Kulturensalat auf Zypern
Ich hätte nie gedacht, dass ich irgendwann mal nach Zypern komme. Doch tatsächlich hatte ich nun die Möglichkeit und das Vergnügen, Urlaub auf Zypern zu machen und oben drauf auch noch kostenlos.
Die Vorgeschichte
Im Winter angefangen, habe ich bei einem Videowettbewerb der Europäischen Jugendkarte mitgemacht und sogar auch gewonnen. Der Preis war nicht nur eine Einladung nach Brüssel zur Europäischen Jugendwoche, sondern auch ein Kurztrip nach Zypern in die Stadt Larnaka für zwei Personen inklusive Übernachtungen und Reisekosten!
Los geht’s!
Nach langem Überlegen und Planen, wann ich und meine Freundin Greta beide Zeit haben, haben wir uns für dieses Oktoberwochenende entschieden. Im Vorfeld habe ich viele Mails mit der Organisatorin auf Zypern ausgetauscht: Wann können wir kommen? Wo schlafen wir? Von wo aus geht es los?
Da ich nämlich nun in Passau wohne und Greta in Hildesheim, sind wir von unterschiedlichen Punkten losgefahren, Greta von Hannover nach München und ich von Passau nach München. Dort haben wir uns am Freitag auf dem Flughafen getroffen, um zusammen nach Larnaka zu fliegen. Ja, leider mit dem Flugzeug. Ich hatte kein gutes Klimagewissen, im Flugzeug zu sitzen, (Stichwort Flugscham) allerdings wäre es mit dem Schiff undenkbar gewesen und wenn jemand mir eine kostenlose Reise nach Zypern anbietet, sage ich nicht nein.
Der Hin-und Rückflug war sogar mit Lufthansa, da das einige der wenigen Direktflüge von München nach Larnaka war und wir hatten ziemlich gute Uhrzeit nämlich am Tag und nicht in der Nacht. Nach einem ca. dreistündigen Flug, bei dem wir sogar Essen bekamen, sind wir um 15:00 Uhr am Flughafen angekommen. Es wurde sogar ein Taxi für mich und Greta zum Hotel ‚Achilleos‚ organisiert und wir sind uns schon ziemlich wichtig vorgekommen, dass jemand mit einem Schild am Flughafen für uns wartet.
Obwohl es laut unserem Taxifahrer im Moment Winter auf Zypern ist, war es in Larnaka noch deutlich wärmer als in Deutschland. Deswegen sind Greta und ich nach dem Einchecken ins Hotel als Erstes zum Strand gegangen, der nur 200m entfernt war! Danach sind wir ein wenig durch die Stadt gegangen und haben Pizza zum Abend gegessen.
Samstag, 19.10.19 – Der zweite Tag
Neben der Unterkunft und der Reise wurde für uns beide auch noch eine Stadtführung organisiert, die super interessant war, zumal wir auch ansonsten nichts über die Stadt und ihre Geschichte kennen gelernt hätten. Die Führung sollte um 8:30 Uhr starten, weshalb wir am Samstag extra früh aufgestanden sind. Als wir dann aber an der Rezeption gewartet haben und niemand gekommen ist, habe ich nochmal die Mail gelesen, um zu lesen, dass die Führung erst am Sonntag stattfindet. Typisch Paula! Also sind wir erstmal frühstücken gegangen und danach auf eigene Faust in die Stadt Larnaka losgezogen. Unser erstes Ziel war ein Fahrradverleih, da wir uns gerne Fahrräder ausleihen wollten. Auf dem Weg dorthin sind wir in ein paar Geschäfte reingegangen, von denen eins sehr bizarr war. Es war ein Schreibwarengeschäft, der allerdings auch Taschen, Geschirr und Souvenirs verkauft hat. Im vorderen Teil standen die aktuellen Sachen und es war relativ aufgeräumt, doch je mehr wir im Laden weiter nach hinten gegangen sind, desto älter und verstaubter wurden die Regale und deren Inhalt. So standen zum Beispiel ohne jegliches System Bügeleisen, Schreibmaschinen, Büsten, Kinderbücher, Backbücher, Einrichtungsgegenstände und alte Schulbücher herum. Schade, dass wir kein Griechisch können und es somit nicht verstanden haben, aber auch so war es ziemlich spannend.
Nach dieser kleinen Zeitreise sind wir weiter der Durchgangsstraße gefolgt, bis wir zum Fahrradverleih gekommen sind. Dort war viel Betrieb, da sie auch Motorräder verleihen, aber die Fahrräder waren leider verliehen oder kaputt. Wir sind deswegen wieder zurück in die Stadt und auf einen Markt gegangen. Dieser findet jeden Samstag auf dem städtischen Parkplatz statt und hat mir wirklich sehr gut gefallen. Obwohl die Verkäufer kein Englisch können, waren sie sehr freundlich zu uns und so haben wir unser Mittagessen auf dem Markt eingekauft. Am Strand haben wir später unsere Wassermelone und Orangen gegessen.
