Langsam wird's kalt hier
Seit dem On-Arrival Training ist viel passiert. Doch wir sind nicht nur an den Wochenenden ständig verplant, sondern auch in der Schule gibt es keine zwei gleichen Tage.
Mein Arbeitstag nach dem On-Arrival Training ist mir ziemlich gut in Erinnerung geblieben, da wir (unsere Köchin, Sandra und ich) unglaublich viele Tomaten geerntet haben. Für die beiden war die Menge nicht weiter aufregend, aber ich fand schon, dass es viele Tomaten war. Auch haben wir viele Sonnenblumen geerntet einige für alle zum sofort essen, alle anderen als Dekoration und später für Samen. Auch haben wir an dem Tag noch Kürbisse geerntet, also alles in allem ein aufregender Tag. Außerdem war in dieser Woche dann noch der Olympische Tag. Am Donnerstag für die Vorschule und am Freitag für die Schulkinder. Das hieß, dass wir nach Ikšķile in den Ort gefahren sind (unsere Schule liegt ganz am Rand), uns dort eine Stuntshow mit Fahrrädern angesehen haben und mit den Schulkindern dann eine Runde gerannt sind. Dieser olympische Tag hat scheinbar dann in ganz Lettland stattgefunden.
Das Wochenende danach sind wir dann nach Ventspils, an die Ostsee, gefahren. Dort hatte eine andere Freiwillige Geburtstag und viele vom On-Arrival waren dabei und haben sie besucht. Es war ein toller Nachmittag/ Abend am Strand, wobei sogar zwei Leute baden waren und auch wenn es noch nicht so kalt war wie jetzt, fand ich, dass es trotzdem gereicht hat. So haben wir dann noch den Sonnenuntergang beobachtet und haben dann bei den Freiwilligen zu Hause Nudeln und Tiramisu zum Abendbrot gegessen. Am Sonntag sind wir wieder zurück gefahren.
Am Montag darauf war quasi Erntedankfest, was ziemlich cool war, weil wir mit den Kindern verschiedenstes Gemüse aus dem Garten geerntet haben und alle geholfen haben beim Schneiden und vorbereiten und dann hat unsere Köchin über dem offenen Feuer draußen eine Suppe daraus gekocht. Außerdem wurde in dieser Woche dann auch der Garten abgenommen, ob er auch dieses Jahr wieder ein Ökosiegel verdient hat. Am Wochenende sind wir dann mit den Erwachsenen, die zu unserer Schule gehören, nach Drusti gefahren. Drusti ist ein kleiner Ort, an dem der Mann wohnt, auf dessen Gedanken das Prinzip unserer Schule beruht. Uns wurde gezeigt, wo er die neue Schule von Drusti bauen möchte, aber auch die aktuelle Schule von Drusti konnten wir besichtigen. In die Schule in Drusti gehen etwa 20 Kinder und dafür ist das Gebäude sehr groß. Was uns noch aufgefallen ist, ist dass die Schule unglaublich warm eingerichtet ist mit sehr bunten Wänden, bunten und verschiedenen Stühlen, Kissen usw..
Abends haben wir uns dann noch mit anderen Freiwilligen in Riga getroffen und sind dann nach Ādaži gefahren, um dort zu übernachten und um nachts noch ein Stück Pizza zu holen in einem 24h Pizza Laden. Was man halt so macht, wenn man nachts Hunger hat ;).
In der nächsten Woche war am Montag Lehrertag. Sodass wir von den ältesten Schülern im Lehrerzimmer Aufgaben bekommen haben, wie etwas zeichnen oder ausmalen und dann auch noch Spiele im Musikraum mit den Lehrern gespielt wurden. Generell wurde an dem Tag von den ältesten Schülern die Schule übernommen. So sie haben organisiert, wer von ihnen der Lehrer für die anderen Schüler ist, wer eine Art Schulleiter ist und schaut, dass alles läuft, wer Fotos macht und wer sich um uns kümmert. Außerdem haben wir sehr leckere, hübsche Törtchen bekommen, die auch von den Kindern gemacht wurden. Zusätzlich war in dieser Woche dann noch Exkursionstag, an dem die gesamte Schule einen Ausflug gemacht hat. Wir sind in das Minhauzen Museum gefahren. So wird der Baron von Münchhausen hier genannt, denn tatsächlich hat er 6 Jahre seines Lebens in Lettland verbracht. Dies waren wohl seine glücklichsten 6 Jahre und hier hat er wohl auch seine Geschichten erfunden. Das Museum ist sehr schön gemacht und auch der Guide hat so erzählt, dass die Kinder aufmerksam gelauscht haben. Uns muss immer noch übersetzt werden, sodass ich selbst weniger sagen kann, wie mitreißend seine Erzählungen waren. Danach sind wir noch an die Ostsee gefahren, zur weißen Düne.
