"Hin & wieder zurück" eine Geschichte von Bil...Fussel!
Heilig-Nacht-Reise, Silvester in Bergen auf dem Berg und Training mit einem norwegischem Rekordhalter im Schwimmen und andere Sachen erlebt Fussel in den letzten Wochen.
Der 23.Dezember sollte ein schöner ruhiger Tag werden an dem ich meine Sachen für die Überraschungstour nach Deutschland, von der meine Familie gar nichts weiß, packen würde und mich mental auf das viele Essen einstellen könnte. Tags zuvor wurde mir gesagt, dass wir aber Schwimmtraining von 10Uhr bis 12Uhr hätten und ich natürlich kommen sollte. Also machte ich mich dreiviertel 10Uhr auf zur Schwimmhalle mit dem Gedanken – falls es zu schwer wird, kann ich ja mein eigenes Training machen oder in die Sauna gehen.
Zuerst kam das Einschwimmen. Da ich als Einzige duschen gegangen bin, habe ich die Anweisung, wieviele Meter bzw. Kilometer wir einschwimmen sollen, nicht mitbekommen. Also schwamm ich und schwamm und... Eine halbe Stunde später durften wir dann endlich aufhören und ich dachte mir nur: Ach du meine Güte, ich bin ja jetzt schon total fertig, was soll denn das jetzt werden?!
Als dann jeder „Stopp“ sagen sollte, um eine Aufgabe zugeteilt zu bekommen, verstand ich das System. Eine Stunde lang sollte jeder wie beim russischen Roulette Aufgaben zugeteilt bekommen – hier anhand der Zeit. Sekunde 1 bis 10 – 800m Freistil, Sekunden 10-20 8*50m Beinarbeit, usw.
Ich hatte das Glück direkt mit 4*25m MAX und danach 2*3*200m Freistil mit Paddles und Flossen schwimmen zu dürfen. Insgesamt hatte ich auch die max. Anzahl an „Snøbading“ - was soviel heißt wie: Schneebaden mit vier Mal. Dabei bin ich mit Bauchplatscher in den Schnee, einmal umgedreht und dann in die Halle gerannt um in das warme Wasser zu springen. Das war toll!!!
Eine Runde Dehnen von 10min und an-Land-übungen durfte ich auch noch machen, bevor es nochmal hieß 3*200m Freistil mit Paddles und Flossen *lach*
Ich hatte also einen sehr angenehmen und trotzdem anstrengenden Tag in der Schwimmhalle.
Im Gegensatz zu anderen, die 2 mal 10min Relaxen und 2mal Dehnen und nur einmal 3*200m schwimmen mussten, :D bin ich viel geschwommen und bin sichtlich stolz auf mich. Das muss auch mal sein. Das Schönste daran ist: Ich freue mich wie noch nie auf das nächste Training! Ich will schwimmen. Damit aber meine Lieblingssportart nicht zu kurz kommt, muss ich dazu auch noch etwas erzählen. In Planung steht, Rope Skipping in die Gesellschaft einzugliedern und nicht nur als Kurs anzubieten, dass sich die Sportart im ganzen Land breit macht und überall auf der Welt bekannter wird. Meine Chefin fragt inzwischen schon überall rum, ob ich Hallenzeiten bzw. Platz irgendwo erhalten könnte, ohne das Kosten auf mich zu kommen. Ich denke nicht, dass jemand interessiert an etwas Unbekannten ist, wenn da steht: Bezahlen! ;) Nichts desto trotz werde ich mich dazu durchringen, noch im Januar alles niet und nagelfest zu machen, sodass ich spätestens ab Februar (nach den Winterferien hier) mit meinem Club anfange und selbst auch endlich wieder ein bisschen springen kann. Verlernt werde ich wohl nichts haben, aber die Geschwindigkeit und Kondition muss wohl erst wieder aufgebaut werden ;) Damit ich natürlich ein bisschen Heimatfeeling dabei habe, wird das Training Dienstags oder Donnerstags stattfinden, wie ich es aus Deutschland gewohnt war.
