La Feria de Abril – das Volksfest Andalusiens
Ein wenig erinnert sie an das Oktoberfest - die Feria de Sevilla. Auch sie gibt es in Andalusien in jedem kleinen Ort, aber eben nur einmal so groß wie in Sevilla.
Schon vor meiner Ankunft hatte ich von der Feria gehört, aber nicht durch die Schule, Zeitungen oder Magazine, sondern durch eine spanische Freundin.
Die Feria ist in Spanien das Volksfest schlecht hin, so wie in Deutschland jeder Ort eine Kirmes hat, gibt es in Spanien in jedem Ort eine Feria. Allerdings geht die Feria über unsere deutsche Kirmes weit hinaus. Nicht nur ein Minivergnügungspark mit ein oder zwei Bierzelten, sondern eine Landschaft von Zelten macht das Volksfest aus. Erste Arbeiten auf dem Gelände der Feria starten bereits im Oktober, sodass im April dann auf etwa 450.000 m² alle Zelte stehen. Das Areal erstreckt sich auf 4 Haupt- und 4 Querstraßen.
Die Zelte heißen in Spanien Caseta und werden liebevoller geschmückt als in Deutschland. Kein Wunder, denn die Casetas spielen eine ganz andere Rolle als bei uns. Hier findet die eigentliche Feier statt. Je nach Ort gibt es viele private oder öffentliche Casetas. In Sevilla sind es hauptsächlich private, was bedeutet, dass man ohne Einladung genau wissen muss, welche Caseta öffentlich ist, sodass man überhaupt Zutritt hat. Die öffentlichen Casetas sind oft deutlich größer als die privaten, wobei es bei den privaten auch sehr große Unterschiede gibt: Denn während manche einer Privatperson oder einer Familie gehören, werden andere von Parteien und Vereinen getragen. Dementsprechend finden sich in der einen Caseta Familien zusammen, in anderen Freunde und Bekannte und trotz der verschiedenen Personenkonstellationen haben alle Casetas Eins gemeinsam: Hier wird getrunken, getanzt und sich amüsiert.
Während tagsüber auch viele Familien auf die Feria gehen, sind es nachts vor allem Erwachsene und Jugendliche. Je später es wird, desto schöner die Feria, denn erst im Dunkeln gehen die Lichter an und die Dekoration in den Straßen zwischen den Casetas zeigt ihre volle Schönheit.
Diese spielt auch in einer ganz anderen Hinsicht eine entscheidende Rolle, denn zur Feria wird sich so richtig herausgeputzt. Jedes Jahr im April, mit dem Beginn der Feria, füllt sich Sevilla mit Schönheiten in Flamencokleidern. Zum richtigen Kleid gehören selbstverständlich noch eine große Blume und eine Spange in das hochgesteckte Haar. Das Flamencokleid ist Teil der unausgesprochenen Kleiderordnung, ähnlich wie das Dirndl auf dem Oktoberfest. Die Flamencokleider sind fast alle Unikate, denn in der Regel lässt sich jeder sein Kleid privat anfertigen, sucht den Stoff und die Formen selber aus und trägt es auf den Leib genau zugeschnitten. Das macht die Feria zu einer wahren Modenschau, auf der sich die Geschmäcker der Leute mit alten und neuen Modetrends mischen und die Ergebnisse sich nebeneinander präsentieren.
Passend zu den Kleidern wird auch getanzt: Die Sevillana ist ein südspanischer Volkstanz, der zum Flamenco gezählt wird. Er hat einen genau vorgegebenen Aufbau und sollte von jedem Spanier im Schlaf beherrscht werden. Während bei dem Paartanz ruhig auch zwei Frauen zusammen tanzen dürfen, gehört es sich für Männer nur mit einer Frau zu tanzen.
Vor allem in den kleinen Casetas ist aber eigentlich gar kein Platz zum Tanzen. Aber wie immer im pragmatischen Spanien gilt: was nicht passt, das wird passend gemacht. Wenn also die Musiker in die Caseta kommen und die Möglichkeit zum Tanzen besteht, dann werden alle Stühle und Tische bei Seite gestellt und der Salon verwandelt sich in eine Tanzfläche.
Nach einer langen Nacht der guten Laune machen sie die Jugendlichen oft noch auf den Weg zum zweiten Teil der Feria, der aus einem Attraktionspart besteht. Er kommt unserer Kirmes näher als das eigentliche Areal der Feria, auf dem die Casetas stehen, denn hier befinden sich die ganzen Riesenräder und Achterbahnen.
Am frühen Morgen - zum Glück ist in Sevilla der Mittwoch nach der Eröffnung der Feria ein Feiertag - geht es dann zurück ins Bett. Davor aber heißt es noch entweder Schlange stehen, um auf ein Taxi zu warten oder bis zur nächsten Straßenbahnhaltestelle humpeln - denn wie ich gelernt habe, gilt in Sevilla: „Wer schön sein will muss leiden.“ Und schön muss man sich machen, um auf die Feria zu gehen.