Going down...
Hausi38 erlebt nach zwei Wochen in Indonesien eine wahre Achterbahn der Gefühle. Sie lernt dabei, dass es nach einem Tief auch immer wieder bergauf geht und ruhigere Zeiten kommen.
Hallo alle zusammen,
heute habe ich eine Achterbahnfahrt hinter mir. Eingestiegen bin ich heute Morgen, an einem normalen Morgen, bei mir zu Hause. Dann ging es erstmal steil bergauf und ich schaute in den Himmel: Ich war auf dem Weg zur Uni und mir wurde zum ersten Mal bewusst, dass ich in Asien bin, dass ich es nach Indonesien geschafft habe, dass ich nach zwei Wochen hier, Freunde, ein tolles Zuhause habe und überhaupt schien die Sonne und ich hab mich davon tragen lassen und war glücklich.
Dann saß ich in der Uni, im Indonesischunterricht und plötzlich war ich an dem Punkt, wo die Achterbahn nach unten kracht. Das ging so schnell. Ich habe so wenig im Unterricht verstanden, saß da, Deutsch, Englisch, Ungarisch fliegen durch meinen Kopf und ich bekomme keinen geraden Satz im Indonesischen raus. Noch dazu hatte ich das Gefühl, dass alle Mitfahrer der Achterbahn damit so viel besser zurecht kommen und wissen wo sie sind, wo es hingeht. Ich hatte nur den steilen Abfall vor Augen.
Und als ich dann noch etwas fragen wollte, was ich im Indonesischen noch nicht ausdrücken kann, es also auf Englisch versuchte und meine Lehrerin kein Englisch spricht und sauer wurde, dass ich es nicht auf Indonesisch sagen konnte, da traf die Achterbahn das Wasser ganz unten, genau an dem Punkt, wo es nicht mehr weiter runter geht. Da ging gar nichts mehr. Mir war alles zu viel. Ich bin aus dem Raum, hab versucht, mich wieder zu fangen, aber es ging nicht. Ich hatte es satt, in einem Land zu leben, wo ich kaum jemanden verstehen konnte, wo ich mich nicht mitteilen kann. Was mache ich hier überhaupt?
Ich hab die Tränen nur wenig zurückhalten können… ich würde jetzt sagen, dieses Wasser, das war ein Kulturschock schlechthin. Ich habe oft davon gehört, aber ich bin auf all meinen Wegen um dieses kalte Wasser herumgekommen. Alles ist so anders hier, man kennst nichts, findet sich oft kaum zurecht und dann kann man sich nicht mal verständigen um seine Probleme zu beseitigen.
Naja, aber wie auch die Abfahrt bei der Achterbahn war dieser Teil auch irgendwann vorbei. Ich hatte ganz, ganz liebe Leute um mich, die mir zeigten, wo es hingehen wird, dass wir (und damit meine ich jetzt die Leute aus meinem Kurs) auf dem Weg sind, eine Sprache und eine Kultur kennen zu lernen, die so anders ist, als das, was wir bisher kennen. Sie haben mir vor Augen geführt, was wir innerhalb von zwei Wochen, die wir jetzt hier sind geschafft haben. Und dann kleckerte der Tag so vor sich hin bis ich wieder zu Hause war, das ich mehr denn je als meine Rettungsinsel empfunden habe, weil ich aus dieser Achterbahn erstmal aussteigen konnte und morgen in eine neue, mit einer neuen Strecke steigen werde, hoffentlich mit einem weniger steilen Fall und nicht ganz so kalten Wasser.
All diese Gefühle macht man manchmal in sooo kurzer Zeit durch. Alle, die sich gerade auf dem Weg nach unten befinden und nichts weiter sehen, als diesen Weg nach unten, seid euch sicher, nach dem Wasserbecken ganz unten, durch das jeder irgendwie durchfindet, kommt eine ruhigere und gerade Strecke und man hat dann auch wieder ein Ziel und einen Hafen vor Augen.
Soviel zur indonesischen Achterbahn und von mir, die sich manchmal darin zurücklehnt, manchmal sich krampfhaft versucht festzuhalten, manchmal Tränen in den Augen hat vom Fahrtwind und manchmal dieses schwerelose Gefühl im Bauch… und manchmal auch alles gleichzeitig. ;)
Julia
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