Istanbul - Antalya (spätes ON ARRIVAL TRAINING)
Aus ganz Europa sind Jugendliche in die Türkei gekommen, um ein EVS zu leisten. Gemeinsam teilen sie ihre ersten Erfahrungen beim On-Arrival Training in einem 5-Sterne-Hotel in Antalya. Leider läuft es bei vielen nicht optimal. Andere wiederum berichten von wundervollen Erlebnissen...
Beim On-Arrival Training angekommen, überrascht uns das 5-Sterne-Hotel in Antalya. Es ist nicht wirklich jugendfreundlich, aber bietet mit seinen Pool-Anlagen und dem Privatstrand eine nette Abwechslung zum EVS-Alltag. Zum Glück ist die Saison vorbei, sodass das Hotel nicht überfüllt und die Atmosphäre ertragbar ist. Das Team erläutert uns, dass die Jugendagentur der Türkei langfristige Verträge mit den Hotels schließt und dadurch die Kosten für unseren luxuriösen Aufenthalt überraschend gering sind. Im Rahmen unserer durchgeführten Studie zum Deutsch-Türkischen Jugendaustausch haben wir auch festgestellt, dass es in der Türkei kaum bis gar keine Jugendbildungsstätten gibt, wie wir sie in Deutschland kennen. Es ist wohl üblich und notwendig für Seminare und Trainings, Hotels dieser Art zu mieten.
Der Gruppenatmosphäre tut es keinen Abbruch, wenn auch das Team zu heterogen ist und insgesamt nicht wirklich Raum für eine partizipative und wertschätzende Programmgestaltung bietet. Mit 60 Teilnehmenden ist es natürlich auch kein leichtes Unterfangen. Viele der EVSlerInnen sind verunsichert und unzufrieden mit ihrer Organisation und berichten von Projekten, die nicht wie erwartet sind. Einige sind gerade erst in der Türkei angekommen und sind voller Aufregung kaum ansprechbar und erfreuen sich am traumhaften Wetter und am Sein. Andere wiederum sind schon länger in der Türkei und erzählen mal gelassen, mal aufgeregt von ihren bisherigen Erfahrungen.
Ein kompetenter Mitarbeiter von JUGEND für Europa Türkei versucht vor Ort Fragen und Probleme zu klären. Aber ein Nachmittag reicht da leider nicht aus, die Bedürfnisse der Teilnehmenden zu erfüllen. Da ist es vielleicht hilfreich, dass er verspricht, einige Leute und Organisationen zu besuchen. Ich bin mal neugierig, was er tatsächlich bewirken wird.
Es ist sehr vielfältig und spannend, was die unterschiedlichen Teilnehmenden zu berichten haben:
Angela organisiert in Gaziantep mit anderen EVSlerInnen internationale Projekte für Jugendliche. Am liebsten würde sie ihren Freiwilligendienst verlängern und möchte wieder in die Türkei kommen.
Swantje hofft in Izmir optimistisch, dass ihr Projekt endlich startet und kämpft um einen Sprachkurs.
Audrey genießt die vielseitigen Kontakte ihrer Organisation in Ankara, um Land und Leute kennenzulernen. Die Arbeit mit den Kindern ist ihr ein großes Anliegen.
Alessandra versucht in Diyarbakir vergeblich in ihrer Freizeit die Natur zu entdecken, weil die MitarbeiterInnen sie nicht alleine in die Berge lassen wollen. Insgesamt hat sie sich wohl weniger "Gastfreundlichkeit" und mehr Raum für sich selbst erhofft.
Jan wartet ganz lässig, dass sein Projekt losgeht, macht sich derweil Freunde und freut sich, wenn er im Zimmer demnächst endlich Internet bekommt.
Boris setzt sich dafür ein, dass die EVSlerInnen in seiner Organisation mehr Essensgeld bekommen und ihr Taschengeld jeden Monat pünktlich erhalten.
Lara und Aylin wohnen in Bursa in so genannten TOKI Häusern, was anscheinend unzumutbar ist.
Eliza engagiert sich in Istanbul mit türkischen Freiwilligen in der Jugendarbeit und ist begeistert von der Stadt und den unterschiedlichen Projektmöglichkeiten.
Leandra arbeitet in Ankara in einem mobilen Beratungsbus für Jugendliche und entdeckt von dort aus die Türkei.
Wie im Training deutlich wurde, gibt es Möglichkeiten für wundervolle und unvergessliche Erfahrungen, wenn das Projekt einigermaßen passt, man auch mal unterwegs ist und die Menschen und das Land kennenlernen kann. Sprachkenntnisse (auch schon ein wenig vorab gelernt!) helfen sehr, Anschluss zu finden. Auch ist das Training ein besonderer Ort, andere EVSlerInnen kennenzulernen und sich über die Projekte sowie, was darüber hinaus geht, auszutauschen. Hoffen wir für alle, dass die kleineren Probleme sich lösen lassen und die größeren Unannehmlichkeiten nicht dazu führen, dass einzelne ihr EVS abbrechen.
Ich bin mit meiner Organisation in Istanbul bis auf einige lösbare Probleme zufrieden und genieße die restliche Zeit noch mehr als EVSler. Mit meinen EVS-WeggefährtInnen erfreue ich mich an den Erinnerungen des Programms in Antalya, was durch die Freizeitaktivitäten erst eine besondere Qualität erhalten hat.
Es ist gut zu wissen, dass wir nun nach dem Training nicht nur neue Facebook-FreundInnen haben, sondern auch potenzielle - europaweite Projektpartner für das wichtige Projekt, was sich Europa nennt. Insbesondere mit Blick auf die Türkei und die Beitrittsverhandlungen ist es sehr spannend, hier vor Ort zu sein. Mögen die EVSlerInnen aktuelle und zukünftige Verbündete für ein friedliches Europa sein.
Mehr Eindrücke von den EVSlerInnen in der Türkei gibt es unter folgendem Link! European Voluntary (Peace) Service: http://vimeo.com/16258460
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