παιδιά (giechisch: Kinder, Aussprache pädia) - Kindergarten auf griechisch
255 Stunden, mehr als vier Monate, verbrachte ich in meinem Praktikum im Kindergarten. Zahlen, die mit meinen Gefühlen nicht übereinstimmen, so als wäre es nur ein Bruchteil davon gewesen.
Bevor ich den Weg nach Griechenland einschlug, sind mir abermillionen Dinge durch den Kopf geschwirrt, doch nur wenige Gedanken reichten bis hin zu meinem Praktikum. So fand ich mich relativ unbedarft im Kindergarten wieder. Diese vorherige Gelassenheit verdanke ich Kindern, die einfach Kinder sein dürfen und wo ich einfach Marie sein darf. Ein Kind namens Ifianassa setzte sich am ersten Tag neben mich und begann mich zu streicheln, denn sie spürte, dass ich mich noch fremd fühle. So etwas großartiges kann man mit Kindern und von Kindern lernen: einfach den Instinkten folgen und auch ohne Worte Wege der Kommunikation finden.
Und schlussendlich sind Kinder, ob sie nun in Deutschland oder in Griechenland aufwachsen, einfach erst einmal Kinder. Gleichzeitig ist jedes Kind einmalig auf seine ganz eigene Art und Weise und doch haben sie alle die ähnlichen Bedürfnisse. Sie genießen es individuelle Aufmerksamkeit zu bekommen, sind neugierig und Lernen unglaublich viel, jedes einzelne Spiel ist quasi eine Unterrichtseinheit des Lebens.
Herzlich Willkommen
Nicht nur die Kinder haben mich willkommen geheißen, sondern auch die Erzieherinnen, eine Selbstverständlichkeit in der griechischen Kultur. Und nach dem die Erzieherinnen 25 Generationen verschiedenster Kinder und Eltern kennen gelernt haben, ist eine deutsche Studentin, die nur ein paar Brocken der griechischen Sprach beherrscht, keine große Herausforderung mehr.
Die Wohlfühlatmosphäre des Kindergarten spiegelt sich auch in dem häufigen Körperkontakt wieder. Die Kinder werden oft in den Arm genommen, Kuscheleinheiten werden verteilt, Küsschen werden verstreut und Liebesschwüre regnen auf sie hinab. Mit Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit kommen und gehen die Kinder in den Kindergarten, selten kullern die Tränen beim Verabschieden.
Der immer gleiche Tagesablauf, der den Kindern Orientierung gibt, lassen meine Erinnerungen an die verschiedenen Tage ineinander verschwimmen. Umso mehr erinnere ich die Besonderheiten, wie: dem Weihnachtsmann im Kindergarten, einen Ausflug ins Theater, Namenstage und Geburtstage. Auch die täglichen Unterbrechungen, sei es dass plötzlich eine Fliege im Raum herumschwirrt, der Junge aus der Nachbargruppe eine nasse Hose hat oder die andere Erzieherin den Kleber sucht, gelten hier nicht als Unterbrechungen, sondern gehören mit zur Struktur.
Habe die Ehre liebe Sprachbarriere
Die größte Herausforderung, die mich tagtäglich begleitete, war die Sprachbarriere. Doch auch diese habe ich im wahrsten Sinne mit Händen und Füßen überwunden. Die ersten Tage plagten mich höllische Kopfschmerzen, denn drei verschiedene Sprachen geisterten durch meinen Kopf: auf deutsch habe ich gedacht, gehört habe ich griechisch und auf englisch habe ich mit den Erzieherinnen gesprochen und auf griechisch mit den Kindern gesprochen. Doch auch solch ein Babel kann zur Selbstverständlichkeit werden. Bis zum letzten Tag hin habe ich jedoch den großen Wunsch verspürt, mehr zu verstehen und noch mehr mich selbst verständlich machen zu können. Kommunikation läuft auf viel mehr Ebenen ab, das wird nur so oft hinter Worten versteckt.
Setz dich richtig hin!
Allerdings konnte ich meine Traumvorstellung vom Kindergarten dort leider nicht finden. Zu viel Wert wird auf Stillsitzen, Gehorchen, Aufgaben erfüllen und Brav sein gelegt. Das kindliche Entdecken findet lediglich in einer Masse aus Plastikspielzeugen statt. Wenn es zu laut wird, dann wird oft auch einfach der Fernseher angestellt, um Ruhe zu schaffen. Auch das rosa-hellblau Prinzip wird gedankenlos weiter getragen. Ich habe mit kleinen Interventionen versucht, meine Vorstellung eines Kindergartens mit einfließen zu lassen und habe damit meine besondere Rolle noch mehr verstärkt, wenn ich zum Beispiel Äpfel verteile anstatt Kuchen.
Und trotz all der Dinge, die ich kritisiere, bin ich doch dankbar für die Arbeit, die die Erzieherinnen dort leisten und noch dankbarer, dass es die Einrichtungen des Kindergärten gibt, die Kindern mit anderen Kindern in Kontakt bringt, die Fähigkeiten schult, die einfach anders sind als das Elternhaus. Diese Wichtigkeit der Kindergärten wird doch noch viel zu oft unterschätzt, obwohl in ihnen die Zukunft wächst.