Den Nachmittag haben wir am Strand verbracht und am Abend bzw. Nacht wollten wir gerne in eine Karaoke Bar. Zuvor haben wir Falafel in einem libanesischen Imbiss gleich neben der Lazarus Kirche gegessen, die sehr lecker und empfehlenswert ist! Falls du mal in Larnaka sein solltest…
Unser nächstes Ziel war dann die Karaoke Bar, die wir bei unserem Rundgang am Tag gesehen haben. Doch als wir da waren, mussten wir erfahren, dass die Karaoke Bar schon lange nicht mehr existiert, sondern nur noch das Schild übrig geblieben ist. Also haben wir Google gefragt, der uns zu einer anderen Bar geleitet hat. Dort waren wir die einzigen Gäste und fühlten uns ein bisschen verloren in der großen Bar. Später sind dann ein paar mehr gekommen, doch dennoch ist keine rechte Stimmung aufgekommen, vielleicht auch weil die Haupttouristensaison vorbei ist. Irgendwann haben wir dann die Bar verlassen, sind zurück ins Hotel, wo wir die Ukulelen genommen haben und uns an den Strand gesetzt haben, um dort noch eine Stunde lang Ukulele zu spielen. Mit dem Mond, der auf das Meer geschienen hat war das eine unbeschreibliche Stimmung.
Sonntag, 20.10.19 – Der dritte Tag
Auch am nächsten Tag sind wir früh aufgestanden, haben das Frühstück mit Meerblick genossen und haben an der Rezeption für unsere Führung gewartet. Diesmal waren wir zur richtigen Zeit am richtigen Ort und wurden von einer lustigen Frau, die aus Deutschland stammt und seit 30 Jahren in Zypern lebt begrüßt. Sie hat uns für die nächsten drei Stunden allerhand über Larnaka, Zypern, die Geschichte und Kultur erzählt hat. Sie hat uns sogar in ihrem Auto zum Salzsee und zur Moschee gefahren. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal in einer Moschee gewesen zu sein und fand es sehr interessant, vor allen mit den ganzen Hintergrundinfos von unserer Stadtführerin.
So hat sie zum Beispiel von der englischen Besatzungszeit, der Unabhängigkeit 1960, der türkischen Besatzung seit 1974 und der Religionsnachbarschaft zwischen griechischen orthodoxen Christen, Katholiken und Muslimen erzählt. Auf Zypern treffen die unterschiedlichsten Einflüsse aus der Türkei, Griechenland, Libanon, Ägypten, Italien und auch die englische Vergangenheit kann man anhand des Linksverkehrs spüren.
Gegen Mittag war die Tour zu Ende und leider hat es am Nachmittag geregnet, sodass wir im Hotel geblieben sind, denn Greta musste auch noch ein Referat für die Berufsschule fertigstellen. Da uns unsere Stadtführerin empfohlen hatte, zu Fuß entlang der Küste südlich zum Mackenzie Strand zu spazieren, war das unser Abendprogramm. Dort wollten wir auch das letzte Mal Abend essen. Doch als wir nach einer halben Stunde angekommen sind, war nichts los, weder auf der Straße noch in den Restaurants. Also sind wir wieder den Weg zurück zur Innenstadt gelaufen und sind schließlich beim Chinesen gelandet, der leider nicht typisch zyprisch war, aber auch lecker. Auch für den letzten Abend haben wir wieder Musik am Strand gemacht und irgendwann hat sich ein Ukrainer zu uns gesetzt und auch mitgesungen.
Montag, 21.10.19 – Der vierte und letzte Tag
Viel zu schnell waren die drei Tage vorbei und wir mussten schon unsere Koffer packen. Die letzten Stunden haben wir dafür genutzt, noch ein wenig durch die Stadt zu bummeln, auch mal ein wenig weiter weg vom Stadtzentrum. Im Anschluss haben wir einen Linienbus zum Flughafen genommen und der ganze Ablauf von Einchecken, Gepäck aufgeben, Passkontrolle und Sicherheitscheck hat begonnen. Schließlich saßen wir auch schon wieder im Flugzeug hoch über dem Meer und haben das kalte München um 18:30 Uhr erreicht. Für Greta ging’s nun weiter nach Hannover und Hildesheim, während ich mich auf die zweistündige Bahnfahrt nach Passau gemacht habe.
Fazit
Unser Kurzurlaub auf Zypern war einfach toll! Ich habe gemerkt, dass ich die südeuropäische Kultur sehr gerne mag, denn die Menschen sind meist viel offenere als in Deutschland, das öffentliche Leben spielt sich draußen auf der Straße ab und alles läuft entspannter. Das Land Zypern an sich ist sehr spannend, da es geographisch ja schon zu Asien gezählt wird und aufgrund seiner Lage eine unheimlich wechselvolle und interessante Geschichte hat. Ich fand es schade, dass wir nur vier Tage hatten, denn seit meinem Jahr in Ungarn denke ich, dass es unmöglich ist, eine Stadt geschweige denn eine Land in weniger als einem Jahr richtig kennen zu lernen, zumal auch ohne Sprachkenntnisse. Aber das ist nunmal der Unterschied zwischen einem Tourist und einem Bewohner. Trotzdem habe ich einiges mitgenommen und würde sofort wieder zurückkehren falls sich die Gelegenheit ergibt.
Außerdem war es toll, wieder mit Greta zusammen zu sein und mit ihr Ukulele zu spielen. Fast die Hälfte der Zeit haben wir zusammen Ukulele gespielt oder gesungen, was ich sehr genossen habe.
Es war also rundherum eine schöner Urlaub und ich bin sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekommen habe.