Laut reden, nein danke

Nun bin ich schon seit 3 Monaten hier in Finnland und kann euch allmählich über ein paar Unterschiede zwischen Deutschland und Finnland berichten. Das komische für mich ist, dass es mir nicht so stark auffällt. Fragen mich meine Freunde oder meine Familie, was die gravierendsten Unterschiede sind, muss ich immer erst ziemlich lange überlegen. Sehr oft fällt mir nicht sofort etwas ein, aber ich habe natürlich schon etwas gefunden.
Was mir als erstes aufgefallen ist, dass die Leute sowohl im Bus, als auch auf der Straße ständig telefonieren. Im Bus oder Zug ist es allerdings nicht üblich laut zu sprechen, sondern sehr leise zu sein, deshalb flüstert jeder in sein Handy. Das Wort Danke („Kiitos“) wird in Finnland sehr oft verwendet. Steigt man aus dem Bus aus, bedankt man sich bei dem Fahrer mit einem Kiitos. Im Laden, beim Sport, überall hört man ein Kiitos. Bekommt man allerdings die Türe aufgehalten sagen die Finnen keinen Dank. Das finde ich etwas seltsam.
Das Busnetz in Finnland ist viel besser ausgebaut als in Deutschland. Man kann jede Stadt mit dem Bus erreichen, aber nicht unbedingt mit dem Zug. Das Schienennetz geht von Süden nach Norden und hat ein paar „Arme“ zur Küste und in den Osten. Mit dem Bus, kann man jedoch alles erreichen, deshalb haben viele Leute, die in der Großstadt wohnen und dort, oder in der Umgebung arbeiten kein Auto. Für mich war der Blick auf die Straße deshalb auch erst einmal anders. Es gibt sehr wenige Autos, dass liegt allerdings daran, dass die Bevölkerungszahl von Finnland nur 5 Millionen beträgt und es deshalb einfach nicht so viele Leute gibt, die ein Auto fahren können. Wenn man etwas recherchiert findet man allerdings heraus, dass es Pro-Kopf hier in Finnland mehr Autos als in Deutschland gibt. Will man die Straße an einem Zebrastreifen überqueren, muss man allerdings sehr vorsichtig sein, da die Finnen generell nicht anhalten. Es gibt ein paar Ausnahmen, man kann sich aber nicht darauf verlassen. Im Winter verstehe ich das ja noch, da es sehr eisig und rutschig ist, aber im Frühling/Sommer/Herbst finde ich es ein bisschen unhöflich, da man manchmal 5 Minuten wartet, bis man die Straße überqueren kann. Dadurch, dass es hier im Winter schon sehr früh dunkel wird, haben alle Finnen eine sehr große Anzahl an Reflektoren, Warnwesten und Blinklichter, die sie bei einem abendlichen Spaziergang oder Stadtbesuch immer tragen. Mittlerweile bin ich auch schon zum Reflektorensammler geworden, da ich es total sinnvoll finde, damit herumzulaufen.
Auch die Entfernung wird hier ganz anders gemessen. Dadurch das es vom Süden des Landes bis zum nördlichsten Punkt über 1000km sind, ist ein Weg von unter 50km ein Katzensprung. Ist die Entfernung von einem Dorf zu einer Stadt 50km, dann ist das praktisch die Nachbarstadt.