Gedenken in Ungarn am 15. März
In Ungarn gibt es drei verschiedene Nationalfeiertage, am 20. August, am 23. Oktober und eben am 15. März. Letzterer erinnert an die gescheiterte Revolution von 1848/49.
Diese Revolution brach in verschiedenen Ländern Europas etwa zur selben Zeit aus, so v.a. in „Deutschland“, das damals jedoch noch den Namen „Deutscher Bund“ trug und lediglich ein loser Staatenbund war, auf der italienischen Halbinsel, in Polen und eben auch in Ungarn.
Während sich die national-liberale Bewegung in "Deutschland" besonders gegen das „System Metternich“ richtete und u.a. einen deutschen Einheitsstaat forderte, kämpfte die ungarische Bevölkerung unter Lajos Kossuth (oder auf Ungarisch: Kossuth Lajos) gegen die österreichische Herrschaft der Habsburger Monarchie in Ungarn.
Eine weitere zentrale Figur dieser Revolution neben Kossuth war auch ein junger Dichter namens Sándor Petőfi, der die Revolution in Pest, ein Teil der heutigen Hauptstadt Budapest, startete. Er verfasste auch das "nemzeti dál", das Nationallied, in das unzählige Menschen bei der von ihm geführten Massendemonstration miteinstimmten: „Auf, die Heimat ruft, Magyaren! / Zeit ist's, euch zum Kampf zu scharen! / Wollt ihr frei sein oder Knechte? / Wählt! Es geht um Ehr und Rechte.“
Des Weiteren hatte er die sogenannten „12 Punkte“ niedergeschrieben, eine Art Zusammenfassung der Forderungen der Bewegung. Wie auch in Deutschland waren die Meinungs- und Pressefreiheit zentrale Punkte, hinzu kam z.B. die Forderung nach einer eigenen Regierung und die des Abzugs fremder, also österreichischer, Soldaten.
Letztlich wurde die gesamte Revolution unter Kaiser Franz Joseph I. äußerst blutig niedergeschlagen und ging somit als nationale Tragödie in die Geschichte Ungarns ein.
Noch heute erinnern die Ungarn am 15.März an den Beginn dieser Revolution und an ihre vielen Opfer. Dies geschieht meist in Form einer Gedenkfeier mit anschließender Kranzbeilegung. Außerdem trägt man am 15. März traditionellerweise runde Anstecker in den Nationalfarben rot, weiß, grün, die die Zusammengehörigkeit der Ungarn und ihr Mitgefühl ausdrücken. Die Städte und Dörfer werden außerdem mit unzähligen Fahnen geschmückt.
Mir ist in meiner Zeit hier in Ungarn bisher aufgefallen, wie wichtig diese Feiertage noch heute für die Ungarn sind. Auch, wenn es mir anfangs oft sehr komisch vorkam, dauernd ungarische Fahnen, Anstecker, etc. zu sehen, so tragen sie hier doch eine andere Bedeutung als z.B. Flaggen in Deutschland. Während ich so etwas in Deutschland oft mit unangebrachtem Nationalstolz, Ausländerfeindlichkeit und Rechtsnationalismus assoziiere, so bedeutet all das in Ungarn eher eine Art Abwehrhaltung gemäß dem Motto: „Wir sind ein kleines, armes Volk. Wir wurden oft fremdregiert und unsere Versuche, uns aus eben dieser Fremdherrschaft zu befreien, sind oft gescheitert. Wir haben viele Kämpfe und damit Freunde, Familie, Vorfahren in grausamen Kämpfen verloren und es ist unsere Pflicht, die Erinnerung an all das aufrecht zu erhalten.“ Während man Flagge zeigen bei uns also meist als etwas aggressives empfindet, bedeutet es hier eher etwas Trauriges und den Versuch, die Erinnerung wachzuhalten und an nachfolgende Generationen weiterzugeben.