Gleiches, neue Erfahrungen, Eindrücke, Denkanstöße ...
Meine Woche und eine Menge kulturelle Erfahrungen außerhalb unseres Projekts
Die letzte Woche, war wie die anderen, richtig gut. Wir haben unseren Stundenplan ein bisschen geändert um Abwechslung zu bekommen. Wir leiten immer noch alle die gleichen Themen, aber mit anderen Assistenten (was wirklich gut ist, weil man dann nochmal ein anderes Feedback zu seinen Stunden bekommt und sich ein paar neue Ideen bei den anderen holen kann). Ich habe also am Montag bei Discover Europe assistiert, war am Dienstag bei Multicultural Europe am Morgen, habe am Mittwoch eine Stunde geleitet, war am Donnerstag in Dumbravita und habe am Freitag wieder assistiert.
Am Mittwoch in unserer Rumänischstunde haben wir über die rumänische Kultur und Traditionen geredet. Es war wirklich spannend. Unsere Lehrerin Ramona hat uns eine Menge zu den traditionellen Anziehsachen erzählt und auch von den Unterschieden zwischen den verschiedenen Regionen oder auch Städten. Es ist zum Beispiel so, dass die Traditionen in den Städten zwar mehr oder weniger weiter geführt werden, aber in den kleineren Dörfern und auf dem Land werden noch alle Traditionen eingehalten und gelebt.
Es war also eine gute Woche aber ich muss sagen, dass ich mir ein bisschen mehr unter dem Projekt vorgestellt hatte. Es hieß am Anfang das wir eine 35 Stunden Woche haben und regelmäßig nach Dumbravita (ein kleines Dorf außerhalb von Baia Mare) fahren und dort mit den Kindern arbeiten. Jetzt ist es so das wir höchstens 4 Stunden am Tag arbeiten und dazu nur noch die Rumänischstunden zwei mal die Woche kommen. Die Kinder wechseln leider auch jede Woche und man kann keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen und man hat keine Chance mal mal ein Projekt über mehrere Tage oder Wochen durchzuführen. Es ist ein bisschen wie die Arbeit im Kindertreff in Steinfurt, nur das die Kinder immer wechseln. Außerdem haben wir auch keine Aktivitäten mit den Kindern aus dem Dorf, sondern wir fahren mit Kindern aus Baia Mare nach Dumbravita in die Schule und sie verbringen dort den gleichen Tag wie in Baia Mare.
Das Projekt macht trotzdem Spaß aber ich hatte mir einfach ein bisschen mehr erhofft....
Aber dadurch, dass wir viel Freizeit haben, können wir viel bei der Organisation (Somaschi), die sich um die Obdachlosen kümmert, helfen und auch viel vom Land sehen.
Besonders diese Woche waren wir viel mit ihnen unterwegs :
Am Montag haben wir Somaschi wieder geholfen Essen auszugeben am Bahnhof. Am Dienstag waren wir mit ihnen in einem Gypsy-Dorf außerhalb von Baia Mare und haben dort mit den Kindern ein paar Spiele gespielt. In dem Dorf leben über Hundert Kinder plus ihre Familien. Das Dorf besteht aus kleinen Häusern welche sie selbst gebaut haben aus Holz und Plastikplanen. Mit den Menschen zusammen leben dort auch Tiere. Viele Straßenhunde haben sich dort nieder gelassen . Am Donnerstag waren wir nochmal in dem Dorf und haben dort eine kleine Party für alle veranstaltet. Somaschi hatte eine große Box und Musik dabei. Wir haben mit allen zusammen getanzt und gesungen und hatten wirklich eine Menge Spaß.:) Besonders die Kinder, die dort leben sind richtig süß. Sie sprechen alle kein Englisch, sind aber total offen und umarmen und küssen einen sofort. Zwei von den Kindern dort, ein kleines Mädchen und ein Junge, sprechen sogar Deutsch und das richtig gut. Das war voll die Überraschung für mich und Lisa, aber eindeutig eine positive.
Vater Albano und Schwester Gabriela haben uns das Center in der Nähe von dem Dorf gezeigt. Es gibt dort eine kleine Schule (einen Raum) für die Kinder aus dem Dorf, ein großes Haus mit 50 Schlafmöglichkeiten für den Winter, eine großen Küche und einem Badezimmer mit Dusche. Die Beiden haben uns viel von der allgemeinen Situation in Rumänien erzählt.
