„Man fährt dorthin, wo man hin will, und lässt sich davon treiben.“
Fridolin hat während seines Freiwilligendienstes in einem Roma-Dorf in Rumänien gearbeitet. Weil dieses Projekt nach vier Monaten auslief, reiste er im Anschluss nach Indien.
Name: Fridolin
Alter: 20 Jahre
EFD-Land: Rumänien
Dauer: 4 Monate
Fridolin hat während seines Freiwilligendienstes in einem Roma-Dorf in Rumänien gearbeitet. Weil dieses Projekt nach vier Monaten auslief, reiste er im Anschluss nach Indien.
Wie bist du auf den EFD gekommen?
Ich habe nach der Realschule Fachabitur gemacht und wollte danach für längere Zeit ins Ausland gehen. Der EFD kostet nichts und hat sich deshalb für mich angeboten.
Warum hast du Rumänien ausgewählt?
Ich wollte eigentlich erst nach Spanien, um die Sprache zu lernen. Osteuropa hat mich aber auch interessiert, außerdem hat mich das Roma-Projekt sehr gereizt. Ich habe nur eine Bewerbung nach Rumänien geschickt und sofort eine Zusage erhalten.
Was war das genau für ein Projekt?
Ich habe in einem Projekt zur Integration von Roma gearbeitet. Wir haben in den Roma-Schulen außerhalb der Stadt gearbeitet und dort pädagogische Spiele gemacht oder Unterricht gegeben. Ich habe zum Beispiel kreative Projekte angeboten. Viele Roma-Eltern haben ihre Kinder nicht zur Schule gelassen, vor allem Mädchen mussten meist zu Hause bleiben. Wir haben sie animiert, in die Schule zu kommen. Wir wollten zeigen, dass Bildung auch Spaß machen kann.
Wo hast du gewohnt?
Ich habe in einem Apartment zusammen mit anderen Freiwilligen gewohnt.
Wie hast du dich nach deiner Ankunft in Rumänien gefühlt?
Ich war zum ersten Mal alleine im Ausland. Als ich am Flughafen in Bukarest ankam, hat meine Geldkarte plötzlich nicht funktioniert. Ich konnte also kein Geld abheben, hatte auch gar kein Bargeld bei mir. Das war wirklich erst mal ein kleiner Schock. Mir blieb also nichts anderes übrig, als andere Menschen nach etwas Kleingeld anzubetteln. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Nach etwa einer halben Stunde habe ich zum Glück andere Reisende getroffen. Sie haben mir etwas Geld gegeben, um die Busfahrt vom Flughafen zum Hauptbahnhof zu bezahlen. Dort habe ich dann noch einmal einen anderen Geldautomat ausprobiert, der zum Glück funktionierte.
Hattest du anfangs Sprachprobleme?
Die Kommunikation war schon etwas schwierig, wir waren teilweise auf Übersetzer angewiesen oder haben Englisch gesprochen.
Was war dein bestes Erlebnis in Rumänien?
Während meines Aufenthaltes dort habe ich viel über die Roma gelernt. Die Mentalität und besonders die Musik haben mich sehr beeindruckt.
Warum warst du nur vier Monate in Rumänien?
Ich kam in ein laufendes Projekt, das nach vier Monaten zu Ende ging. Bei meiner Ankunft waren meine Mitfreiwilligen gerade im Midterm-Meeting. Ich habe also nur die Hälfte des Projektes mitbekommen. Danach sollte eigentlich ein neues Projekt beginnen, welches aber leider nicht genehmigt wurde. Mir wurde zwar gesagt, dass ich ab Februar wiederkommen könnte, dies war aber nicht hundertprozentig gesichert.
Wie ging es dann weiter?
Ich bin nach Hause gefahren und habe mich wirklich bemüht, wieder nach Rumänien zurückzukehren. Nach einigen Versuchen und einem hohen bürokratischen Aufwand habe ich mich dazu entschlossen, einfach nur zu reisen. Deshalb wollte ich mich für kein neues Projekt mehr bewerben, sondern habe einen Flug nach Indien gebucht. Indien hat mir auch super gefallen, ich bin immer noch voller Eindrücke, konnte noch gar nicht alles verarbeiten.
Wie haben dich der EFD und das Reisen verändert?
Ich habe Sprachkenntnisse dazu gewonnen, mein Englisch hat sich seitdem sehr verbessert. Vorher habe ich nur wenig verstanden, mittlerweile kann ich fließend Englisch sprechen. Ohne die Zeit in Rumänien hätte ich mir nicht zugetraut, alleine nach Indien zu reisen. Ich bin viel selbstständiger geworden und habe gelernt, wie ich in einem fremden Land zurechtkomme. Natürlich habe ich während des Freiwilligendienstes auch viel über Rumänien dazugelernt.
Durch den EFD und das Reisen bin ich spontaner und lockerer geworden. In Deutschland macht man sich sehr viel Druck, was die Zukunfts- und Karriereplanung angeht, das wurde mir schon in der Realschule eingetrichtert. Seit meinem EFD lasse ich eher alles auf mich zukommen. Ich plane vielleicht für das nächste Jahr, nicht aber für das nächste Jahrzehnt. Man fährt dorthin, wo man hinwill, und lässt sich davon treiben.
Würdest du wieder an einem Freiwilligendienst teilnehmen?
Ja, auf jeden Fall.
Was würdest du anderen raten, die jetzt einen EFD planen?
Überlegt nicht lange, macht es einfach! Es lohnt sich wirklich. Ich würde auch empfehlen, nicht nur in die „Mainstream-Länder“ zu gehen. An Spanien hätte ich wahrscheinlich viel mehr Erwartungen gehabt. Nach Rumänien bin ich ehrlich gesagt ohne richtige Vorstellungen gefahren und war sehr positiv überrascht.
Was hast du als nächstes vor?
Ich werde im Jahr 2012 eine Tischlerausbildung beginnen, das hatte ich schon länger geplant. Davor möchte ich aber noch einmal nach Rumänien, um dort Freunde zu besuchen. Ich habe vor, mit dem Fahrrad bis nach Istanbul zu reisen.
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