Auch mein Neujahrsvorsatz, mein zusätzliches Gewicht, was ich ja inzwischen mit mir rumtrage, wieder weg zu bekommen, ist mit jedem Tag Workout schon in den ersten Schritten und das werde ich im neuen Jahr wohl fortführen!
Der 24. Dezember und damit Weihnachtstag fing für mich ziemlich gemütlich an. Erki und ich sollten erst gegen 12Uhr bei Gerd, einer Frau aus dem Vorstand der Frivilligsentrale von uns, sein, die mit uns die Essensbräuche der Norweger durchgeht ;) Leider wurden wir um 11Uhr darüber informiert, dass sie erkrankt sei und wir deswegen nicht kommen könnten. So gab es für uns nur Kartoffelbrei, schließlich waren wir ja nicht einkaufen, wenn wir wissen, dass wir verreisen und erst im neuen Jahr wiederkommen würden. Das fanden wir ziemlich schade! Da am Abend noch Tone's „Juletregang“ auf dem Plan stand, versprachen wir uns wenigstens noch etwas Weihnachtliches auf Tour mitnehmen zu können. So fuhren wir kurz vor 16Uhr nach Haugen, einem kleinen Dorf direkt neben Eid und lernten Bekannte, Verwandte und Freunde von unserer Chefin kennen. Wir wurden herzlichst begrüßt und dann ging es schon los. „Juletregang“ bedeutet nichts anderes als: Weihnachtsbaumgang und verbindet Weihnachtslieder, Familie und ganz klar den Weihnachtsbaum, sodass wir eine Stunde lang um den Baum liefen, tanzten, stolperten, oder wie auch immer und dabei fröhlich und lachend Weihnachtslieder trällerten – ganz klar mehrsprachig. Alle waren festlich gekleidet, als würden sie zum Ball gehen. Hätten wir das gewusst, wären wir dann wohl auch eher ein bisschen schöner gekleidet gewesen. Erki, der gar nicht gerne singt, hatte trotzdem gute Laune. Geschenke wurden ausgetauscht, Glück für die Fahrt gewünscht und dann durften wir auch schon wieder aufbrechen, um unsere Sachen zu schnappen und in die Nacht hinauszufahren.
Bevor ich anfange, meine Reise zu erläutern, muss ich sagen, dass die Planung, nach Deutschland zu kommen schon seit August lief und ohne meinen Cousin und meine Chefin nicht möglich gewesen wäre. Immerhin musste ich ja aufpassen, dass ich nichts mit meinen Bankkarten bezahle, da die Kontoauszüge daheim immer auf den Tisch kommen und ich das nicht riskieren konnte, dass sie gelesen werden. Im August war geplant, dass ich mit dem Nachtbus vom 24. zum 25. fahren, in den Flieger steigen und dann den Rest mit dem Zug zurücklegen sollte. Die Anfrage bei der Busgesellschaft wurde mir mit „Ja, der Bus fährt JEDE Nacht“ beantwortet. Tickets wurden gebucht. Schön,dass der Bus aber doch nicht fuhr. Daher war ich ganz froh, dass ich Erki umstimmen konnte, doch nach Hause nach Estland zu fahren, denn Oslo liegt auf seinem Weg. Ich bezahlte ihm die Fahrt bis Oslo und zurück. Nachdem meine Eltern mir dann auch noch sagten, sie würden gar nicht so lange in A. bleiben, wurde mir ganz flau im Magen. Ich hätte einen einzigen Tag mit meinen Eltern. Wie würde ich mich jetzt entscheiden? Bei meinem Cousin und Freunden aus A. bleiben oder vielleicht doch ganz nach Hause mit meinen Eltern mitfahren? Sollte ich die Tickets noch mal umbuchen? Meine Mentorin redete auf mich ein, dass es besser wäre, wenn ich meinen Eltern das einfach verraten würde und sie beten würde, sich frei zu nehmen, oder sie gar vor Weihnachten überraschen. Ich wusste nicht recht. Es schien einfach nichts passen zu wollen, wie ich es gern gehabt hätte. Zusätzlich kam noch der Autounfall von Erki und mir. Er hatte die Kontrolle über den Wagen wegen Schnee und Eis auf der Straße verloren. Zum Glück war es nur Metallschaden und uns ist nichts passiert. Die Hoffnung, dass die Reise nach Deutschland gut verläuft, schwindete. Jeder Tag, an dem Erki dann an seinem Auto schraubte und baute, wurde mir übler. Das Auto ist alt, würde es so eine lange Strecke noch überleben?
