Georgischer Verkehr - Per Flugzeug, Taxi, Marschrutka
Wie uns unsere Ankunft in Georgien gleich auf brutale Weise mit dem örtlichen Verkehrssystem vertraut machte.
Schon bei der Ankunft kamen wir in den Genuss georgischer Gastfreundschaft: An der Passkontrolle wurde uns eine Flasche Wein in die Hand gedrückt. Jedem Reisenden, der das Land besucht, wird dieses Geschenk von der Regierung zur Verfügung gestellt.
Längere Strecken bezwingt man am besten in einer sogenannten Marschrutka. Marschrutkas sind Kleinbus-Sammeltaxis. Sie fahren los, wenn sie voll oder zumindest gut gefüllt sind, rechte Abfahrtszeiten gibt es also nicht. Es gibt zwar einige Haltestellen, prinzipiell kann man aber aussteigen, wo man will, man muss es dem Fahrer nur verständlich machen. Bezahlt wird, zumindest in Tiflis, beim Aussteigen, möglichst passend, denn die Fahrer haben meistens keine Nerven zum Wechseln. Für den Innenstadtverkehr in Tiflis zahlten wir 50 Tetri pro Fahrt, was etwa 20 Cent entspricht. Das aus dem russischen übernommene Wort Marschrutka (Маршрутка) lehnt sich übrigens an das deutsche Wort „Marschroute“ an. Auch vom Flughafen aus nahmen wir solch einen Minivan und machten Bekanntschaft mit einem Georgier, der uns später ganz selbstverständlich half, eine Fahrt zu unserem Übernachtungsort zu organisieren. Er machte ein paar Telefonate und setzte Himmel und Hölle in Bewegung und als sich herausstellte, dass wir noch kein Geld getauscht hatten, um unser Taxi zu bezahlen, zahlte er es für uns.
Ein anderes Mal suchten wir eine Marschrutka nach Jerewan und da Georgier sehr offene Persönchen sind, wurden wir auch schnell angequatscht und man wies uns den Weg zu einem Kleinbus mit Endstation Jerewan. Für 30 Lari hätten wir sofort einsteigen können. (Für einen Euro bekommt man im Moment übrigens etwa 2,5 Lari. Ein Lari wird wiederum in 100 Tetri unterteilt.) Wir fragten also, wann am nächsten Tag der letzte Bus fuhr und der Fahrer gab uns nicht nur seine Karte, denn für lange Reisen reserviert man besser ein Plätzchen vor, sondern wollte auch noch Handynummern mit uns austauschen. Diese von Europäern als aufdringlich empfundene Geste gehört in Georgiern zur guten Sitte. Man möchte seine (potenziellen) Kunden natürlich informieren, aber man sorgt sich im Generellen auch mehr um einander, auch Fremde um Fremde.
In Georgien herrscht auch eine etwas andere Fahrkultur als in Deutschland oder Polen oder sonst irgendwo auf der Welt. Die Straßen sind sehr breit, aber wenn man Fahrbahnlinien oder überhaupt eine Mittellinie finden will, muss man schon sehr viel Fantasie haben, denn nach so etwas sucht man selbst dort in der Hauptstart vergebens. Weit über der Geschwindigkeitsbegrenzung (so denn eine vorhanden ist) fahren die oft ständig rauchenden Taxifahrer, sich beim Anblick jeder Kirche 3x bekreuzigend, und lassen ihre Hände über eine Auswahl an Heiligenbildern gleiten, bevor sie das obligatorische Kreuz erreichen, das vom Rückspiegel baumelt. Dennoch wurden wir stets sicher an alle Zielorte gebracht.
In Georgien gibt es ein großes Problem mit streunernden Katzen und Hunden. Sie haben keine Herrchen, sind ungepflegt und ausgehungert und vermehren sich trotzdem sehr rasant. Manchmal trifft man des Nachts auch Pferde oder sogar Kühe auf der Straße, die frei und ohne Besitzer herumlaufen. Diese haben aber trotzdem meistens einen Eigentümer.
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