Im Auftrag der Geschichten
Meine erste youthreporter Präsentation
Es ist toll, wenn auch andere Leute Spaß an meinen Artikeln und Blogbeiträgen haben: Es ist sozusagen eine win-win-Situation. Ich habe Spaß beim Schreiben, freue mich wenn andere Menschen meine Artikel lesen, aber gleichzeitig hat es mir während meines Freiwilligendienstes geholfen, meine Erlebnisse zu reflektieren. Außerdem habe ich ja schon beim Radiointerview in Budapest gemerkt, wohin einen das Schreiben überall führen kann. Ermutigt durch meine Blogartikel habe ich dann auch einen Artikel für die lokale Gemeindezeitung in meinem Dorf geschrieben und einige Reportagen auf youthreporter.
Schreiben auf youthreporter
Nachdem ich im September meinen Freiwilligendienst beendet habe, habe ich sogar ein Zertifikat von youthreporter für meine Aktivität bekommen und das Angebot, ob ich nicht Lust hätte, auf Seminaren in Deutschland andere Freiwilligen über youthreporter zu informieren und sie somit ebenfalls zum Schreiben auf youthreporter zu motivieren. Da habe ich natürlich ja gesagt!
Auf diesem Wege ist es nun gekommen, dass ich vergangenes Wochenende meine erste Präsentation über youthreporter halten durfte. Der Rahmen war ein On-Arrival-Seminar (wie ich es in Ungarn auch hatte) von ausländischen Freiwilligen, die ihren Freiwilligendienst in Deutschland absolvieren. Das Seminar fand einer Jugendbildungsstätte im Dorf Werftpfuhl statt und meine Präsentation war für Sonntagmorgen geplant. Toll war es, dass ich schon am Samstag anreisen konnte und mit den Freiwilligen einen Abend zusammen verbringen konnte.
Abenteuer mit der Deutschen Bahn
Werftpfuhl liegt schon in Brandenburg und ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in ca. zwei Stunden vom Berliner Hauptbahnhof erreichbar. Von Passau dauert die Anreise natürlich ein wenig, weshalb es für mich am Samstag schon um 9:00 Uhr losging. Zuerst bin ich mit der Regionalbahn zwei Stunden nach München gefahren, um dort in den ICE Sprinter nach Berlin zu steigen. Dieser braucht nur vier Stunden nach Berlin und war bei meiner Fahrt waren noch ziemlich viele Plätze frei, es war also sehr entspannt. In Berlin angekommen, musste ich zunächst zum Ostkreuz und von dort aus mit einer Regionalbahn nach Werneuchen (Brandenburg) und zuletzt mit dem Bus nach Werfpfuhl. Soweit der Plan. Die Realität hat mir aber mit Schienenersatzverkehr einen Stolperstein in den Weg gelegt, durch den ich fast hingefallen wäre.
Denn ab Ostkreuz fuhr die Regionalbahn nach Werneuchen nicht, sodass ich auf Busse wechseln musste. Allerdings nicht vom Ostkreuz direkt nach Werneuchen, sondern erst nach Lichtenberg, dann weiter nach Blumberg und schließlich nach Werneuchen. Als mir die Bahnmitarbeiterin am Schalter das runtergebetet hat, habe ich große Augen gemacht und sie gebeten, mir die Verbindung aufzuschreiben. Mit dem Zettel in der Hand habe ich dann mein Glück versucht und bin auch gut nach Lichtenberg gekommen. Dort habe ich leider nicht die Ersatzhaltestelle für den nächsten Bus gefunden und ziellos am S-Bahnhof rumgeirrt. Als ich in das Informationsbüro gegangen bin, wurde mir gesagt, dass ich außerhalb der Öffnungszeiten gekommen bin, bis ich realisiert habe, dass die Lichter eingeschaltet waren, weil anscheinend Dreharbeiten für einen Film vor dem Büro stattgefunden haben. Ich bin also unwissend direkt ins Bild gelaufen, es könnte also sein, dass ich nun in irgendeinem Film oder Serie zu sehen bin…
Damit war mein Problem der Ersatzhaltestelle aber immer noch nicht gelöst und ich habe meine Suche fortgesetzt, bis ich schließlich zwei Bahnmitarbeiterinnen gefunden habe, die mir Auskunft geben konnten. Leider war der Bus vor fünf Minuten gerade abgefahren und der nächste kam erst wieder in 55 Minuten. Also habe ich eine ganze Weile im nächtlichen Berliner Vorort gestanden, bis endlich der Bus gekommen ist. In einer 40-minütigen Busfahrt durch die Hochhäuser und Shopping-Centers von Berlins Außenbezirke ist mir wieder einmal bewusst geworden, dass ich froh bin auf dem Dorf aufgewachsen zu sein und es mit Passau als Wohnort nun recht gut getroffen zu haben. In Blumberg angekommen, sind alle Reisende in die Regionalbahn nach Werneuchen umgestiegen, so auch ich.
