Geburtstag und Besuch
Bei Rike87 wurde Geburtstag gefeiert. Nach der abenteuerlichen Suche nach einer Springform gab’s doch noch leckeren Kuchen.
Ich habe ja schon eine Weile nicht geschrieben. Tut mir leid, ich hatte einfach keine Zeit! Dann bin ich auch noch etwas krank geworden... naja.
Die vorletzte Woche war sehr spannend für mich – Geburtstag im Ausland ist schon mal was anderes! Dann kamen auch noch ein paar Briefe und ein großes Paket zu früh, aber ich konnte mich zusammenreißen und habe brav mit dem Öffnen bis zum Mittwoch gewartet.
Am Montag hatten wir noch eine Hürde zu bewältigen: eine Springform in England kaufen. Offenbar gibt es in England nur sehr kleine Kuchen, die definitiv nicht in Springformen gebacken werden, sonst wären diese sicherlich zahlreicher in den einschlägigen Läden vertreten. Letztendlich haben wir eine etwas kleine und teure Form gefunden und aus Verzweiflung auch gekauft.
Der Dienstag war besonders langweilig, weil wir unseren Manual Handling Kurs hatten, also: wie hebe ich Kisten richtig an? Der Kursleiter war offenbar der Ansicht, dass man einen ganzen Tag braucht, um das zu lernen und man die Kursteilnehmer am besten beim Kisten anheben filmt, damit man ihnen alles, was sie falsch machen, ganz genau zeigen kann. Er hatte auch ein gewisses komisches Talent dabei, Leute mit Rückenproblemen nachzumachen... Zugegebenermaßen war der Kurs sinnvoll, man passt schon mehr auf seinen Rücken auf.
Happy Birthday
Mein Geburtstag war ein sehr schöner Tag! An dieser Stelle erst mal vielen Dank für die zahlreichen Glückwünsche aus der Heimat, es wird wahrscheinlich nur etwas dauern, sie zu beantworten. Ich hatte ausnahmsweise auch mal richtiges Geburtstagswetter, nur unterbrochen von einem kurzen Schauer samt Regenbogen. Meine netten Mitbewohner haben mir (in der neuen Springform!) einen sehr leckeren Schokoladenkuchen gebacken. Leider kam ich auf die Idee, ihn mit allen zu teilen, sodass dann nicht soviel für mich übrig blieb. Abends haben wir ein bisschen gefeiert, ich habe gekocht und es gab, welch Überraschung, Ofentortilla. Unsere Nachbarn konnten leider nicht kommen, da sie im Urlaub waren und uns nur ihren Hamster zum Füttern hinterlassen hatten.
Donnerstag war nicht weiter spannend bis auf ein Meeting, bei dem es um die Veranstaltungen im kommenden Jahr ging. Wir haben Bekanntschaft mit den Freunden von Gibside (ein Förderverein) gemacht und nun kann ich auch endlich mal von blöden Leuten berichten! Offensichtlich sind sie der Ansicht, dass sie alles besser wissen als unser Chef, was sie auch nicht oft genug zum Ausdruck bringen konnten. Dann durften wir auch noch ihre Teetassen abwaschen, natürlich ohne jegliches Dankeschön. Es scheint ihnen sehr wichtig zu sein, die englischen Stereotypen zu ignorieren. Dieser Förderverein hat am Sonntag einen Bücherflohmarkt veranstaltet und ich hatte mich, vielleicht etwas voreilig, bereiterklärt, am Freitag beim Sortieren der Bücher zu helfen. Im Prinzip habe ich dann nur Hardcoverbücher von Paperbacks getrennt, denn scheinbar war man nicht der Ansicht, dass ich zwischen einem Kochbuch und einem Roman unterscheiden könne. Alles klar, oder?
Besuch steht in der Tür
Abends kam Alex in Newcastle an. Am Samstag haben wir die Stadt besichtigt und ich habe ein paar neue Sachen kennen gelernt. So waren wir beispielsweise in Black Friars, einem ehemaligen Kloster, haben Reste der alten Stadtmauer gesehen und die Reste der Burg (eigentlich müsste es inzwischen Oldcastle heißen). Wir sind auch über die Millenium Bridge gelaufen und waren bei einem kostenlosen Designfestival, bei dem es irgendwie um Nachhaltigkeit und so was ging. Wenn man sechs Stempel zusammen hatte, bekam man ein Buch zur Ausstellung, das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen! Am Samstag habe ich auch endlich die freudige Nachricht erhalten, dass ich wieder Tante geworden bin und es Mutter und Kind sehr gut geht.
