Kurban Bayram / Opferfest in Malatya
Mitte November waren hier in der ganzen Türkei neun Tage schulfrei, die Straßen und der Verkehr völlig überlastet und überall große Verkaufsbasare mit Kühen, Rindern, Schafen und Ziegen... das Opferfest stand vor der Tür!
Gleich zu Beginn durfte ich große Festtage hier erleben. Das Opferfest/ Kurban Bayram wurde gefeiert und das war auch für mich in der Türkei ein völlig neues Erlebnis. Unsere Arbeit in der Einrichtung soll erst nach den 1wöchigen Ferien losgehen und so hatte auch ich gleich zu Beginn ein paar freie Tage und bin für eine Woche zu meinen Großeltern und Verwandten nach Malatya gefahren! So wie auch scheinbar alle anderen Türken aus diesem Anlass nach Hause in ihre Heimatstädte und zu ihren Familien fahren um die Festtage gemeinsam zu verbringen.
Was natürlich zu Folge hat, dass die Straßen völlig überfüllt sind, alle Flugzeuge ausgebucht und alle Reisebustickets verkauft sind.
Auf den großen Verkaufsbasaren in allen Stadtteilen wurden in den letzten Wochen fleißig die Opfertiere ausgesucht und gekauft und auch unsere Familie in Malatya trug am ersten Bayramtag ein großes Tier zum Schlachter. Diese Aufgabe hat nur mein Opa begleitet, der dann aber nach einigen Stunden uns zur Hilfe rief, viele Tüten voller Frischfleisch aus dem Kofferraum seines Autos hoch in unsere Wohnung zu tragen. Und so habe ich 2 Aufzugladungen voller Fleisch hoch in unsere Wohnung gebracht, wo dann alles auf dem Balkon zerkleinert, verteilt und verpackt wurde.
Sofort teilten meine Oma und mein Onkel erst mal den Großteil des Fleisches auf, der an arme Familien verschenkt wird, die es sich nicht leisten können ein Opfertier zu schlachten. Und so wurden 1 Stunde später 21 Packen Fleisch direkt von meinem Onkel zu bedürftigen Familien gebracht. Toll, die direkte Ausführung dieser Pflicht mitzuerleben! Das restliche Fleisch blieb in unserer Familie und wurde gleich kleingeschnitten und gekocht, nach anfänglichen Berührungsängsten hab sogar auch ich ein bisschen Hand angelegt ;)...und so gab es die nächsten 4 Tage zu allen 3 täglichen Mahlzeiten Fleisch XD!!
Abends kam dann auch der erste Bayram Besuch, der für die nächsten 4 Bayramtage kein Ende nahm, entweder klingelte bei uns pausenlos die Tür oder wir waren unterwegs irgendwelche Verwandte, Bekannte oder Nachbarn zu besuchen und ihnen ein schönes Fest zu wünschen. Das Ganze funktionierte selbstverständlich ohne eine einzige Besuchsankündigung, und auch die Dauer der Besuche war sehr unterschiedlich, manche blieben nur etwa 5 Minuten und mit manchen saß man Stunden zusammen.
Auch für mich, obwohl wir Kurban Bayram auch in Deutschland immer mehr oder weniger gefeiert haben und unsere Verwandten immer erzählt haben wie es bei ihnen abläuft, war es total interessant und schön das alles mal so zu erleben, in einem Land mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung!
Und nach 8 schönen Tagen mit meiner Familie stand dann noch die Rückreise mit dem Bus auf dem Plan. Malatya - Istanbul, 18 Stunden Busfahrt. Normalerweise bedeutet das in einem superluxuriösen Bus mit Fernsehen, Internet,...zu sitzen, aber da zu Bayram die Busse alle ausgebucht sind und ich meinTicket sehr kurzfristig gekauft habe, sah meine Fahrt folgendermaßen aus ;) :
Der sehr alte Bus, ohne einen einzigen Bildschirm wurde sowohl Gepäcktechnisch ( die üblichen türkischen "Mitbringsel-5-Tonnen-Säcke" mit Aprikosen, Nüssen, oder was auch immer) als auch Menschentechnisch (6 Personen hatten keinen Sitzplatz und saßen 18 Stunden auf dem Gang) völlig überladen.
Etwa 3 Stunden nach unserer Abfahrt um 15 Uhr in Malatya gab unser Bus dann mitten in den Bergen im Nirgendwo den Geist auf! Da die Schlüssel zum Motorraum fehlten wurde der kurzerhand mit Steinen aufgebrochen, die irgendwer draußen gesucht hatte, und in 2 stündiger Zwangspause wurde versucht, den Bus wieder in Gang zu setzten. Als draußen gegen die Kälte schon ein Feuer angezündet wurde, setzte sich unser Bus dann tatsächlich wieder in Bewegung. Gerade als ich dachte, jetzt kann ich ein bisschen schlafen hielt der Bus aber schon wieder. Die Verkehrspolizei hatte uns angehalten und verpasste wegen der Überladung ein saftiges Strafgeld, ließ uns aber alle, inklusive der 6 Personen zu viel auf dem Gang in aller Ruhe weiterfahren...
Die restliche Fahrt verlief dann aber relativ ruhig und am nächsten Morgen um 10 Uhr bin ich mit schmerzenden Gliedern und leicht übernächtigt, aber um ein weiteres Abenteuer reicher wieder in Istanbul angekommen, was spätestens am allmorgendlichen Verkehrschaos hier zu merken war, was die Ankunft um eine weitere Stunde verzögerte.
Istanbul hat mich wieder ;)!!
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