Ich schließe mich dir an!
Denk mal kurz darüber nach...
Vor ein paar Wochen war ich auf meinem "mid-term training" in Torun. Mit den anderen Freiwilligen und mit den Erasmus-Studenten feierten wir in einer Straßenbahn und danach gingen wir in eine Bar. Engin ist einer der anderen Freiwilligen und mit ihm realisierte ich und fühlte ich das erste Mal wirklich Solidarität, auf eine lustige Weise. Warum?
Wir waren in der Bar und ich verkippte mein Getränk auf meiner Hose und das sah natürlich ziemlich lustig und peinlich aus. Auf einmal nahm Engin sein Getränk und schüttete es ebenfalls über seine Hose. Es fühlte sich unglaublich gut an! (Auch, wenn es nicht nötig gewesen wäre.)
So fühlt sich Solidarität an...
Barmherzig,...wohlhabend,...lieblich.
Solidarität kann sich aber auch mutig, kämpferisch und stolz anfühlen. Menschen schließen sich zusammen, um ein Ziel zu verwirklichen, um etwas zu erreichen und um sich gegen etwas aufzulehnen. Solidarität kann in diesem Zusammenhang friedlich oder weniger friedlich verlaufen. Keinesfalls möchte ich den kriegerischen oder gewalttätigen Weg befürworten. Das Einzige, was mich zum Beispiel an Krieg fasziniert, ist, wie Menschen zusammenhalten und zusammenarbeiten, einfach die Solidarität!
Man stelle sich vor:
Es ist Krieg. Es ist eine kleine Gruppe, aber ihr Zusammenhalt macht sie groß.
Sie leisten Widerstand. Sie wollen das Kriegsende...
Es ist Kriegsende. Sie stehen wieder zusammen.
Sie feiern. Sie feiern, weil sie es geschafft haben. Zusammen.
Die kleine Gruppe hat Solidarität erfahren und "Ja", auch ich habe sie erfahren!
Eine wichtigere Frage ist jedoch:
Konnte ich Solidarität schon geben? Die Antwort ist: Ja.
Ich habe mich noch nie einer großen Demonstration oder einem Revolt angeschlossen, aber es sind die kleinen Dinge, die in mir die Entschlossenheit wecken, mich jemandem oder einer Gruppe anzuschließen und mit anderen zusammenzuhalten.
Wenn ich an meine Schulzeit denke, erinnere ich mich an viele dieser kleinen Momente. "Ich gehe mit dir", "Ich schließe mich dir an", "Ich helfe euch".
In schwierigen Situationen, bei denen man zum Beispiel mit dem Lehrer oder dem Coach, vor dem man Angst hatte oder sich scheute, reden musste, war es einfach angenehmer und mutmachend, nicht alleine zu sein.
Ich erinnere mich auch an einen April-Scherz in der siebten Klasse, der ziemlich in die Hose ging: Zu Beginn der Stunde war alles in Ordnung. Wir machten typische Dinge wie zum Beispiel "alle verstecken sich unter dem Tisch".
ABER wir hatten eine weitere Überraschung. Mein Mitschüler "Vici King" warf eine leere Plastikflasche an die Tafel, während unsere Lehrerin ihren Aufschrieb anbrachte. Das war natürlich voll daneben! Unsere Lehrerin wurde daher sehr wütend und verpasste ihm Nachsitzen. Die Reaktion der Klasse war für unser Alter ziemlich erstaunlich meiner Meinung nach:
Einer meiner Mitschüler begann: "Ich werde auch nachsitzen!" Und das löste eine Kette von Stimmen aus. Stimmen, die zusammenhalten. Jeder beschloss sich dem Nachsitzen anzuschließen.
Man muss an dieser Stelle auch erwähnen, dass unsere Klasse damals schon immer eine sehr gute Klassendynamik und einen sehr guten Zusammenhalt hatte und das Eintreten füreinander daher ein Muss!
Letztendlich saßen wir dann eben alle am Freitag Nachmittag in der Schule und mussten die Schulordnung abschreiben.
Ich habe Solidarität erfahren. Ich habe Solidarität gegeben. Sie ist ein Muss!
Ich genieße es mit anderen Großes zu schaffen, aber es sind selbst bereits die kleinen Dinge, die die wundervolle Zärtlickeit der Völker verwirklichen.