Nach dieser Odyssee galt es nur noch die letzten 5km nach Werftpfuhl zu bezwingen. In Werneuchen musste ich allerdings schmerzhaft zur Kenntnis nehmen, dass der letzte Bus schon vor einer Stunde abgefahren war. Es gab auch keine Alternative, sodass ich schon alle möglichen Szenarien in meinem Kopf durchgespielt habe: zu Fuß an der Bundesstraße laufen, versuchen zu trampen, in Werneuchen zu übernachten, gar nicht zu schlafen, wieder zurück nach Berlin zu kommen oder ein Fahrrad am Bahnhof zu klauen (auf welche kriminellen Gedanken man im Notfall so kommt…). Was das Ganze verschärft hat war, dass die Leiterin des Seminars mir aus Versehen eine falsche Telefonnummer gegeben hatte, sodass ich sie nicht erreichen konnte und nur eine E-Mail schreiben konnte. Verzweifelt bin ich also zu eine Party im Bahnhofsgebäude gegangen und habe dort gefragt wie ich denn noch heute Abend nach Werftpfuhl komme. In dem Moment war ich froh, die Landessprache sprechen zu können, was ich seit dem Jahr in Ungarn nicht mehr als selbstverständlich sehe. Aber auch die Partygäste wussten nicht weiter, aber haben mir vorgeschlagen ein Taxi zu nehmen, woran vorher gar nicht gedacht habe. Doch das Taxi wäre ziemlich teuer geworden, sodass mir die Partygäste weiter vorgeschlagen haben, auf einen Freund von ihnen zu warten, der den Fahrdienst gemacht hat und mich „für nen Zehner“ bestimmt fahren könnte. Besser als Laufen war das Angebot allemal und so blieb ich wartend am Bahnhof…
…bis mich , Gott sei Dank, die Seminarleiterin zurückgerufen hat. Halleluja! Freundlicherweise hat sie mich mit ihrem Auto vom Bahnhof abgeholt, worüber ich sehr dankbar war. Schließlich bin ich in der Jugendbildungsstätte Kurt Löwenstein angekommen, zwei Stunden später als geplant. Dort wurde ich nett empfangen und das Abendprogramm der Gruppe bestand daraus, zuerst den Film „Das Leben der Anderen“ anzuschauen und danach noch eine Abschlussparty zu feiern. Den Film wollte ich sowieso noch schauen, deswegen hat das perfekt gepasst, aber für die Party war ich zu müde, weil ich durch das Anreisechaos doch ein bisschen mitgenommen war und deshalb bin ich danach ins Bett gegangen.
Mein Vortrag
Am nächsten Tag konnte ich erst einmal das Gebäude bei Licht anschauen. Bis in die 90er Jahre war es ein Kinderheim und ich konnte mir gut vorstellen, wie es dort wohl einmal gewesen ist. Nach dem Frühstück begann das Seminarprogramm um 9:30 Uhr und zwar gleich mit meiner Präsentation. Die Freiwilligen waren trotz ihrer allgemeinen Müdigkeit aufgrund der anstrengenden vorangegangenen Tage interessiert und die Präsentation sowie das Gespräch danach haben mir gut gefallen. Ich war zwar jünger als die meisten Teilnehmer, allerdings bin ich ja schon daran gewöhnt und es war kein Problem.
Nach meinem Slot war dann die Evaluation des Seminars für die Teilnehmer an der Reihe. Ich für meinen Teil habe ich mich die ganze Zeit an mein On-Arrival und Mid-Term Training erinnert, die ähnlich abgelaufen sind. Obwohl sie erst ein Jahr alt sind und ich erst im September zurück nach Deutschland gekommen bin, kommt es mir schon so weit entfernt vor.
Neuer Tag, neuer Zug
Nachdem das Seminar beendet war, sind wir alle zusammen mit dem Bus nach Werneuchen und weiter nach Brenau gefahren. Auf der Fahrt habe ich mich sehr nett mit den Freiwilligen unterhalten und wieder einmal habe ich den spirit von Freiwilligen gespürt. Mithilfe mehrere S-Bahnen bin ich schließlich zum Hauptbahnhof gelangt, wo ich in einen ICE nach Nürnberg gestiegen bin. Der Zug war voll besetzt (auch auf den Gängen), aber trotzdem pünktlich, alle Reservierungen wurden angezeigt und das WC hat auch funktioniert. Auch der nächste Zug von Nürnberg nach München war sehr voll und ich war dankbar für meine Sitzplatzreservierung. Von München ging es dann schließlich weiter nach Passau, wo ich um 21:30 Uhr nach einer langen Reise zu Hause angekommen bin.