An diesem Abend waren wir dann erst beim italienischen Abend hier in Ogre, um die anderen Freiwilligen aus unserer Stadt kennenzulernen, die entweder schon länger oder kürzer hier sind und somit nicht mit auf unserem On-Arrival Training waren. Aber auf diesem Abend waren auch ein guter Teil Letten, die auch im Culture Centre mit teilgenommen haben. Danach haben wir dann noch den Geburtstag von Tabeas Mentorin gefeiert. Am Samstag kam dann eine Freiwillige aus Ādaži und zusammen haben wir Torte und Kartoffelpuffer gemacht, was viel Spaß gemacht hat. Am nächsten Tag sind wir dann in den Ķemeri Nationalpark gefahren und dort erst mehr oder weniger aus Versehen zur grünen Düne gelaufen, um dann noch zum Sumpf Pfad zu laufen und den kleinen dann allerdings nur zu zweit auch noch mitzunehmen. Wobei dieser Pfad echt super schön ist! Es sind Holzstege die quasi über die Sumpflandschaft führen und hinzukam, dass an dieser Stelle dann endlich die Sonne hervorkam, was meine Meinung vielleicht auch ein bisschen beeinflusst hat.
Wieder zurück bei der Arbeit haben wir inzwischen unglaublich viele Bohnen gesammelt, getrocknet und geöffnet. Wir trocknen sie als Samen für nächstes Jahr. Genauso haben wir Kartoffeln in eine dunkle Box getan, um sie als quasi Samen für nächstes Jahr zu verwenden und haben Soya geerntet. Auch haben wir inzwischen schon Tulpen gepflanzt bisher allerdings nur im Sonnengarten bei und mit den Kindern. Donnerstag kamen dann zwei litauische und zwei dänische Seedsaver zu uns nach Lettland. Und so gab es ein Treffen zu dem ich auch eingeladen war. Am Freitag waren wir dann als Abendprogramm mit ihnen in Riga bei einer Veranstaltung des Food Network. Dabei haben wir uns 4 Vorträge angehört: einen über einen großen Markt der Teil der Slow Food Bewegung ist, einen über Ökoschule, einen über die Organisation des Direct Buying Point und ein Vortrag ging direkt über das Essen bei uns an der Schule. Da unsere Schule an all den anderen drei Einrichtungen auch teilnimmt, war es auch insofern sehr informativ, dass ich noch mehr über unsere Schule gelernt hab. Ganz kurz: die Ökoschule ist eine Bewegung an der jede Schule teilnehmen kann, wenn sie möchte. Dann gibt es jedes Jahr ein Thema zu dem dann in verschiedenen Projekten gearbeitet wird. Dieses Jahr ist das Thema „Iss bewusst“. Der Direct Buying Point ist ein Projekt, bei dem ökologische Farmer den Menschen direkt und ohne Zwischenhändler ihre Produkte verkaufen. So bringen sie dann jede Woche die vorher bestellten Lebensmittel an einen bestimmten Punkt z.B. bei uns in die Schule und dann werden die bestellten Produkte den Käufern zugeordnet. Bei uns sind meist wir als Freiwillige dafür mitverantwortlich und unterstützen das Mitglieder dieses Vereins, das für die jeweilige Woche verantwortlich ist. Das Event mit den Seedsavern ging dann noch weiter bis zum Sonntag, an dem wir zu einer Familie in Salaspils gefahren sind, die auch einen Garten mit vielen verschiedenen Sorten Gemüse haben.
Dazwischen habe ich mich für den Samstag allerdings ausgeklinkt und bin mit vielen anderen Freiwilligen nach Sigulda gefahren. Sigulda ist quasi DIE Stadt die in Lettland im Herbst besichtigt werden muss. Aber ja es war auch sehr schön, wenn auch etwas regnerisch. Dennoch sind wir zur Burg von Turaida gewandert und haben uns dort etwas umgeschaut. Von einem Turm dort konnten wir beobachten, wie die Regentropfen den Turm hinunter fallen und vom Wind teilweise verweht werden.
In der letzten Woche haben wir dann verstärkt angefangen nicht nur Bohnen zu ernten, sondern auch die Bohnenpflanzen anschließend rauszureißen und somit den Garten winterfest zu machen. Aber hab ich schon mal gesagt, dass wir unglaublich viele Bohnen geerntet haben, somit quasi jeden Tag Bohnen öffnen können/ müssen? Ansonsten ist auch inzwischen eine sehr beliebte Aufgabe bei uns Blätter zuharken, denn man wird einfach nicht fertig. Einen Platz haben wir sogar ganz gut hinbekommen, da uns viele Kinder geholfen haben, aber im Großen und Ganzen wird der Blätter niemand Herr.
Letzten Samstag wurde dann von einer anderen deutschen Freiwilligen herausgefunden, dass die deutsche Bäckerei Junge eine Filiale in Riga hat. Ihr glaubt nicht wie toll Laugenbrezeln schmecken können! Aber auch generell war es so deutsch das war schon krass. Danach haben wir eine kostenlose sehr gute Stadtführung durch Riga gemacht und sind an wichtigen Stellen durch Altriga gelaufen und durch das Jugendstilviertel. Und am Sonntag haben wir uns dann die lettische Oper Turaidas Roze angeschaut also die Rose von Turaida, von dem Schloss in dem wir die Woche zuvor waren. Da ich dort die Story bereits gelesen hatte und auch eine englische Übersetzung unter den lettischen Untertitel stand, konnten wir gut folgen und unseren Besuch in der lettischen National Oper wirklich genießen.