Kleine, aber feine Unterschiede
Schweden und Deutschland - sind sich die beiden Länder nicht eigentlich ziemlich ähnlich? Schon, aber ein paar Unterschiede findet man doch. Hier eine (teilweise nicht ganz ernst gemeinte) Liste.
1. Alles wird mit Karte bezahlt
Ich bekomme mein Taschengeld jeden Monat in bar ausgezahlt und gebe es logischerweise dann auch in bar wieder aus. Bezahlt man im Supermarkt in bar, wird man manchmal etwas schräg angeguckt, da die meisten Schweden jeden noch so kleinsten Betrag mit der Karte bezahlen. Auch sehr beliebt ist die App "Swish" mit der man übers Handy mit wenigen Klicks Geld überweisen kann.
2. Messer gehören zum Brotbelag, nicht zur Person
An einem Abendbrottisch oder bei einer Fika mit Broten bekommt man kein eigenes Messer, sondern stattdessen hat jeder Brotbelag (also z.B. Butter, Marmelade, Käse usw.) ein stumpfes Streichmesser aus Holz oder Plastik. Das habe ich am Anfang ständig vergessen und mir dann Marmelade auf mein Brot getan, ohne sie zu verstreichen, nur um dann vom "Buffet" zurück am Tisch festzustellen, dass ich ja kein eigenes Messer habe, um sie zu verteilen ... Ich habe auch schon Geschichten von aus Versehen "gestohlenen" Messern bei einem Abendessen gehört, als ein anderer Deutscher dabei war ;)
3. Türen haben von außen eine Klinke
Es kann sein, dass das nur hier auf dem Land und nicht in den größeren Städten so ist. Aber hier ist es so, dass die Tür für jeden offen ist, wenn man sie nicht von innen abschließt. Tatsächlich kann man auch oft einfach reinkommen, ohne zu klingeln, wenn man vom Gastgeber erwartet wird.
4. Pizza wird mit Sauce gegessen
Das ist eine Sache, die ich nicht wirklich nachvollziehen kann: Die meisten Schweden essen Pizza mit irgendwelchen remouladenartigen Saucen (Bernaisesås, stark sås, kebabsås). Und ich finde ganz einfach, dass das überhaupt nicht schmeckt! Aber über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Generell werden die meisten Pizzerien (man kann es meiner Meinung nach eher Imbiss nennen) von arabischstämmigen Menschen und nicht von Italienern betrieben und die Pizzen sind dann auch mehr eine Mischung von Lahmacun und Pizza.
5. Popcorn ist salzig
Das muss ich wohl nicht groß erklären. Nur so viel: Die anderen in PG wollten Kim erst nicht glauben, als er gesagt hat, dass die Deutschen meistens süßes Popcorn essen.
6. In vielen schwedischen Häusern stehen kleine Lampen in den Fenstern, die ständig angeschaltet sind
Generell ist es vielen Schweden sehr wichtig, dass ihr Haus gemütlich eingerichtet ist (und das gelingt ihnen!!). Es gibt kleine gemütliche Lampen und Kerzen, viel helles Holz (die weißen Küchenschränke aus Holz in kleinen roten Holzhäusern, die man von Astrid Lindgren kennt, sind nicht so realitätsfern wie man vermuten könnte) und einladende Sofaecken.
7. Gäste werden nicht zur Tür begleitet
Das trifft tatsächlich nicht immer zu. Aber manchmal wird Gastfreundschaft hier ein bisschen anders gelebt und der Gast soll sich mehr so wie zu Hause fühlen, indem er sich selbst am Kühlschrank bedienen darf und am Ende auch alleine zu Tür geht, ohne dass der Gastgeber extra aufsteht.
8. Es gibt seeehr oft Kuchen und er ist immer superlecker
Viele Schweden (v.a. eigentlich Schwedinnen) backen gerne, häufig und auch sehr gut. Ich werde mir vor meiner Abfahrt auf jeden Fall das klassische schwedische Backbuch "Sju sorters kakor" (Sieben Sorten Kuchen) kaufen, denn diesen wunderbaren Kuchen werde ich definitiv vermissen.