Die Fahrt ging los und ich war sichtlich aufgeregt. Normalerweise schlafe ich im Auto ein,sobald ich auch nur eine bequeme Position gefunden habe, aber ich blieb wach. Die CD, die wir uns fertig gemacht haben, war genau für eine ganze Strecke – Nordfjordeid nach Oslo- ausgelegt und ich freute mich schon auf jeden einzelnen Song ;)
Am Strynfjell (Berg) holte Erki die Schneeketten raus, weil er dachte, dass wir dort oben massig Schnee und Eis haben würden. Nun, wir haben sie bald wieder abgemacht. Die Straßenverhältnisse waren fast besser als unten im Tal. Doch die Kälte nahm zu, als wir losfuhren stand die Temperaturanzeige vom Fjell auf -35°. Seitdem waren ca. 2h vergangen. Das Auto fing an zu knistern und draußen sah alles kristallisiert aus. Jeden Meter den wir zurücklegten, brachten mir mehr Gedanken,was passieren würde, hätten wir jetzt einen Motorschaden. Mir wurde gleich noch kälter, hoffte, dass die Heizung, das Auto nicht versagte und bibberte langsam vor mich hin. Der Mond war gigantisch und jeder einzelne Schneekristall glitzerte. Es war fast wie im Märchen. Die Fenster hinten waren angefroren, das Gefrierschutzmittel wirkte nicht mehr und wurde an den Rändern zu Eis und meine Beine wurden kälter und kälter.
Sobald wir über dem Fjell drüber waren, sollte es nicht mehr so hart für Auto und für uns werden. Die Müdigkeit kam nicht,wie gedacht und ich war dran mit Fahren. Es hat Spaß gemacht durch Norwegen mitten am Heilig Abend durch die Gegend zu fahren. Wir hatten eigentlich gedacht, es würde uns kaum jemand begegnen, aber im Endeffekt haben wir aufgehört zu zählen,als das 35. Auto uns entgegen kam und wir noch nicht mal bei der Hälfte der Tour waren.
Gegen 4Uhr sind wir in Oslo angekommen. Erki hat mir noch mit meinem Gepäck geholfen und hat mich dann allein zurückgelassen. Er müsste Stockholm schnell genug erreichen, um seine Fähre zu bekommen. Ich wartete dann eeeeeeelend lange 8 Stunden auf meinem Flieger. Schlafmöglichkeiten hatte ich zwar, aber nutzen konnte ich sie nicht. Es war zu kalt, zu laut und zu unbequem ;) Ich freute mich auf die echt bequemen Flugzeugsitze *ironie*. Das Einchecken war kein Problem und das Warten auf das Flugzeug wie in Trance. Gegen 11Uhr riefen mich dann meine Eltern nochmal an. Da kam ich direkt ins Schwitzen. Hoffentlich hörten sie keine Durchsage, hoffentlich sprach keine andere Person laut, hoffentlich verrate ich nichts. Es war nicht einfach, mir etwas auf die Fragen: „Was macht ihr heute Schönes?“ und „Was macht ihr gerade?“ einfallen zu lassen. Als ich auflegte, war ich einfach nur glücklich, dass meine Eltern ja keine Ahnung haben, wie sehr ich mich auf sie freue und wie gern ich ihnen seit Wochen und Monaten erzählen möchte, dass ich sie an Weihnachten überraschen werde. :D
