Fun with Flags
Die Dannebrog und die Bundesflagge in einem kleinen Vergleich.
Wenn man nach Dänemark kommt, ist sie das Zeichen, dass man sich im kleinen nördlichen Königreich aufhält. Die Dannebrog. Sie zeigt sich an jeder Ecke im Land und trotzt jedem Wind. Schaut man sich dänische Serien an, spielt sie eine Nebenrolle bei Geburtstagsfeiern und Hochzeiten.
Nach dem ich einmal an einem dänischen Arbeitsplatz war und dort die Miniaturausgaben der Dannebrog die Tische verzierte, versuchte ich es mir kurz vorzustellen wie es in Deutschland wäre. Eine kleine Miniaturausgabe der Bundesflagge verschönert mehrere Büroplätze. Eine ehrlich gesagt ungewohnte Vorstellung.
Dann stellte sich mir im nächsten Schritt die nächste Frage. Aber warum gehen zwei benachbarte Nationen eigentlich so unterschiedlich mit ihren Nationalflaggen um? Man könnte aus ästhetischen Gründen vermuten, weil das weiße skandinavische Kreuz auf roten Grund schöner aussieht als die schwarz-rot-goldene Trikolore. Jedoch kann man kulturelle/soziale Phänomene nie so einfach erklären, deshalb beginne ich einfach mal mit einem kleinen Flaggenvergleich.
Name
Die dänische Flagge trägt den Namen „Dannebrog“, es wird etwa wie Dannebooor ausgesprochen. Es bedeutet schlicht „Flagge der Dänen“ auf dänisch.
Und jetzt fällt auf, dass ich die Flagge der Bundesrepublik Deutschland, einfach mal als Trikolore und Bundesflagge bezeichnet habe. Dabei besitzt die deutsche Flagge im Gegensatz zur „Dannebrog“ oder dem „Union Jack“ in Großbritannien eigentlich keinen Namen. Aber in diesem Punkt ist die Bundesflagge nicht allein, denn es gibt noch viele weitere namenlose Flaggen auf der Welt.
Geschichte/Legenden
Die Dannebrog gilt als eine der ältesten noch heute genutzten Flaggen. Und wie wurde die Dannebrog die Flagge der Dänen. Sie ist einfach vom Himmel gefallen. Bei der Schlacht von Lyndanisse (heute Tallinn) am 15. Juni 1219 sollen die kurz vor der Niederlage stehenden Dänen so lange gebetet haben bis der Himmel sich öffnete und die Dannebrog auf die Erde niedersank. Nebenbei vernichtete sie die Feinde (die heidnischen Esten) und spendete den Dänen neuen Mut.
Die Bundesflagge kann nicht mit einer großen Legende aufwarten und ist wesentlich jünger als die Dannebrog. Die Farben Schwarz/Rot/Gold entstanden aus einem ganz pragmatischen Grund. Bei den Befreiungskriege bestanden die deutschen Truppen aus Freiwilligen, die in Uniform verschiedenster Farben erschienen. Damit die zusammengewürfelten Korps als Einheit erschienen färbte man ihre Uniform schwarz. Zusammen mit goldenen Messingknöpfen und roten Aufschlägen ergab es die Farben der späteren Bundesflagge. Eine wechselvolle Geschichte begleitet die schwarz-rot-goldene Flagge. In umgekehrter Reihenfolge sieht man sie beim Hambacher fest (1832) und die Ur-Burschenschaften nutzten die Farben für ihre Idee eine vereinten Nationalstaat. In der Paulskirche (1848) wurde sie als offizielle Flagge bestimmt. Da die Revolution von 1848 scheiterte, bekam die Flagge noch nicht ihre große Rolle. Erst in der Weimarer Republik (1919) konnte die schwarz-rot-goldene Flagge die preußische schwarz-rot-weiße des Kaiserreichs ersetzen. Im dritten Reich wurde ab 1935 die Parteiflagge der Nationalsozialisten zur einzigen offiziellen Flagge ernannt. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden alle Nationalflaggen Deutschlands zunächst verboten. Als die Verfassung der Bundesrepublik nach 1945 geschrieben werden sollte, wurde sich auch Gedanken über ein gemeinsames Nationalsymbol gemacht. Verschiedenste Vorschläge gab existierten: eine Flagge nach amerikanischen Vorbild mit einem Stern für jedes Bundesland, die Flagge des Widerstandskämpfers Josef Wirmers, eine schwarz-rot-goldene Flagge mit weißem Querbalken, um die deutsche Teilung zu verdeutlichen. Man entschied sich für die Wiedereinführung der schwarz-rot-goldenen Farben, um zu signalisieren, dass die Bundesrepublik in Nachfolge der Weimarer Republik steht. Zur Wiedervereinigung 1990 wurde die Bundesflagge dann letztendliche die Flagge des vereinten Deutschlands.
Wo findet man die Nationalflaggen?
In Dänemark findet man die Dannebrog in jedem Vorgarten vor und natürlich vor öffentlichen Gebäuden. Bei Geburtstagsfeiern verziert sie die Haustür. Kleine Dannebrogs können auch dekorativ über den Tisch verteilt werden. In Ladenfenstern kann man sie auch finden, wenn es etwas großes zu feiern gibt wie der Besuch der Königin oder das Jubiläum des Ladens. Und wie am Anfang schon erwähnt kann man sie sich auch auf seinen Schreibtisch ohne Bedenken stellen.
Die Bundesflagge findet man vor öffentlichen Gebäuden beziehungsweise auf ihnen vor und wenn gerade ein Fußballtunier stattfindet bei Publicviewingevents.
Umgang
An meiner kurzen Ortszusammenfassung der Flaggen, kann man schon ein paar Unterschiede festmachen. In Dänemark ist die Dannebrog ein Teil des Alltags, der nicht mehr so stark wahrgenommen wird. Einige Produkte im Supermarkt sind mit der Dannebrog verziert, bei Familienfesten ist sie auch immer dabei.
Die Deutschlandflagge hat man eigentlich wieder „entdeckt“ bei der Weltmeisterschaft 2006. Im Hintergrund der Geschichte des Nationalsozialismus zeigte man bis 2006 nicht in einer so großen Massen. Aber auch nach 2006 wird das Zeigen der Flagge von einigen Gruppen wie der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft wie auch Jugendgruppen einiger Parteien kritisch betrachtet. Während der WM 2014 gab es auch eine Aktion einer linken Jugendgruppe, Fahnen von Autos abzunehmen und diese durch Flyer zu ersetzten, die sich mit dem Thema „Nationalismus“ auseinandergesetzt haben.
Ein kleines Fazit
Man kann bestimmt mehrere historische/soziologische/gesellschaftspolitische Aspekte aufzählen, weshalb die Dannebrog und die Bundesflagge so unterschiedlich angenommen werden. Mein kleiner „etwas langer“ Vergleich gibt nur einen kleinen Überblick. Persönlich finde ich es sehr schön wie die Dannebrog in den Alltag der Dänen integriert ist. Jedoch könnte ich mir das bei der Bundesflagge nicht vorstellen. Bei der WM hatte ich aber auch eine schwarz-rot-goldene verschmierte Wange. Und schließlich waren Schwarz-Rot-Gold die Farben einer gesamtdeutschen Idee einer freiheitlichen Republik. Und vielleicht gehört es in Deutschland auch einfach dazu über Nationalsymbolik zu diskutieren, denn man bleibt vorsichtig. Deshalb weht jetzt in meinem Zimmer einfach die Dannebrog :)
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