9. Die Hipster-Dichte ist sehr hoch
Vor allem natürlich in Stockholm, aber auch in anderen Städten und sogar auf dem Land laufen sehr viele Hipster rum ;) Insgesamt haben die meisten Jugendlichen einen sehr "hippen" Kleidergeschmack und kaufen viel in Secondhandläden. Mit meiner Kleidung komme ich mir manchmal schon ein bisschen langweilig vor, weil die meisten so stylish aussehen :D
10. Es gibt grundsätzlich überall glutenfreies, laktosefreies und vegetarisches Essen
Ich weiß nicht, ob es hier tatsächlich mehr Menschen mit Zöliakie und Laktoseintoleranz gibt (das kann ich mir eigentlich nicht so ganz vorstellen), oder ob es mehr ein allgemeiner gesellschaftlicher Trend ist, sich anders zu ernähren. Spezialessen zu bekommen, ist hier jedenfalls kein Problem.
11. Man bedankt sich häufig und für alles
Das finde ich ist eine schöne Sache, die ich gerne übernehmen möchte. Es ist sehr üblich, sich zum Beispiel nach dem Essen bei demjenigen, der es gekocht hat, für das Essen zu bedanken ("Tack för maten" - "Danke für das Essen"). Wenn die Kinder nach der Kindergruppe von den Eltern abgeholt werden, bedanken sich die meisten Eltern bei uns ("Tack för idag" - "Danke für heute"). Oder auch, wenn man bei jemandem eingeladen war und denjenigen einige Tage später wiedertrifft ("Tack för senast" - "Danke für letztens").
12. Man Siezt nicht
Seit der sogenannten "du-reform" in den 60ern/70ern wird jeder mit "du" angesprochen, egal in welcher Beziehung man zu einander steht. Schüler duzen zum Beispiel auch ihre Lehrer. Das ist als Deutscher zunächst etwas ungewohnt und es kann der Eindruck entstehen, man stünde einer Person schon näher als man es tatsächlich tut. Auch wenn man eine Person duzt heißt das nämlich natürlich nicht, dass man sich automatisch auf einer Ebene befindet, denn höflich sind die Schweden trotzdem ;)
13. Es gibt immer irgendwo in der Nähe einen See und einen Wald
Schweden hat eine wunderschöne Natur und das Land ist einfach riiiesig. Es ist total normal für die Schweden, im Sommer im nächsten See schwimmen zu gehen, denn der ist nie wirklich weit entfernt.
14. Es gibt wenige Menschen
In Relation zur Größe des Landes hat Schweden sehr wenige Einwohner und ich habe immer den Eindruck, dass selbst in den Städten die Straßen immer irgendwie sehr leer sind. Es kann schon vorkommen, dass man einem Samstagvormittag in der Malmöer Innenstadt steht und sich fragt, wo eigentlich die 340 000 Einwohner sind, die diese Stadt angeblich haben soll :D Damit ist Malmö übrigens nicht viel größer als Bielefeld, aber schon die drittgrößte Stadt Schwedens.
15. Man zieht die Schuhe aus, sobald man ein Haus betritt
Das ist in Deutschland vielleicht auch so eine Art unausgesprochene Regel, aber hier wird es manchmal sogar in Form von mit Klebeband auf dem Boden markierten "Schuhgrenzen" expliziert. Sogar beim Zahnarzt oder im församlingshem ziehen sich immer alle ungefragt die Schuhe aus. Ich bin nach einigen Monaten dazu übergegangen, immer warme Socken zur Arbeit mitzunehmen; denn das alle auf Socken herumlaufen, heißt nicht, dass es eine Fußbodenheizung gibt.
17. Gemischte Toiletten sind Standard
Es gibt in den meisten öffentlichen Gebäuden keine nach Männern und Frauen getrennten Toiletten. Während das in Deutschland eine Diskussion lostritt, ist es hier schon Alltag.
18. Es gibt keine Drogeriemärkte
Das ist wirklich schlimm! :D Dm, Rossmann, Müller und Co existieren hier einfach nicht. Es gibt ein eher schlechtes Angebot an Drogerieartikeln im Supermarkt oder in der Apotheke (vor allem ist es unglaublich teuer!) und ansonsten "Kicks", was mehr an "Douglas" erinnert und auch sehr teuer ist. Shampoo und ähnliches importiere ich also immer aus Deutschland ...
Auch wenn sich die Kultur Deutschlands und Schwedens im Großen und Ganzen sehr ähnlich sind, kann es doch spannend sein, kleine Unterschiede zu entdecken und immer wieder nachzuhaken, warum gewisse Dinge so und nicht anders sind. Ich hoffe ihr hattet Spaß beim Lesen!
Hej då :)
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