Gespaltene Positionen
Gleichgeschlechtliche Ehe - Ja oder Nein? In Frankreich wird dieses Thema nun schon seit mehreren Monaten thematisiert. Nach der gestrigen Verabschiedung des Gesetzes kam es zu erneuten Protesten der Gegner. Aber was sind deren Argumente? Ich habe einige Gegner des Gesetzes, was die Legalisierung der Homo-Ehe und das damit verknüpfte Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vorschreibt, kennengelernt.
Gleichgeschlechtliche Ehe - Ja oder Nein?
In Frankreich wird dieses Thema nun schon seit mehreren Monaten thematisiert. Nach der gestrigen Verabschiedung des Gesetzes kam es zu erneuten Protesten der Gegner. Aber was sind deren Argumente? Ich habe einige Gegner des Gesetzes, was die Legalisierung der Homo-Ehe und das damit verknüpfte Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vorschreibt, kennengelernt.
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Ich lerne eine junge Praktikantin kennen, die bei einer Partnerorganisation arbeitet. Wir sind uns von Anhieb sympathisch, doch dann kommen wir auf das Thema "Gleichgeschlechtliche Ehe" zu sprechen und ich bin schockiert. Denn sie äußert sich ganz radikal gegen die Home-Ehe und das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Erst nimmt Wut meinen Kopf ein und dann Unverständnis. Wie kann man immer noch so veraltet denken in unserer heutigen modernen Gesellschaft? Doch ich probiere ruhig zu bleiben und ihre Argumente zu verstehen, um im gleichen Zug ihre Argumente zu hinterfragen und meine Argumentation gegen die ihre aufzubauen.
Sie erzählt mir, dass sie es "einfach nicht richtig findet, wenn ein Mann und ein anderer Mann heiraten können". Ich frage: "Warum?". Doch sie kann mir keine Antwort geben, sondern schüttelt nur den Kopf und erklärt mir, dass dies nur auf einem Gefühl beruhe. Ihrer Meinung nach kann man dieses Lebensmodell nicht mehr Ehe nennen. Denn "die Ehe ist etwas zwischen Mann und Frau". Soweit kann ich folgen und frage, ob sie denn generell etwas gegen schwule und lesbische Paare hätte? Sie verneint. Ich bin verwundert, erkläre ihr, dass ich das widersprüchlich fände. Einerseits spricht sie diesen Menschen ein essenzielles Recht ab, andererseits respektiert sie sie. Diese Ansicht empfinde ich sowohl widersprüchlich als auch heuchlerisch. Ich denke, dass sie sich nur nicht gegen Homosexualität aussprechen wolle, da man mit dieser Ansicht dann doch als rassistisch gelten würde in Frankreich. Alles in allem ziehe ich nach diesem Gespräch das Resumé, ein nachplapperndes junges Mädchen vor mir gehabt zu haben. Keine Argumente, nur ein Gefühl.
Ich lerne eine andere junge Frau kennen. Sie ist extra aus Montpellier (Süden Frankreichs) für ein Wochenende nach Paris gekommen, um gegen die Homo-Ehe zu demonstrieren. Im Gegensatz zu dem Mädchen vor ihr kann sie mir ihre Position gut erklären. Sie habe nichts gegen homosexuelle Paare, demonstriere aber gegen die gleichgeschlechtliche Ehe, weil sie Angst davor hätte, dass sich sonst unser Verständnis von Familie und unserer Familiensystem ändern würde. Sie demonstriert gegen die Ehe, damit es nicht zu einem Adoptionsrecht komme. Denn sie empfindet es als wichtig, dass jedes Kind sowohl von einer männlichen als auch weiblichen Bezugsperson beim Aufwachsen umgeben ist. Ich gebe ihre eine Gegenfrage: "Ist es nicht besser, wenn ein Kind es liebende Eltern hat, als Eltern, die es nicht lieben und sich nicht um es kümmern? Außerdem gibt es doch jetzt auch schon Kinder, die nur bei ihrer Mutter aufwachsen und keinen Vater haben. Solche Kinder können in anderen Personen eine männliche Bezugsperson finden. Sei dies ein Onkel, ein Lehrer, Großvater,...". Sie stimmt mir zu und doch stimmt ihr ihr Moralverständnis nicht zu.
Wie man sehen kann, ist diese Frage nach gleichgeschlechtlicher Ehe schwerer zu beantworten als man meint und für einige Einwohner Frankreichs bedeutet dies, all ihre Positionen über den Kopf zu werfen und sich von Vorurteilen zu trennen, was schwer fällt. Der Spalt zwischen Befürwortern und Gegnern ist noch zu groß, aber man wird sehen, ob derzeitige Gegner durch Zahlen und Umfragen nach ein paar Jahren vielleicht ihre veralteten Postionen und Ängste über Bord werfen können- für ein besserer Miteinander in Frankreich.