In Rumänien ist es nicht schwer obdachlos zu werden, aber dafür um so schwerer dort wieder raus zu kommen. Besonders hart ist es für die Kinder, die auf der Straße geboren wurden. Ihre komplette Familie ist obdachlos und sie bekommen dieses Leben vorgelebt. Sie kennen nichts anderes, also bleiben sie auf der Straße und werden dort groß. Außerdem werden die Obdachlosen von anderen Menschen aus der Stadt ziemlich verstoßen. Viele wollen nichts mit ihnen zu tun haben, deswegen ist die Integration in die Gesellschaft einfach nicht möglich.
Viele von den Menschen auf der Straße nehmen Drogen und verletzen sich selbst um etwas anderes zu fühlen und sich abzulenken, auch Kinder fangen schon früh damit an. Besonders im Winter sterben deswegen viele Menschen auf der Straße, weil sie erfrieren oder zu viele Drogen genommen haben um die Kälte nicht zu spüren. Leider gibt es nicht genug Organisationen wie Somaschie, die sich um die Obdachlosen kümmern. Vater Albano und Schwester Gabriela tun schon was sie können. Sie haben einen kleinen Laden wo sie Anziehsachen, Essen und Trinken verkaufen und mit dem Geld halten sie das Projekt über Wasser. Außerdem arbeiten sie eng mit der Kirche zusammen und bekommen auch von dort Unterstützung. Sie machen das alles ehrenamtlich und haben immer Freiwillige dort, die sie bei ihrer Arbeit unterstützen.
Am Samstag waren wir im Center in der Nähe vom Gypsy-Dorf. Ein paar aus dem Dorf sind gekommen um zu duschen und um neue Klamotten zu bekommen. Es waren besonders viele Kinder da. Wir haben ihnen geholfen beim duschen und haben ihnen frische Anziehsachen und Schuhe raus gesucht. Nach der großen Dusch-aktion gab es Mittagessen für alle und danach haben wir noch ein paar Spiele gespielt und getanzt. Um 3 Uhr hat Vater Albano uns dann wieder zurück gebracht.
Ich bin richtig froh das ich ein Teil von der Organisation sein kann und den Obdachlosen zur Seite stehen kann. Manchmal ist es nur das DA SEIN was sie glücklich macht. Man kann sich kaum unterhalten wegen der Sprache aber man merkt einfach das sie richtig glücklich sind wenn sie Menschen um sich haben die nichts fragen sondern einfach da sind und mit ihnen Zeit verbringen.
Jedes Mal ist es ein komisches Gefühl nachdem man mit den Obdachlosen zusammen war, etwas normales wie selbstverständlich in den Supermarkt zu gehen und etwas zu Essen zu kaufen zu machen, weil man weiß dass sie das nicht machen können und auch so schnell nicht machen werden können... es sind zwei komplett unterschiedliche Lebensstile. Es gibt Tage an denen man das Gefühl hat, dass die Obdachlosen glücklich sind und dann gibt es Tage an denen man merkt, dass sie einfach fertig sind und am liebsten tauschen würden. Jedes Mal wenn wir am Bahnhof sind ist die Stimmung eine andere. Man kann vorher nie voraus sehen wie es werden wird....
Ein richtig komisches Gefühl ist es gerade jetzt für mich von meinem Sonntag zu erzählen.... Nach unserer aufregenden Woche mit gaaanz vielen neuen Eindrücken, haben Rosanna, Rachel, Katia und ich uns dann einen Relaxing Tag gegönnt. Wir waren in einem Baderesort mit Spabereich und haben dort den ganzen Sonntag mit in der Sonne brutzeln und entspannen verbracht.:)
Wenn man drüber nachdenkt, dass die Obdachlosen sowas gar nicht kennen und es auch niemals machen würden, weil sie nur doof angeguckt werden würden und wahrscheinlich nicht mal rein gelassen werden würden und es für uns eine ganz normale Sache ist ins Schwimmbad zu gehen, fängt man echt an nachzudenken......
Alles in allem hatte ich also mal wieder eine gute Woche mit vielen neuen Erfahrungen und Denkanstößen und ein Wochenende in Baia Mare. Eigentlich wollten wir in die Ukraine reisen, dass haben sich 5 von uns dann aber kurz vorher doch noch anders überlegt und ich bin froh es nicht gemacht zu haben und ein tolles Wochenende in Baia Mare verbracht zu haben.:)
(ein paar Fotos folgen auf Facebook)