Ja, ich leb' noch =)
Da ich jetzt schon mehrfach gefragt wurde, ob ich denn keine Tagebuch mehr führe…..doch =) Aber in letzter Zeit gab es nicht wirklich viel zu schreiben, und so folgt jetzt einfach mal ein "kurzer" Monatsbericht.
Der Alltag ist nun richtig eingekehrt, und somit gab es wöchentlich nicht viel zu schreiben. Hier also eine „kleine“ Zusammenfassung meines letzten Monats!
In der Zwischenzeit hatte ich mein erstes eigenes Projekt im Kindergarten in Trowbridge. Ich gestaltete ein Plakat über Deutschland und ein weiteres über unser deutsches Frühstück. (Die Engländer können es sich nicht vorstellen, Schinken, Käse oder normales Brot zum Frühstück zu essen). Da es ja deutsches Brot in einem der Supermärkte zu kaufen gibt, habe ich dies auch getan und habe den Kindern ein deutsches Frühstück serviert. Bis auf 1-2 Kinder hat allen das Brot geschmeckt….als die eine Erzieherin meinte, die Brezel die ich gekauft habe sei „Brot“ bin ich fast geplatzt….aber naja, wenn man eben keine Ahnung hat was „Laugengebäck“ auf Englisch heißt (mal davon abgesehen, dass sie dieses Wort nicht haben) gibt es ja keine andere Lösung.
Die Plakate haben leider kein Kind interessiert……ich muss gestehen, bis vor 2 Jahren waren mir auch sämtliche Plakate über andere Länder egal. Ganz süß war, dass die Kinder nicht einmal wussten, welche Sprache sie denn sprechen oder in welchem Land sie sich befinden. Immer wieder bekomme ich zu hören „I’m in the Nursery“. Da ich allein für die Plakate insgesamt 3 ½ Stunden gebraucht habe und für das ganze Material einen ganzen Vormittag, war ich doch schon ein wenig enttäuscht. Aus Trotz habe ich die Plakate dann auch wieder mitgenommen.
In den After-School-Clubs bin ich immer noch gerne mit den Kindern zusammen und darf mich immer noch auf Grund von Heimweh um den kleinen Jakob kümmern. Entweder ich soll Bücher vorlesen oder einfach gar nichts machen. Es läuft dann so ab, dass er mir irgendwann nicht mehr zuhört und in der Gegend rumschaut. Dann frage ich ihn ob er spielen möchte…NEIN…..ein anderes Buch vorlesen?...NEIN….was denn dann? Dann schaut er mich ganz süß an und sagt „I just want to stay here with you“….ooch das war a sooo süüß =)
Dann hatte ich mal wieder ein paar Probleme in der Nursery im Haus und hatte auch ein Gespräch mit meiner Mentorin. Mitunter ging es darum, dass die Freiwilligen behandelt werden wie die Putzfrauen, da wir immer nach dem Essen (meist alleine) putzen müssen. Das hat sich gleich am nächsten Tag geändert. Immerhin.
Dann war auch schon wieder Holiday Club angesagt. Der eine Tag war wirklich toll und ich hatte viel Spaß. Alle sind an meinem Rockzipfel gehangen, was zwischendurch ein wenig genervt hat. Vor allem die Zwillinge die dabei waren, sind mir auf den Wecker gegangen, da sie sich die ganze Zeit gestritten haben, wer denn jetzt meine Hand halten darf?! Dann haben mir auch noch ein paar Kinder gesagt, dass ich eine gute Mutter wäre und wieso ich keine Kinder habe, ja wenn das doch keine Freude macht =) An dem anderen Tag war es todlangweilig. Es waren nur 6 Kinder da und mit denen war wirklich nichts anzufangen. Matt und ich haben in regelmäßigen Abständen die Minuten gezählt. Nachdem alle Minuten vorüber waren, bin ich zur Bushaltestelle gelaufen. Entgegen kam mir eine Mutter mit ihrem Sohn. Irgendwie, dachte ich, kommen die mir bekannt vor. Ich bin aber partout nicht drauf gekommen. Plötzlich sagt der kleine „Hey Ina!“ und Leute, mein Herz =) Das war mein kleiner Jake! Ich war so happy ihn nach dieser langen Zeit wieder zu sehen. Da er und auch seine Haare gewachsen sind, habe ich ihn nicht erkannt.