Am Sonntag habe ich ihm Gibside gezeigt (glücklicherweise hat das Wetter mitgespielt) und Montag musste er ja auch schon wieder fahren.
Wir dachten, dass wir am Dienstag dann doch mal mit unserem Teich weitermachen müssen, aber glücklicherweise gab es erst mal wichtigere Sachen im Garten zu erledigen. So haben wir Riesenradieschen (das –chen könnte man getrost weglassen!) und erfrorenes Basilikum aus der Erde geholt und alles ordentlich umgegraben. Leider hat das Basilikum immer noch sehr lecker geduftet, sodass wir kurz davor waren, zur nächsten Pizzeria zu rennen. Wir haben auch Birnen gesammelt, von denen es hier gerade Unmengen gibt, und sie später zu Kompott verarbeitet. Wenn man mal was sehr leckeres Englisches essen will, sollte man apple crumble probieren: Äpfel klein schneiden, Streusel machen und darüber streuen und ab in den Backofen! Das ganze wird mit Vanilleeis serviert. Man kann natürlich auch Birnen oder irgendwas anderes dafür nehmen.
Zwischendurch habe ich mir irgendwo eine Erkältung eingefangen, sodass ich am Mittwoch lieber drinnen arbeiten wollte. Unglücklicherweise bin ich aber mit dem Buggy herumgefahren, der an den Seiten offen ist und natürlich keine Heizung hat, und dauernd haben mich Besucher gefragt, ob ich sie nicht fahren kann, sodass mir dann doch ganz schön kalt wurde.
In England waren in der letzten Woche Ferien, deshalb haben wir am Donnerstag Halloweensachen gebastelt – Hexenhüte, Fledermaushüte, Fledermausmasken und Besen (der Renner schlechthin). Ich glaube, die Kinder waren ganz begeistert und besonders die Väter zeigten großen Enthusiasmus beim Bauen schnittiger Rennbesen. Abends waren wir im Theatre Royal in Newcastle und haben uns den Nussknacker angesehen. Naja, ich glaube, Ballett ist nicht so mein Ding. Hinterher hat uns Sandra, die Chefin vom Landscape Department, noch mit ihrer Einstellung zur EU geschockt. Sie scheint der Ansicht zu sein, dass Frankreich und Deutschland ein Komplott geschmiedet haben und über die ganze EU bestimmen wollen. Alle anderen Länder müssen darunter leiden und verlieren ihre Souveränität wegen des ungerechten Systems, weshalb das Vereinigte Königreich auch besser austreten sollte. Dies ist übrigens eine relativ normale Einstellung hier. Ich finde, dass Deutschland in seiner Geschichte genug verbrochen hat, sodass man sich nicht auch noch Dinge ausdenken muss.
Freitag und Samstag hatten wir frei, aber ich habe nicht viel gemacht, damit ich schnell wieder gesund werde. Immerhin habe ich Zeit, mal wieder zu schreiben. Freitagabend wollten wir eigentlich mit unseren Nachbarn essen, aber irgendwie waren sie verschwunden. Als es dann schon 21:00 Uhr war, haben wir mal eine SMS geschrieben, wo sie denn bleiben. Sie waren bei Phils Eltern und hatten nächste Woche Freitag gemeint.
Ansonsten haben wir momentan morgens oft Frost, was unseren Gärtnern Kopfschmerzen bereitet, denn: wenn der Parkplatz voll ist, müssen die Besucher auf dem Rasen parken. Wenn man nun aber auf dem gefrorenen Gras parkt, geht es natürlich kaputt, deshalb wollen sie das nicht. Wir können aber auch schlecht die Besucher wieder wegschicken, weil sie sonst unser Gras töten. Ich finde das schon ein bisschen lustig, denn Gras steht ja nun nicht gerade unter Naturschutz. Ab nächste Woche gelten dann die Winteröffnungszeiten, das heißt weniger arbeiten. Ich hoffe, dass ich dann hier öfter schreibe...