Mein Flug hatte 35min Verspätung – kein Problem. Ich hatte ja über 2h Aufenthalt in Berlin (vom Flughafen bis zum Hauptbahnhof kann es ja nicht soweit sein ;)) In Berlin wurde dann ich überrascht. Seit 3 Jahren hatte ich Chris nicht gesehen und nicht sehr viel Kontakt gehabt und trotzdem freute ich mich riiiießig. Am Hauptbahnhof startete ich dann mit 10min Verspätung Richung Leipzig, wo ich eigentlich 30mins Zeit habe, um zu meinen Anschlusszug zu kommen. Das dürfte also kein Problem geben – haha. Schön, dass der Schnee da diesen Winter gerne den Reisenden ein Strich durch die Rechnung machte- also auch mir. Ich kam 5min nachdem mein Anschlusszug abfahren sollte an und war sichtlich demotiviert. In Leipzig beeilte ich mich trotzdem zur Infotafel zu kommen und siehe da, auf die DB ist Verlass! :) Ich habe meinen Zug, der ebenfalls Verspätung hatte, perfekt bekommen. 15Min nach geplanter Zeit kam ich dann in A. an. Dort wurde ich von einem Freund abgeholt und zu meinen Großeltern, wo auch meine Eltern, Bruder und Cousins sein würden, gebracht. Ich war absolut aufgeregt. :P
Die Haustür zum Mehrfamilienhaus war offen, sodass ich nur noch meinen Cousin anrufen musste, dass er die obere Tür öffnet. Kurz darauf wurde ich schon mit Umarmungen begrüßt, die Koffer in den Flur gebracht und zum leise sein aufgefordert. Ich hing mir noch schnell Geschenkband um den Hals und legte meinen Satz bereit. Die Tür zum Wohnzimmer, zu meinen Verwandten und herzallerliebsten Menschen ging auf. Mein Cousin und seine Freundin gingen als Erstes, dann kam ich und aus mir platzte es einfach heraus: „Der Weihnachtsmann hat vergessen mich mitzunehmen, also bin ich nachgereist!“
Ich habe noch nie in meinem Leben so entgeisterte, nicht kontrollierte, geschockte oder auch einfach total „was-soll-denn-das-jetzt“-Blicke gesehen. Meine Mum hat 10 Sekunden gebraucht, bis sie verstanden hat, dass ich wirklich da bin und das kein Scherz ist, bis sie dann endlich den Weg in meine Arme gefunden hat und mich mit Freudentränen überhäufte. Das war der Wahnsinn. Jeder in diesem Raum war so vollkommen überrascht. Ich glaube, wäre ich nicht so unendlich müde und fertig von der Reise gewesen, hätte ich auch realisiert, wie überglücklich ich mich selbst gemacht habe, denn Weihnachten ist für mich das, was andere inzwischen als Zwang oder Übertriebenes sehen: Zusammensein mit der Familie.
Der Abend verlief wie jedes Jahr, nur mit noch mehr Freude einander zu sehen. Ich freute mich, dass meine erste Überraschung für den Tag einfach so super gelungen ist.
Nachdem wir bis um 21.30Uhr zusammen waren, wollten wir dann los ins Dejavue (Bar), wo Rock-Christmas stattfinden würde. Ich würde meinen besten Kumpel, der dort auch Auftritt haben würde, wiedersehen und ebenfalls überraschen. An der Eingangstür fing er dann meinen Cousin und seine Freundin ab, begrüßte sie und fand dann meine Augen. Ich musste so lachen, als ich in seinem Blick sah, wie er realisiert,dass ich da wirklich vor ihm stehe. Ach, er hat sich so sehr gefreut, dass er den ganzen Abend lang nur grinsen musste. Toll! Der Auftritt lief also auch super, denn mit guter Laune spielt sich es besser :D und der Abend mit meinen Lieblingen aus A. und mit meinem Lieblingsgetränk machten den ganzen Tag und die fröhliche Stimmung einfach noch viel besser.
Für mich war die Nacht dann ziemlich kurz, aber wohl der tiefste Schlaf seit mehreren Monaten.