Nun muss ich auch noch sagen, dass in unserer Wohnung der Haussegen NICHT mehr schief hängt. Ich weiß nicht was passiert ist, und ich versteh’s auch nicht, aber ich bin glücklich, dass es nun so ist. Wir reden alle miteinander, als wäre nie was gewesen. Vor allem Halimata…wenn die mal anfängt, hört sie nicht mehr auf. Aber ich möchte mich auf keinen Fall beschweren. Olga ist immer noch ein wenig komisch, und manchmal reagiert sie sehr merkwürdig auf Aussagen oder Fragen, aber das ist einfach ihre Person. Dass sie unfreundlich ist bzw. sehr unfreundlich rüber kommt, das merkt sie anscheinend gar nicht. Darüber, dass keine außer Chiara und mir wissen, wie man einen Haushalt führt, reg ich mich auch nicht mehr auf. Eigentlich rege ich mich fast über gar nichts mehr auf. Die sollen doch alle machen was sie wollen. Auch schön, endlich diese Erkenntnis erlangt zu haben.
Durch diese ganze Entwicklung zwischen uns vier, ist es sogar zu einem gemeinsamen Samstagabend geworden. Wir sind zu viert im Wohnzimmer gesessen und haben „geraclettet“ und es war wirklich schön. Da wir von dem ganzen Zeug noch so viel übrig hatten, haben wir sonntags daraus ein Mittagessen gemacht und schwuppdiwupp….saßen wir schon wieder zusammen.
Sehr kurzfristig kam die Nachricht von unseren Mentoren, dass bald unser Midterm-Training stattfindet. Wir durften zwischen Derby und Cardiff auswählen. Da wir aber schon unser On-Arrival-Training in Derby hatten, haben wir uns für Cardiff entschieden. Dass wir diese Entscheidung noch bereuen werden, wussten wir ja leider noch nicht.
Der 1. Tag in Cardiff war überaus langweilig. Unsere Trainerin Anna hat eigentlich nur dieselben „Projekte“ durchgezogen, die wir bereits auf dem On-Arrival-Training gemacht haben. Dann waren da noch sehr merkwürdige Menschen. Abdel aus Frankreich, Berenice aus Frankreich, Helgrit aus Österreich, Sara aus Island, Lorena aus Spanien und Lukas aus Polen. Die Leute in Derby waren auf jeden Fall besser.
Zum Mittag haben wir Sandwiches bekommen, aber dieses Mal aus richtigen Baguette Brötchen und nicht aus schwabbeligem Toastbrot. Für das Abendessen sind wir alle gemeinsam in ein Pub, welches wirklich riesig war. Wir durften uns aussuchen was wir wollten und die haben bezahlt. In einem Pub kann man wirklich gut und günstig essen gehen. Meine Wraps haben auf alle Fälle gut geschmeckt.
Im Laufe des Abends sind noch drei Leute, die ihr On-Arrival-Training hatten dazugekommen. Das waren Flora aus Griechenland, Sylvie aus Frankreich und Malin aus Deutschland. Die deutsche war ganz nett, die anderen zwei waren furchtbar. Die Französin war überaus arrogant und unfreundlich und die Griechin dachte einfach, sie ist die größte und jeder möchte ihre wunderbare krächzende Stimme hören…diese Frau hat ganz Cardiff unterhalten.
Anschließend sind wir alle zusammen in ein anderes Pub ein Bierchen trinken gegangen. Da aufgrund des walisischen Wetters sich meine Mandeln wieder gemeldet haben, habe ich verzichtet. Fiel auch nicht sonderlich schwer, denn es war stinklangweilig und kalt. Also sind wir 4 Mädels aus Bath wieder ins Hostel zurückgegangen. Das Hostel war ganz okay und wir vier haben uns ein Zimmer geteilt….die 3 Tage über haben wir uns echt super verstanden, wie ein eingespieltes Team und haben uns sogar gegenseitig auf den Arm genommen, so wie es eigentlich sein sollte. Den restlichen Abend haben wir uns unterhalten und zwischendurch etwas ferngesehen.
Am Tag 2 mussten wir um 10:00 Uhr am Tagungsort sein. Dieser war Gott sei Dank nicht weit weg und so konnten wir wenigstens „ausschlafen“ und gemütlich frühstücken. Schon beim Frühstück mussten wir die Stimme der Griechin ertragen, da kann man schon leicht aggressiv werden so früh am Morgen (Gott sei Dank war ich nicht die einzige, die das gespürt hat). Dazu kam noch, dass sie die ganze Zeit Chiara beobachtet hat und sich mit der Französin die ganze Zeit über uns unterhielt. Dann hat die Französin mit dem Scheiß angefangen und mich die ganze Zeit beobachtet.
