Klischees und Vorurteile?
Kleiner Kommentar zu Dingen, die ich vor meiner Ausreise über Ungarn gehört habe. (27.08.2018)
Ungarn? Puh, keine Ahnung...
Trotz dessen, dass Ungarn zu Europa gehört, habe ich in Deutschland erstaunlich wenig von dem mitbekommen, was Ungarn ausmacht oder gerade darin vorgeht.
Klar, einige der Saisonarbeiter kommen aus Ungarn. Der Pferdefleischskandal vor einigen Jahren, stand der nicht auch irgendwie mit Ungarn in Verbindung? Und es hat mal zu Österreich gehört, mit der K&K-Monarchie, nicht wahr?
Aber Ungarn ist mehr als das. Und anders.
Daher hier, nach einem Monat, drei Dinge die ich vorab über Ungarn gehört habe und die Wirklichkeit, der ich hier begegnet bin:
"Budapest ist echt schön, und praktisch eingebettet in Sonnenblumenfelder!"
Das entspricht größtenteils der Wahrheit. Budapest ist wunderschön, und wenn man durchs Land fährt findet man tatsächlich überall Sonnenblumenfelder, die jetzt langsam geerntet werden. Und es gibt auf jeden Fall deutlich mehr Sonnenblumen- als Maisfelder.
"Aber... wie willst du denn mit mir/uns Kontakt halten? Hast du da überhaupt Internet?"
Die Ungarn (genauer, Tivadar Puskás) haben die erste Telefonzentrale Europas entworfen. Sie sind stolz auf ihre Infrastruktur und Technik.
Ich weiß nicht, weswegen manche Leute zu glauben scheinen, dass man in Ungarn keinen Internetzugriff oder so hat, aber das ist weit ab von der Wahrheit - ich wage zu behaupten, dass das öffentliche WiFi-Netz besser ist als in Deutschland (was, zugegebenermaßen, nicht sonderlich schwer ist), und wir haben sogar in unserem Jurtalager Internet.
"Die trinken dort Schnaps wie Wasser - schon ein volles Glas zum Frühstück! Das ist dort ganz normal!"
Auch das ist - zumindest in dem, was ich mitbekommen habe - weit ab von der Wahrheit.
Ja, die Ungarn sagen dass alles unter 35% Wasser ist und bis 50% alles nur ein bisschen kitzelt, aber sie meinen das nicht ernst. Zumindest habe ich bisher keinen getroffen, der das ernst meint.
Palinka (vergleichbar mit dem Deutschen Obstler, nur ein bisschen stärker) wird in kleinen Schnapsgläsern getrunken, und nicht den ganzen Tag, sondern nur zu besonderen Anlässen (zum Beispiel zum Beginn der Weinernte).
Es gibt sicher irgendwo ein paar Ungarn, die Palinka wie Wasser trinken. Aber genauso findet man solche Leute auch in Deutschland, wenn man sucht.
Und die Moral von der Geschicht'...
Die Ungarn mögen einige seltsame Eigenarten und Anderartigkeiten haben, so wie jede Kultur das hat - aber am Ende sind es immer noch normale, sehr liebenswerte Menschen, und ich bin auch nach einem Monat noch froh, mich für dieses Projekt in diesem Land entschieden zu haben.