Am nächsten Tag wartete mein Lieblingsfrühstück bei meiner Omi auf mich, für das sogar mein Bruder eher aus dem Bett kommt, um mit mir zu wetteifern, wer mehr abbekommt.
Danach hieß es nocheinmal andere Großeltern überraschen und ich wurde wieder hibbelig. Hoffentlich durfte ich noch mal tolle Mimiken sehen (solang es nicht so böse ausschauen würde, wie bei meiner Mum ;)) Bei meiner anderen Oma dann angekommen, stellte ich mich neben sie. Sie machte gerade den Abwasch und fragte ganz höflich, ob ich ihr helfen könne. „OHHH, meine Kay“ und riiiießen Augen begrüßten mich und die Knuddelei begann :) echt einfach toll! Mein Opa hatte die emotionalste und auch für mich bewegendste Gestik gehabt und hat mit herzlichen Tränen meine Überraschung willkommen gehießen.
Natürlich war das noch nicht das Ende der ganzen Freudentränen und Knuddelein, aber ich konnte euch einfach nicht vorenthalten, wie super es ist, Menschen zu überraschen und sie damit glücklich zu machen.
Ich reiste mit meinen Eltern zurück nach G., nachhause. Auch wenn ich Nordfjordeid als mein neues Heim und ebenfalls neue Heimat ansehe, ist der Platz, wo ich die letzten Jahre verbracht habe, mein Zuhause. Ich würde endlich meine große Bettdecke und mein großes Bett wiederhaben, die ich so vermisse, mein Computer und meine Bilder. Es war ein sehr seltsames Gefühl, so ungewohnt und doch so extremt vertraut und wäre endlich wieder im Hotel Mama :) Toll! Das muss man logischer Weise ausnutzen :P
Die nächsten zwei Tage habe ich eigentlich größtenteils bei meiner besten Freundin verbracht und waren wunderschön. Ich nutzte jede Gelegenheit aus, die ich nur bekommen konnte, was ich nicht in Eid haben könnte und war einfach nur glücklich, sie wieder in den Arm nehmen zu können.
Trotzdem vermisste ich die Berge, den Fjord und die norwegische Sprache. Der Abschied von meinen Eltern war sehr schwer, denn sie konnten eigentlich immer noch nicht so richtig fassen, dass ich wirklich da war. Zum Glück ist der Freund von meiner besten Freundin dann schnell weggefahren, dass ich nicht zu lang an der Fensterscheibe kleben und winken würde. Achja.. es ging natürlich viel zu schnell rum ;)
Die beiden fuhren mich wieder zurück nach A., wo wir abends nochmal aus waren. Der nächste Tag sollte wieder lang für mich werden, sodass wir schon recht zeitig zu meiner Omi zurück gingen. Ich zeigte meiner besten Freundin + Freund meine alte Heimat und trafen meinen besten Kumpel. Wir hatten noch ein schönes Kaffeetrinken und lustige Minuten miteinander, bis es dann wieder: „Lebe wohl“ hieß. Sieben Personen kamen an den Bahnhof um mir zu winken. Zum Glück musste ich erst im Zug weinen, denn ich wollte ihnen nur zeigen, wie glücklich ich war, dass sie da gewesen sind. Ich hab echt super Freunde und werde diesen Abschied so schnell nicht vergessen!
Die Zugfahrt verlief schleppend und ich hatte fast eine Stunde Verspätung als ich in Berlin ankam. Mein Anschlusszug zum Flughafen kam glücklicherweise erst in der Minute, in der ich das Gleis erreichte, sodass ich rechtzeitig zum Check-In und zum letzten Besuch beim BK kam. (nichts geht über Chilli-Cheese-Nuggets ;)) Der Flug zurück war nicht sehr aufregend und Erki stand pünktlich zum Abholen bereit. Dann diskutierten wir, was wir über Silvester machen wollten und entschieden uns, obwohl es teuer sein würde, dass wir nach Bergen fahren würden. Immerhin wären wir dann zu acht und hätten noch einige Tage etwas anderes als unser Zimmer um uns herum.
