Ich muss gestehen, dass ich, trotz der Abschaffung der Geschlechtertrennung in diesen Gaststätten, noch nie habe eine Frau eine solche betreten sehen. Wir Freiwilligen werden als "Fremde" selbst eher ungern auf ein solches zugehend gesehen, da sie tatsächlich eher den Einheimischen vorbehalten sind.
Wohin gehen also die restlichen Koffeinbedürftigen unter uns?
Neben ganz normalen Cafés und Lokalen gibt es eine hohe Anzahl an Konditoreien, sogenannten "Ζάχαρηóπλαστíο" welche lange Zeit vom Rest der Familie besucht wurden. Gerade durch ihr reichliches Angebot von Süßwaren, Torten und Kuchen waren sie bei Frauen und Kindern angeblich so beliebt.
Heutzutage ist es allerdings so, dass die jüngeren Generationen "Καφενείο" allesamt meiden und sich stattdessen den sogenannten "Καφετέρια" (Kafetería) zuwenden. Diese sollen eine Mischung aus Bar und Taverne darstellen, in denen es im Gegensatz zu "Καφενείο" eben nicht nur Kaffee, Ouzo und Retsina gibt. Hier ist nichts mehr von der einstigen Geschlechtertrennung übriggeblieben, viel mehr freuen sich die jungen Leute über den Spitznamen, welchen sie für ihr Desinteresse gegenüber der "Καφενείο" erhalten haben. Liebevoll werden sie von ihrem älteren Mitmenschen als "Καφενεία" (Kafenía) bezeichnet, was das weibliche Pendant zu "Καφενείο" darstellt.
Kaffee trinken
In Griechenland wird durchschnittlich dreimal am Tag Kaffee zu sich genommen. Doch gerade in der dunklen Jahreszeit wird diese typische Dosierung auch gerne von dem einen oder dem anderen überschritten. An so manchem verregneten Tag in Serres kann man förmlich zusehen, wie sich die Kaffeehäuser der Stadt füllen und so manch einer verzweifelt auf der Suche nach einem freien Platz ist.
Tatsächlich hat sich auch unter uns Freiwilligen eine Gruppe Kaffeeabhängiger gebildet, welche versucht die in jede Ritze zu klettern scheinende Kälte mit diesem braunen, warmen Gebräu zu bekämpfen.
Kaffee bestellen
Das Bestellen von Kaffee ist unter Umständen eine Kunst für sich, sollte man es in ein Kaffeehaus geschafft haben. Je nachdem in welchem Etablissement man sich befindet kann sich der Schwierigkeitsgrad der Bestellung auch schonmal ohne das in Betracht ziehen von sämtlichen Sprachbarrieren bis ins unermessliche steigern. Hier deshalb die vereinfachte Version:
Alles beginnt damit, sich erst einmal für eine Art Kaffee zu entscheiden. In den Kaffeehäusern besteht die Auswahl zwischen dem traditionellen Mokka (dem Καφέ Ελληνικό ), dem Nestcafé Sestó (welcher in winzigen Tassen serviert wird und aus brühend heißem Instantkaffee besteht) und dem sogenannten Frappé (einem kalten, schaumig geschlagenen Kaffee mit Eiswürfeln).
Hat man diesen Teil der Bestellung hinter sich gelassen, muss der gewünschte Süßungsgrad angegeben werden. Hier muss zwischen skétto (ohne Zucker), métrio (mit etwas Zucker) und glíko (mit viel Zucker) gewählt werden. Diese Entscheidung muss vor der Zubereitung des Kaffees getroffen werden, da die gewünschte Menge an Zucker von Beginn an der Wasser-Kaffee-Mischung beigegeben werden muss.
Trinkt man seinen Kaffee im Gegensatz zu den meisten Griechen gerne mit Milch, so sollte auch dies möglichst bald erwähnt werden, da dies eben nicht als selbstverständlich angesehen wird. Um also um etwas Milch bitten zu können, sollte der Ausdruck "mé gála" nicht im Griechisch Repertoire fehlen!
Kaffeezubereitung
Für die Zubereitung eines Griechischen Kaffees ist ein sogenanntes Briki, ein langstieliges, kupfernes Kännchen, von Nöten. Ist dieses vorhanden besteht der erste Schritt darin, dass Brinki mit der gewünschten Menge an Kaffeepulver zu befüllen (im Normalfall in etwa ein gehäufter Kaffeelöffel). Anschließend wird im 2. Schritt der Süßungsgrad des Getränkes bestimmt und dementsprechend das Briki mit Zucker befüllt. Zu Letzt wird das Kännchen mit der entsprechenden Menge an Wasser (ca. 30-40 ml) aufgegossen.
Gekocht wird diese Mischung nun, bis sie beginnt zu schäumen und kurz vorm Überkochen ist. Sobald dieser Punkt erreicht ist, sollte man das Briki zum umrühren vom Herd nehmen und die gesamte Prozedur ein zweites Mal wiederholen. Ist dies geschehen, kann der fertige Kaffee nach einer Minute Wartezeit serviert und getrunken werden. Diese Minute ist notwendig, damit sich der Kaffee am Boden des Gefäßes absetzen kann. Zudem sollte man beim befüllen der Tassen darauf achten, den Kaffeeschaum möglichst unberührt umzufüllen, damit der darin beinhaltete Geschmack nicht verloren geht.
Dies ist wohl eine der traditionsreichten Zubereitungsarten von Kaffee und darüber hinaus eine, die es den Familienältesten seit jeher erlaubt hat, den anderen Familienmitgliedern ihre Zukunft aus dem übrigbleibenden Kaffeesatz lesen zu können.
Da es sich bei Griechischem Kaffee allerdings um einen sehr stark aromatischen Kaffee handelt, wird zu jeder Tasse Kaffee immer ein Glas Wasser zum Neutralisieren gereicht.
Quellen: http://kafenio.eu/die-karte/kaffee/
http://griechischer-mokka.de/griechischer-mokka-kaffee.html
http://griechischekueche.com/2017/05/21/der-griechische-kaffee-ellinikos-kafes
Rheinhard Matissek, Werner Baltes: Lebensmittelchemie. Springer Spektrum, 2015.
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