Masopust
Am Aschermittwoch ist alles vorbei? - Ein kurzer Einblick in die tschechischen Karnevalstraditionen
Masopust, was so viel bedeutet wie „das Fleisch weglassen“ oder „Fleischabschied“ lässt sich mit dem Karneval in Deutschland, oder auch Mardi Gras in den USA vergleichen.
In Tschechien gehört Masopust, auch bekannt unter der uns wahrscheinlich vertrauter vorkommenden Bezeichnung fašank, zu den größten Feierlichkeiten im Winter. Sein Ursprung ist vermutlich auf das 13. Jahrhundert zurückzuführen. Die mehrere Wochen andauernden Festlichkeiten dienten zur Ehrung Bacchus, dem Gott des Weines, und zur Vertreibung des Winters. Der Frühling wurde ebenso, wie die Fruchtbarkeit der Frauen, willkommen geheißen.
Ursprünglich zog eine Gruppe Männer, ähnlich wie bei Halloween, von Haus zu Haus. Durch Gesang und Tanz sorgten sie für eine ausgelassene Stimmung und erhielten im Gegenzug Fleisch, Brandy oder ein in Fett ausgebackenes Gebäck. Das ehemals die Sonne symbolisierende „kobliha“ mit Füllung ist in Deutschland unter den Namen „Berliner“, „Kräppel“, „Krapfen“ oder auch „Berliner Pfannkuchen“ bekannt.
Da Masopust zur damaligen Zeit oftmals von dörflichen Vereinen organisiert wurde, hat es sogar das kommunistische Regime überdauert, obwohl Feste mit christlichem Hintergrund überwiegend unterdrückt wurden. Heutzutage sind die Feierlichkeiten, die von dem Tag der heiligen drei Könige (Den tří králů) bis zum Aschermittwoch (Popeleční středa) andauern, mit der darauffolgenden 40 tägigen Fastenzeit verknüpft. Obwohl ein Großteil der tschechischen Bevölkerung atheistisch ist, haben die meisten Tschechien großen Feierlichkeiten nichts entgegenzusetzen. Auch wird Masopust erfahrungsgemäß in einigen Teilen der tschechischen Republik von fašank losgelöst betrachtet. Obwohl die größeren Feierlichkeiten am Abend des Faschingsdienstages (masopustní úterý) mit dem Begräbnis einer Bassgeige zu Ende gehen sollten, wird dieser Zeitrahmen mancherorts etwas ausgedehnt.
Vor allem in Böhmen und Mähren werden die uralten Karnevalstraditionen aufrechterhalten.
In Anlehnung an die damaligen Hausschlachtungen, die größtenteils um die Faschingszeit durchgeführt wurden, beinhalten die Feierlichkeiten eine „zabíjačka“, die Schlachtung und das Braten eines Schweines.
Am Fettdonnerstag werden Unmengen an „koblihy“, Blutwurst und fettigem Fleisch (Selchfleisch) verspeißt. Es hieß, dass man, wenn man an diesem Tag viel Nahrung zu sich nehme, für das ganze Jahr gestärkt sei.
Natürlich dürfen auch die Faschingsdienstag-Umzüge nicht fehlen. Da in Südostmähren jedes Dorf eine eigene Version des traditionellen Karnevalsumzuges zur Schau stellt, können begeisterte Masopust-Fans diese gebietsbezogen Unterschiede sogar den entsprechenden Regionen zuordnen.
Was bei keinem der Umzüge fehlen darf, ist ein Bär, der die Fruchtbarkeit symbolisiert. Doch auch der Gott des Weines und weitere traditionelle Verkleidungen, wie die Strohmänner, der „Strakatý“ und seine Frau, die sich bei genauerer Betrachtung allerdings als kostümierter Mann entpuppt, oder Angst verbreitende Fantasiewesen (Rychtář) sind wohl ein Muss. Nicht nur Prag stellt einen der bekanntesten Karnevalsumzüge in Žižkov zur Schau. Auch in einigen kleineren Dörfern, wie Hlinsko, dessen historisch wertvolle Karnevalsparade seit 2010 sogar zum UNESCO- Weltkulturerbe gehört, werden traditionelle Umzüge organisiert.
Doch das Masopust- Spektakel beinhaltet noch einiges mehr als die uns bekannten Umzüge. Auch Maskenbälle, Kreis- und Schwerttänze sind vielerorts mit eingebunden. Bis Mitternacht läuft man von Haus zu Haus, tanzt und singt, bis schließlich, kurz bevor die Uhr zwölf schlägt, die Bassgeige als Zeichen der glücklichen Zeiten und Musik begraben und mit der Fastenzeit begonnen wird.
Da dieses Jahr auf große Karnevalsparaden verzichtet werden muss, hat das Středisko volného času Déčko Náchod, das sich im Norden Tschechiens befindet, ein kurzes Masopust - Video veröffentlicht: https://fb.watch/3GCGjkCxyS/
Quellen:
https://theculturetrip.com/europe/czech-republic/articles/how-to-celebrate-masopust-in-prague/
https://www.pragueresident.com/the-meaning-behind-masopust/
http://www.myczechrepublic.com/czech_culture/czech_holidays/easter/masopust.html
http://landesecho.cz/index.php/gesellschaft/1245-tschechien-helau