Nach den spannenden und aufregenden Tagen in Deutschland kamen mir die Tage relativ ruhig und langeweilig vor, aber sie enthielten trotzdem viel Action. Eine kleine Bergentour, spazieren am Hafen, einkaufen für Silvester und ein Filmeabend gehörte da zum Beispiel dazu.
Da Erki der einzige war, der kein Deutsch sprechen konnte, wurde dann ab und zu auch mal auf englisch oder norwegisch geredet. Doch meistens wollte er,dass wir nicht auf ihn Rücksicht nehmen. Am 31. machte jeder von uns eine unterschiedliche Speise für den Abend fertig, sodass wir dann sozusagen eine Art Buffet haben würden. Ich machte Schinkenröllchen, dh. Käse mit Schinken oder auch kleinen Würstchen in Blätterteig. Alles war super lecker und reichte noch für die nächsten Tage ;) Um 22Uhr begannen wir mit dem typischen Bleigießen. Ich hatte ein undefinierbaren Gegenstand, jedenfalls gab es für das,was ich gesehen hatte keine Übersetzung/Analyse ;)
23.30Uhr liefen wir dann los, um ein Stückchen höher über den Häusern zu sein um einen Ausblick auf ganz Bergen zu haben, sobald es losgehen sollte. Wir wussten,dass nicht allzuviel sein würde, da in der Innenstadt Feuerwerkverbot galt (da gibt es die meisten Holzhäuser). Auch warteten wir, dass die Norweger dann um kurz vor 0Uhr mit dem Countdown beginnen würden, doch es kam keiner, sodass dann irgendwer von uns einfach sagte: Frohes Neues! und wir uns dann einfach beglückwünschten. Nebenher fingen dann die Schiffe, die angelegt hatten, an zu hupen. Ich war so begeistert von dem Dröhnen, dass ich das als Highlight dieses Neujahrs beschreibe. Die Aussicht war grandios und es gab viele schöne Raketen, leider ein bisschen weit weg, aber es gab sie ;)
Ich hatte dieses Mal nichts zu knallen oder zum feuern mit, dachte mir aber, ein Schneeball tut es auch und feuerte ab,was das Zeug hält. Nein Witz, ich war einfach mit den Gedanken bei all denen, die ich lieb habe und wünsche das Beste für diese! ;)
Am 2. ging es dann für Erki und mich schon wieder heim. Die Fahrt war lang, anstrengend, voller Schnee und vor allem teuer. Hätte ich nicht alles im Sparpreis bekommen und wäre Erki nicht so langsam gefahren, dank des Unfalls ist er jetzt ziemlich vorsichtig ;), wäre ich wohl fast auf das Doppelte gekommen. Es war ein tolles Gefühl, richtig anzukommen und nicht nur irgendwo Zwischenstopp zu machen und noch mehr freute ich mich auf den geregelten Tagesablauf, der am nächsten Tag auf mich wartete. Schule und Småbarnstreff und noch mehr Schnee. Momentan haben wir in der Schule auch ein Billiardtisch im Flur auf Probe stehen, dh. wenn die Schüler vorsichtig mit allem Material umgehen, bleibt er stehen. Bis jetzt habe ich den Tisch nicht mehr unbenutzt gesehen ;) Ich habe mein erstes Spiel gegen den Elektrolehrer Bertil leider verloren, aber immerhin war es knapp :P
Auch begann für mich mein Schwimmtraining und der Gedanke an das kommende Trainingswochenende an dem ich selbst als Aktive teilnehmen würde. Der Trainer wäre Sander Smørdal, welcher zwei Rekorde in Norwegen hält (50m und 100m Freistil) und aus Nordfjordeid kommt. WOW! :P
Freitag abends um 19Uhr begann also die erste Hürde für mich: Gehe ich wirklich hin? Natürlich. Wir schwammen an sich nicht sehr viel – in zwei Stunden nur rund 3,5km aber es war sehr anstrengend und ich hoffte nur, dass es nicht noch schlimmer werden würde. Die Aufgaben waren der Hammer und es blieb kaum Zeit für Pausen.
