Lust for Life
Der nächste Morgen kommt viel zu früh und ich wünschte, das Aspirin für Beata, selbst behalten zu haben. Mit den Gedanken an die unsichere Zeit nach meiner Rückkehr; nach den Wochen voller Parties und späten Nächten, um ihnen zu entkommen, um alles mitzunehmen was geht; nach diesen Wochen wird mein Nervenbündel ohnehin immer spürbarer nur noch von regelmäßigen Injektionen Koffein zusammengehalten. Darum könnt ihr euch vorstellen wie es mir nach dieser letzten Nacht ging. Trotz alledem ist es eins.
Der nächste Morgen kommt viel zu früh und ich wünschte, das Aspirin für Beata, selbst behalten zu haben. Mit den Gedanken an die unsichere Zeit nach meiner Rückkehr; nach den Wochen voller Parties und späten Nächten, um ihnen zu entkommen, um alles mitzunehmen was geht; nach diesen Wochen wird mein Nervenbündel ohnehin immer spürbarer nur noch von regelmäßigen Injektionen Koffein zusammengehalten. Darum könnt ihr euch vorstellen wie es mir nach dieser letzten Nacht ging. Trotz alledem ist es eins.
Das große Seelenbaumeln
Ein weiterer strahlender Tag. Ich habe heute frei, ausdrückliches Verbot ins Büro zu kommen und die reizende Aufgabe meine Abreise vorzubereiten. Abends ist meine Abschiedsfeier, bei der vierzehn Leute in unsere Wohnung gepackt werden sollen. Aber soweit ist es zum Glück noch nicht. Nachdem die Qual des Kofferpackens und Putzens überstanden ist, habe ich noch Zeit durch das fröhliche Gewusel der Stadt zu schlendern. Nach einem Essen im besten kleinen Restaurant dieser Welt, setze ich mich mit einem Buch an die Weichsel. Alles ist so schön, dass sogar ich es schaffe eine Pause in meiner Selbstzerfleischung einzulegen und mir diese Tage nicht verderben zu lassen, weil es die letzten sind, zumindest nicht jetzt. Ein paar Stufen unter mir sitzt eine Gruppe Frauen und schaut sich Fotos an. Eine scheint gerade von einer Reise oder, vielleicht wahrscheinlicher, von einem Arbeitsaufenthalt im Ausland zurückgekommen zu sein. Ich frage mich, ob so auch meine polnischen Freunde in England gesessen haben oder es tun, wenn sie auf Heimaturlaub sind.
Der Drang für immer dort zu bleiben wird schließlich besiegt vom Drang ein neues, angeblich türkisches Café auszuprobieren. Vor EMPIK, am Anfang der Hauptstrasse gelegen, dort wo besonders viele Leute durch den besonders dichten Spalier der Handzettelverteiler flanieren, setze ich mich als einziger Gast und trinke eine winzige Tasse türkischen Kaffee für sechs Zlotych. Danach eine normale Tasse türkischen Tee für zwei Zlotych und wie türkisch es nun wirklich ist, ist vollkommen egal. Ich bin allein im Strom der Strasse, blicke mit einer stillen Zufriedenheit auf das Leben und lese mit der reizenden Kellnerin leise um die Wette. Das Wetter macht einen glücklich zu leben.
Die Schönheit der Frauen ist atemberaubend. Primär und zuvorderst im ästhetischen Sinn. Ihr Stil was Kleidung betrifft, die Geschmeidigkeit ihrer Bewegung, dafür ist Polen nicht umsonst berühmt. Die Schönheit der Strassen ist eine Offenbarung. Die lückenlosen Reihen originaler Bauten, die souveräne Lässigkeit ihrer Formen, die Grazilität ihrer Dekoration, die überlegene Eleganz, die Würde, die ihr Alter ihnen gibt: Dafür ist Torun nicht umsonst bekannt. Die Schönheit der Menschen vor der Schönheit der Fassaden im warmen Licht schließlich bricht einem das Herz. Die Stufen der Promenade des unter der Sonne glitzernden Flusses ist voller Pärchen, das Licht und die Wärme schenkt dir ein Lächeln aus jedem Gesicht und alle fünf Meter möchte man sich selbst verlieben.
Vor einiger Zeit ist mir etwas Merkwürdiges passiert. Ich lief abends mit Ewa nach Hause und habe noch etwas in die kleine Hütte für die Mülltonnen gebracht. Als ich es mit einem Schwung in die Tonne werfe, denke ich dass irgend etwas komisch ist und fahre in der nächsten Sekunde in einem furchtbaren Schrecken zusammen: Zuerst nur in meinen Augenwinkeln, fällt der Lichtstrahl einer Straßenlaterne durch einen Spalt auf den Teil eines Gesichts in der hinteren Ecke, vielleicht zwei Meter weg. Zwei Augen sind auf mich gerichtet, der Rest ist in der schwarzen Dunkelheit. Es ist zehn Uhr abends. Dort wohnt jemand.