Halbzeit!!
Wie man Zeit totschlägt oder: how to survive isolation caused by covid 19
Am 10. darf ich in die Schule, es sind also nur noch 5 Tage, Halbzeit!! Es hat sich ehrlich gesagt deutlich länger angefühlt bis jetzt...
Warum schreibe ich so kurz nach dem ersten Eintrag schon einen zweiten? Ja, richtig geraten, mir ist langweilig.
Naja, oder was heißt langweilig, natürlich habe ich irgendwie Beschäftigung. Ich räume meine Sachen herum, putze Zähne, koche, esse, spüle, schreibe mit Leuten, telefoniere und skype, lese mein Buch, treibe mich im Internet herum, gehe spazieren und meine Umgebung erkunden, lerne Ukulele spielen und singe dazu, stehe mit meiner Koordinatorin in Kontakt. Und natürlich gibt es auch Sachen, die ich mal machen sollte, sowas wie Lettisch lernen und die erste Stunde wiederholen, Joggen gehen oder herausfinden, wie ich am 10. morgens in die Schule komme.
Aber sind wir ganz ehrlich: wenn ich beim Aufstehen weiß, dass heute wie gestern und morgen wie heute wird und ich keinen festen Tagesplan habe, zudem an die Wohnung gefesselt bin und sowas wie "in die Innenstadt fahren", "Hobbys finden" oder "mal kurz selber was einkaufen" nicht geht, dann lässt die Motivation, sich selbst zu strukturieren, zu wünschen übrig. Das übernimmt dann der Hunger, der meldet sich ziemlich zuverlässig und pünktlich und gibt mir etwas sinnvolles zu tun. Aber was fängt man mit dem Vor- und Nachmittag, den Zeiten zwischen dem Hunger, an?
Es gibt hier Blogs in denen andere Freiwillige berichten, dass sie Yoga machen, die Sprache lernen, spazieren gehen und die Zeit der Isolation oder sogar Quarantäne erfüllt und produktiv nutzen. Das finde ich wirklich bemerkenswert, ich hab bisher nicht das Gefühl, das zu schaffen.
Tatsächlich habe ich es bisher geschafft, mich nicht in YouTube oder einer Mediathek zu verlieren, habe also nicht endlos Videos konsumiert. Und ich hab auch nicht wie ein Trauerkloß ins Leere gestarrt und nichts getan. Aber ich weiß auch nicht mehr so richtig WAS ich getan habe, die Tage verschwimmen zu einem gleichförmigen Brei aus all den Tätigkeiten, die ich oben schon aufgezählt habe. Das, was mir vielleicht mal über den Weg gelaufen ist, was ich wirklich tun musste, habe ich zwischendurch erledigt, wann genau weiß ich aber auch nicht mehr. Ich habe noch keinen guten Tipp gefunden, wie man seine Isolation am besten verbringen sollte. Wenn mir noch was auffällt lasse ich es wissen.
Bestimmt wäre es klug, sich morgens einen Wecker zu stellen und dann immer die gleichen Sachen zur gleichen Zeit zu machen, vielleicht probiere ich das auch noch aus, aber die Selbstdisziplin dafür hat mir bisher einfach noch gefehlt. Denn wenn man lange schläft bleibt weniger vom Tag über... Und so ganz alleine interessiert es ja auch niemanden außer mir selbst, wann ich was mache. Ja, zwischendurch war es schon einsam und wahrscheinlich härter als es sein muss, wenn man so einen Dienst anfängt, weil es nicht richtig losgeht und weil ich wirklich ganz alleine war.
Aber das ist seit gestern Abend vorbei, meine Mitfreiwillige ist angekommen!! Und ich muss sagen, das Frühstück heute morgen fand ich schöner als die letzten allein... Wir müssen uns erst kennenlernen, ich kann noch nicht sagen, was aus uns beiden wird, aber es ist auf jeden Fall schön, einen anderen Menschen im Haus zu haben, jemanden zum Reden, jemanden, der auch Geräusche macht, jemanden, mit dem man sich fürs Essen oder andere "Unternehmungen" verabreden kann.
Die nächsten 5 Tage Isolation werden damit hoffentlich nicht mehr so lang und breiig wie die letzten, vielleicht schaffen wir es zu zweit ja sogar, eine Art Struktur zu finden...! Ich werde berichten, denn ganz verschwinden wird die Langeweile vielleicht (noch!) nicht...
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