Samstag morgens um 9Uhr begann die nächste Session. 5,8km in zwei Stunden waren für mich dann doch schon super und ich freute mich riesig, dass ich es nicht als anstrengender empfunden habe. Um 16Uhr begann das Landtraining, welches mir eher wie Stärketraining vorkam. Verschiedene Übung von Liegestütz, Situps zu Koordinationsübungen. Gleich danach ging es für zwei Stunden wieder ins Wasser. Auch diesmal war es eher schön, schwimmen zu dürfen, als anstrengend. Danach wurden alle zum Essen eingeladen – typisch norwegisches natürlich: Tortillas. Ich genehmigte mir das auch (trotz Vorsatz nichts essen nach 18Uhr), aber es ist ja fast gesund mit soviel Grünzeug drinnen :D
Danach ging es mit einem dicken Bauch heim schlafen ;) Der nächste Morgen begann schon mit komischem Gefühl im Bauch, nichts destotrotz freute ich mich bald wieder ins Wasser zu können. Dort war ich jedoch nicht lange. Eine halbe Stunde habe ich im Wasser mit mir diskutiert, ob ich mit Bauchschmerzen weiter schwimmen will oder nicht. Ich habe die anderen auf der Bahn angefangen zu behindern und zu stoppen, sodass ich mich dann dagegen entschieden habe und nachhause getorkelt bin. Dort habe ich mich dann mit einer Wärmflasche am Bauch in mein Bett gelegt. Mein Körper fing an weh zu tun, ich fühlte mich immer schlapper, mein Kopf wurde heiß und meine Haut spröde und rot. Auch den Montag habe ich im Bett verbracht. Ich hätte mich auch gern gesund geschlafen, hätte meine Chefin keine Aufgaben für mich gehabt, die ich von daheim erledigen kann. Ein Anruf am frühen Morgen muss ja schließlich sein ;) Vielleicht hatte ich Ansätze für eine Grippe, vielleicht auch nicht, heute, ein Tag später, geht es mir jedenfalls wieder ein bisschen besser. Meine Haut juckt und ich denke, ich habe gegen irgendetwas eine Allergie, solang es nicht gegen Chlor oder mein Waschpulver ist, kann ich es wechseln :P
Zwei wichtige Sachen sind noch passiert. Ich habe mich für das UKM (ungdoms kulturmønstring= Jugendliche können zeigen, was sie drauf haben in jeder Sparte: Kunst, Musik, Tanz, Anderes) am 29.1. angemeldet, um ein bisschen Werbung für Rope Skipping zu machen. Nur was mir natürlich fehlt, ist das Training. Jetzt trainiere ich also im Sportunterricht noch ein bisschen dafür ;)
Die andere Sache ist: Ich habe mich für einen Schwimmwettkampf angemeldet. Am 21.Januar-23.fahre ich mit meinem Verein nach Trondheim und schwimme 5 verschiedene Disziplinen. Ich bin absolut aufgeregt, was das wird ;) Auch dafür trainiere ich natürlich fleißig *hust* Ich gebe einfach mein Bestes, dann werde ich mich schon nicht blamieren und wenn doch, hoffe ich wenigsten selbst auch Spaß dabei gehabt zu haben ;)
Übrigens gibt es in Norwegen eine alte Tradition (so ähnlich wie in der IKEA Werbung – nein natürlich nicht ;)) alle Weihnachtsbäume werden entweder 13 Tage nach Weihnachten (also am 6.1.) oder 21 Tage nach Weihnachten weggebracht/vernichtet/... ;) Warum das so ist, konnte unsere Lehrerin uns nicht genau erklären. Vielleicht bekomme ich es noch heraus!
So, nachdem ich nun endlich mal wieder einen langen Text loswerde, hoffe ich, seit ihr noch nicht gelangweilt von meinen Geschehnissen. :)
Allerliebste Grüße
eure fast nur norwegisch-sprechende Kay :P
Comments