Hart aber herrlich: körperliche Arbeit
Die meisten Jugendlichen, die es in die europäische Ferne zieht, erleben dort einen völlig anderen Alltag als bisher gewohnt. Anders heißt manches Mal auch schweißtreibend, wie Stefanie erfahren konnte.
Wo ein Bauernhof und Tiere sind, gibt es immer viel zu tun. Die Tiere müssen gefüttert, zu den Weideflächen getrieben und abends wieder in den Stall gebracht werden. Freilich ist die körperliche Arbeit im Freien reizvoller als in den Gebäuden.
Trotzdem mache ich selbst beim Stall ausmisten sehr gerne mit. Nachdem neues Streu in den Ställen verteilt ist, muss der Mist noch mit dem Traktor verfahren werden. Schon als Kind bin ich gerne mit dem alten Traktor meiner Großmutter mitgefahren, und auch heute finde ich es recht lustig. Vor allem sieht es ungewöhnlich aus, wenn wir mit einem alten, wirklich schrottigen Traktor, beladen mit Mist, in einer „Wahnsinnsgeschwindigkeit“ von 10 Stundenkilometern an der Bushaltestelle vor den Prager Plattenbauten vorbeizuckeln. Außerdem ist es gar nicht so schlecht, in den angehenden Wintermonaten Mist abzuladen, da es einem dabei wenigstens warm wird.
Entsprechend den Jahreszeiten ist die Arbeit auf dem Hof von unterschiedlicher Gestalt. So verbringen die Mitarbeiter etliche Sommertage damit, Gras zu mähen, um anschließend Heu zu machen. Dies geschieht auf dem alten tschechischen Bauernhof Toulcuv Dvur alles per Hand. Nach dem Mähen wird das Gras in Reihen aufgehäuft und nach einiger Zeit wieder auf der Fläche ausgebreitet, damit es besser trocknen kann. Ist es vollständig trocken, wird es auf den Hänger des Traktors geladen und in der Scheune als Futter für die Tiere gelagert.
Im Herbst wird dann Flachs geerntet, wieder per Hand. Der auf einem kleinen Feld angebaute Flachs wird für das Programm „Wie der Maulwurf zu seiner Hose kam“ verwendet. Dabei wird den Kindern gezeigt, wie aus Flachs Wolle gewonnen und diese dann zu Leinen gewebt wird. Ob man allerdings Flachs normalerweise wirklich mit der bloßen Hand erntet und warum, ist mir bis jetzt ein Rätsel. Meine Großmutter meinte, es sei früher so gewesen.
Obwohl die Arbeit auf den Wiesen und Feldern manchmal schwer ist, ist sie gleichzeitig sehr befriedigend. Gerade wenn einem in der Sommerhitze so richtig das Wasser herunter läuft, kann man zu guter letzt zufrieden auf sein Tagwerk blicken. Und man merkt abends, dass man etwas getan hat, in Armen, Beinen und Rücken. Darüber hinaus ist man den ganzen Tag draußen an der frischen Luft, umgeben von der Natur.
Ich hab mich wirklich jeden Tag gefreut, bei schönem Wetter mit Heugabel und Rechen auf der Schulter und Mineralwasserflasche in der anderen Hand die schöne Allee entlang zu den Wiesen und Feldern zu laufen. Und mit so netten Leuten macht alles gleich noch mehr Spaß!