Am Tagungsort haben wir wieder nur doofe Spiele gespielt und wieder einmal musste ich mir Dinge anhören, die ich sogar schon auf meinem Ausreiseseminar in Witzenhausen UND in Derby gehört habe. Unsere Trainerin hat zwar wirklich versucht, das Beste draus zu machen, aber leider ist dies gescheitert. Lag vielleicht auch daran, dass sie neu in dieser „Branche“ ist und noch so ziemlich keine Erfahrungen hat. Hat mich ein wenig an meine 10. Klasse und der neuen Prüfungsordnung erinnert, auch da waren wir bereits „Versuchskarnickel“.
Zum Mittagessen haben wir sage und schreibe 3 Pfund bekommen. Was man gescheites damit kaufen kann, weiß ich immer noch nicht. Gott sei Dank sind wir zur Bucht, wo es viele Fast-Food-Läden gibt, denn was anderes kann man sich wirklich nicht kaufen. Chiara und ich haben dann ein super tolles amerikanisches Diner gefunden und haben uns mit Pommes vollgestopft. Das Diner war so gut gemacht, dass ich mir vorgekommen bin wie in einem amerikanischen Film, ziemlich cool.
Anschließend haben wir uns mit einer Waliserin getroffen, die uns so ziemlich alles über Wales erzählt hat….wirklich ALLES. Wir haben sogar ein paar Wörter gelernt. Zusammen sind wir zum Sennedd (Senneth ausgesprochen), was nichts anderes als das walisische Parlament ist. Ein in 2006 sehr futuristisch gebautes Gebäude, was mir überhaupt nicht gefallen hat. Zudem war der Hafen von Cardiff einst der weltweit größte Umschlagplatz für Kohle. Er diente zur Verschiffung der Kohle aus den Minen in den weiter nördlich gelegenen Tälern. Also haben wir uns das Hafenhaus oder wie man das auch immer nennt angeschaut, welches ein kleines Museum hat.
Als wir am Hafen mit allem fertig waren – ohne Freizeit versteht sich natürlich- sind wir wieder zurückgegangen und haben die atemberaubenden 5 Pfund für das Abendessen bekommen. Wir haben uns dann einfach etwas gegönnt und sind mit Malin indisch essen gegangen. Also ich kann indisch nur empfehlen!!! Dann konnte ich endlich mal ein bisschen deutsch plaudern und stellte fest, dass Malin aus Frankfurt kommt. Sonst kamen alle immer nur aus dem hohen Norden oder dem Westen.
Am 3. Tag waren wir alle froh, dass wir bald Richtung „Heimat“ fuhren. Wir mussten ein paar Formulare ausfüllen, unter anderem für die EU Kommission und auch für UNA, welche für den EFD in Wales verantwortlich ist. Am Nachmittag hatten wir ein interessantes Projekt. „Auf der Straße Leute anquatschen und Fragen stellen“. Wer mag das schon?? Ich war mit der Österreicherin und der Isländerin in einer Gruppe. Wir haben die Leute einfach gefragt, was ihnen zu unseren jeweiligen Ländern einfällt. Bei Deutschland, könnt ihr euch ja denken, kam zweimal Hitler und einmal 2. Weltkrieg raus. Einer hat ganz süß gesagt „My Mum“ und sonst nur gute Sachen wie gute Wirtschaft usw. Einer war ein wenig verwirrt und wusste nicht mal, dass Österreich ein eigenständiges Land ist und dachte, es gehört zu Deutschland. Bei Island waren sich fast alle einig, dass dort nur Schnee, Eis und Polarbären vorzufinden sind. Alle anderen Waliser haben uns „höflich“ wissen lassen, dass sie nicht mit uns reden wollen, bzw. dass sie sich nicht gut fühlen (ca. 5 Leute) und dass sie total in Eile sind (ca. 10 Leute).
Fazit: Obwohl die Engländer eher zurückhaltende und verschlossene Menschen sind, sind sie viel offener als die Waliser…ein wirklich total anderes Volk!
Nachdem wir alle unsere Präsentationen vorgestellt haben, waren wir erlöst und waren frei. Kurz zum 1-Pfund-Laden und zu Primark shoppen und dann mit dem nächsten Zug nach Hause =) Wir waren alle so froh, als wir in Bath ankamen wie noch nie zuvor.
Falls ihr vor Langeweile eingeschlafen seid….tut mir leid =)
Falls ihr den ganzen Tagebucheintrag durchgehalten habt….Danke! Ich hätt’s wahrscheinlich nicht geschafft =)
So, jetzt wisst ihr wenigstens – also die, die durchgehalten haben- dass ich noch lebe und in 4 ½ Wochen befinde ich mich wieder auf deutschem Boden =) Auch wenn hier im Moment alles toll ist und wir vier uns prima verstehen, freue ich mich doch darauf, Ostern zu Hause zu verbringen =)
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