Ich komme, um mich zu beschweren
Ich kann nicht sagen, dass es überraschend käme. Ich weiß, dass meine Stelle in Sachen Sorgen & Probleme eine der besten innerhalb von EVS ist. Aber heute gibt es, zum ersten Mal überhaupt, sehr ärgerliche Eindrücke vom National Trust.
Ich kann nicht sagen, dass es überraschend käme. Ich weiß, dass meine Stelle in Sachen Sorgen & Probleme eine der besten innerhalb von EVS ist. Aber heute gibt es, zum ersten Mal überhaupt, sehr ärgerliche Eindrücke vom National Trust.
Der hat jetzt die Zielstellung der Farm umgeschrieben. Das heisst, soweit ich das beurteilen kann, vor allem kurzgeschnitten. Fast alles mit Entwicklung verbundene wurde aus der Agenda (und damit aus dem Budget) entfernt; wir sollen jetzt nur noch alles so erhalten, wie es ist. Ich weiß nicht, was sie sich vorstellen, aber für mich klingt das so, als wenn wir hier jedes Jahr dasselbe machen, die Wege offen und die Wiesen kurz halten sollen. Auch die Öffentlichkeitsarbeit wird gekürzt, vor allem der Status der Farm als, naja, Farm. Wir sind jetzt, zumindest nach meinem Verständnis, nicht viel mehr als eine Station des National Trust und Besucher stehen, wenn überhaupt, dann ziemlich weit unten auf der Liste.
Daher werden auch die Tiere nicht mehr unterstützt. Das ist bis jetzt der radikalste Einschnitt; da mein Chef logischerweise nicht selbst für sie bezahlen kann, werden wir zusehen müssen, sie los zu werden und zwar relativ kurzfristig. Erste Konsequenz war, dass wir gleich heute die Hühner weggeschafft haben. Das war wirklich toll, man kommt von einem wunderbaren Wochenende nach Hause und aus heiterem Himmel muss man am nächsten Morgen die ersten Tiere vom Hof bringen. Wenigstens haben die mit dem Tierheim in Shotton eine gute neue Heimat. Vor einigen Wochen sollte ich noch auf Bill Quay nach einem neuen Hahn fragen, jetzt haben wir selbst die Hennen weggebracht.
Ich muss zugeben, auch wenn ich mit der Einstellung hergekommen bin, die Arbeit sei mir egal, solange ich nur in England sein kann, bin ich über diese Entwicklung ziemlich sauer. Und ich habe wirklich nicht viel mit Landwirtschaft und Umweltschutz zu tun. Aber ich habe eine gute Arbeitsmoral und aufgrund der erstklassigen Anleitung, effektiven Arbeit und auch meines eigenen Einbezugs gerade ein wenig Sympathie für die Ökologie sowie eine Identität für die Farm entwickelt. Und dann kommt so etwas! Ich kann mir wenig Langweiligeres vorstellen, als nur alles so zu erhalten, wie es ist.
Wieso weshalb warum?! An Pauls Stelle würde ich mich mittelfristig nach einem neuen Job umsehen, und soweit ich ihn verstanden habe, sieht er das genauso.Ich hoffe nur, er lässt sich damit Zeit bis September. Auf jeden Fall wird der nächste Freiwillige nicht ganz soviel Spaß haben.
Was erwartet der Trust? Dass Umweltschutz kein Geld kostet? Die Farm arbeitet gerade mal seit drei Jahren. Und auch wenn schon viel geschaffen wurde ist noch gar nicht soviel Schützenswertes da, was man erhalten könnte. Wenn es ihnen nach so kurzer Zeit zu teuer wird, wozu haben sie sich dann überhaupt erst mit der Durham Coast eingelassen? Wir muessen eine der billigsten Einrichtungen im Land sein; grosse Besitzungen wie Wallington ziehen zwar Besucher an, verschlingen aber auch Unsummen von Geld.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten
Abgesehen davon habe ich heute die Sturmschäden vom Wochenende bei Tageslicht begutachten können. Es war nicht so viel, wie ich nach Pauls Anruf erwartet habe. Keine UN-Flugzeuge und Versorgungscontainer an Fallschirmen. Trotzdem sind die beiden Hühnerschuppen nach einem kleinen Flug (Paul meinte, die Hühner hatten ihre eigene „Zauberer von Oz“ Erfahrung) zusammengebrochen und werden aus oben genannten Gründen auch nicht mehr aufgebaut. Zwei ihrer Bewohner waren zuerst vermisst und für tot in der Nordsee treibend gehalten. Oder für fröhlich gackernd drüben in Norwegen. Sie sind dann aber wieder gekommen. Gerade rechtzeitig, um die Farm auf anderem Weg zu verlassen.
Zeichen und Wunder
Das Gebälg des Schuppenteils, in welchem das Heu für die Ziegen und Sheila gelagert wird, ist zerbrochen. Paul, Denis, ich und Pauls Vorgaenger, der zufaellig auch hier war, hatten viel Spaß, das restliche Dach einzureißen; da war nichts mehr zu retten. :) Das war lustig. Vier große Jungs, die Sachen kaputt machen durften.
Rons Stall hat einige gerade erst vor Weihnachten neu gemachte Dachplatten verloren. Ich frage mich, wie der Stall oben auf Beacon Hill das alles scheinbar ohne Schäden überstanden hat. Der steht ganz allein und ungeschützt auf dem höchsten Punkt der gesamten Durham Coast. Zumindest hat das ILM Team jetzt etwas zu tun. Wir im Übrigen auch; die letzten Wochen waren alles andere als arbeitsreich. Worüber ich nicht böse war.
Nun ja, das musste aber mal gesagt sein. Andererseits, solange ich reisen kann soll der Trust hier machen, was er will.