Krise auf Chinesisch
Ein Beitrag zur Motivationshilfe
Motivation, so unabdingbar sie eigentlich sein sollte, scheint zu dieser Zeit einer ganzen Menge Leute abhandengekommen zu sein. Eine Flut an Motivationsbüchern, Kursen zum positiven Denken, neuen Berufen wie Motivationstrainer und schlauen Kalendersprüchen („Yes, we can“) wallt über uns herein. Es gibt verschiedenste Ansätze zur Motivationshilfe. Ich sehe ein, wie wichtig Motivation ist, doch bis vor kurzem hielt ich es nicht für schlau, diese doch sehr persönliche Angelegenheit zu verallgemeinern und soweit zu vereinfachen, dass man einen Kurs mit sich mehr oder weniger fremden Leuten darüber halten könnte.
Wie soll das funktionieren? Ist, sich Ziele zu setzen, eine Art von Motivation? Macht es Sinn, diese zu planen? Wie kann jemandem innerhalb von zwei Stunden geholfen werden, seinen Alltag wieder mit mehr Elan zu meistern, kämpft doch jeder von uns auf seine Weise und mit absolut verschiedenen Dingen?
Nun saß ich also in einem Kurs, umgeben von mehr oder weniger fremden Menschen, und sollte mich in zwei Stunden motivieren lassen.
Es liegt in der Natur der Sache, wie ich eben auch schon angesprochen habe, dass mir etwas hilft, worüber andere nur müde lächeln können. Doch möchte ich einiges aus dem Kurs mitteilen:
1. Das Wort Krise, in chinesischen Schriftzeichen ausgedrückt, setzt sich aus zwei Zeichen zusammen: Dem für Gefahr und dem für Möglichkeit.
2. Ein Spiel (in unserem Fall, was das Projekt angeht, es funktioniert aber auch mit Arbeit oder ganz allgemein):
Es geht los mit einer Ruhephase: Decken liegen auf dem Boden, man wird angehalten, sich zu entspannen und fängt an, an den schönsten Tag in der letzten Zeit zu denken. Was hat man gemacht? Wer war dabei? Was ist am Morgen, am Mittag und am Abend passiert? Was ist einem aufgefallen, was war besonders schön?
Danach kann man sich darüber austauschen, wenn man möchte.
Wieder legt oder setzt man sich hin: Wie sähe ein weiterer, perfekter Tag aus? Was würde man machen, wer wäre bei einem? Welches Detail wäre besonders schön?
Dann kommt die Zeichenphase: Mit dem Stift in der Hand, denkt man an ein mögliches Symbol, ein Bild, dass ausdrückt, wie dieses perfekte Projekt, dieser perfekte Tag aussehen könnte, was wie eine Rolle spielt. Das hängt man dann an die gegenüberliegende Wand, so dass man es sieht.
Nun sind es von dem Platz, wo man sitzt,wo man sich befindet, zu dem perfekten Tag, ein paar Schritte durch den Raum, nicht nur symbolsich gesehen.
Jetzt überlegt man sich diese Schritte: Im Rahmen des Möglichen, Realisten und Pessimisten denken am besten etwas darüber hinaus, welche Schritte sind das? Was gehört dazu, um diesen perfekten Tag möglich zu machen? Was will man ändern?
Diese Schritte schreibt man auf und legt sie auf den Boden. Nun wird es konkret: Was kann man nun tatsächlich machen für diese Schritte? Für jeden Schritt muss eine konkrete Aktion her, mit Datum und Uhrzeit, vielleicht sogar. Wie setzt man die gewünschte Änderung konkret um? Man kann gerne die Schritte ein paar Mal ablaufen.
Nun stellt man sich in einen Kreis: Jeder hält seinen konkreten Teil einer Absprache in der Hand, die die Gruppe miteinander treffen wird. Nächsten Montag werde ich mit meinem Chef reden, dass er mir meiner Meinung nach zu wenig zutraut. Nächste Woche werde ich recherchieren, wann die Theatergruppe sich trifft, damit ich mich nachmittags nicht mehr so langweile.
Mit dieser Absprache macht man einen Schritt in den Kreis, und vielleicht einen Schritt zu auf den perfekten Tag.
3. Schönes Notieren: Was hat heute meinen Tag etwas schöner gemacht, was hat mich motiviert, mich gefreut, und wofür bin ich dankbar? Was hat mir in einer Situation vielleicht geholfen?
Zutrauen haben, nicht aufgeben, nicht still sein, dem Bauchgefühl folgen, den tiefsten Atemzug des Tages nehmen.
P.S.: Das ist doch auch motivierend: Was können 15 Leute in vier Tagen mit ihren Händen, etwas Seil und Bambus Tolles schaffen? Siehe die Bildergalerie.