Frühlingsgefühle
Gerade hat Alessa_auf_Fyn einen spannenden Ausflug nach Brenderup in die dortige "kunsthöjskole" gemacht, kriegt sie Besuch aus Deutschland und hat eine schöne Urlaubswoche. Dabei schöpft sie die neue Energie, um sich noch einiges vorzunehmen.
Man muss auf dem Fahrrad morgens keine Handschuhe mehr anziehen - endlich! Jetzt ist der Frühling, der einem schon so lange versprochen wurde, endlich in Dänemark angekommen. Zeit, um euch mal wieder ein paar Zeilen über mein Leben als EVSler zu schreiben.
Die vier Tage mit meinen deutschen EVS-Kollegen Paula, Judith, Miriam und Fabian im Sommerhaus waren richtig klasse. Wir haben die Zeit an der Westküste Jütlands bei leckerem (bio-dynamischen) Essen, Strandspaziergängen, Stadttouren, einer Leuchtturmbesichtigung und gemütlichen Abenden genossen. Wir haben unser super verstanden, spannende Diskussionen über Gott und die Welt geführt und uns wirklich erholt.
So konnte ich frisch durchstarten in eine neue Arbeits- und Schulwoche, in der die ehemalige Freiwillige Rebecca zu Besuch war. Die Wiedersehensfreude bei Kindern und Mitarbeitern war groß und wir aktuellen Freiwilligen hatten natürlich auch einiges mit Rebecca zu bequatschen, so dass wir spontan bei ihr gekocht haben. Beziehungsweise haben Rebecca und ich ein griechisches Reis-Gehacktes-Brot zubereitet und Fabian hat gegessen.
An dem darauffolgenden Wochenende haben Fabian und ich einen Ausflug nach Brenderup gemacht. In der dortigen kunsthöjskole haben wir Istvan aus Ungarn und Clara aus Spanien besucht, die ebenfalls EVSler auf Fyn sind und die wir von unseren Seminaren kennen. Wir konnten also Einblick in eine zweite höjskole gewinnen, und ich bin immer noch unglaublich fasziniert von dieser Bildungsform. In Brenderup wohnen derzeit etwa 18 Schüler aus aller Welt, viele von ihnen sind Grönländer. In der Schule haben sie die Möglichkeit Kurse in Dänisch, kreativem Schreiben, Sport, Musik und Kunst zu belegen, außerdem stehen viele Ausflüge auf dem Programm.
Istvan organisiert die Sportaktivitäten, Clara leitet die kreative Arbeit an. Ich fand es echt spannend zu sehen, dass die Schüler abends um 8 im Kunstraum saßen und mit pappmache´ gearbeitet haben- ganz freiwillig. Im Anschluss gab es natürlich auch eine Party, es war schließlich Freitagabend. Da wurde via youtube immer abwechselnd ein Lied aus jedem der Länder gespielt, die vertreten waren. Fabian und ich haben uns dann doch gegen "Das rote Pferd" und für Peter Fox entschieden.
In der Woche darauf hatte ich Besuch! Papa, Irene und Sarah hatten sich für eine Woche ein Ferienhaus in Faaborg gemietet. Natürlich gab es eine Husmandsstedet-Rundtour und das obligatorische zuckersüße Stück lagkage. Am Mittwoch, Papas Geburtstag, haben wir meine Gasteltern zum Grillen nach Faaborg eingeladen und hatten einen lustigen Abend mit so einigen Sprachverwirrungen. Freitag haben wir noch eine Shoppingrunde in Odense eingelegt und abends deutsches Fernsehen gesehen, das war ungewohnt, aber nett. Der Besuch hat mir richtig gut getan und ich glaube es war eine richtige Urlaubswoche für uns alle.
Auf der Arbeit habe ich daraufhin mit neuer Energie mit einem Näh-Projekt angefangen. Zuerst habe ich mir von Nina zeigen lassen, wie man mit einer Nähmaschine umgeht (im Gegensatz zu den dänischen Kids habe ich keinen Nähmaschinen-Führerschein), dann ging es los. Mit den Mädels habe ich Kissen, Beutel, Federmappen und Taschen entworfen und genäht. Mittlerweile macht es richtig Spaß und auch die Kinder tauchen mit immer neuen Ideen auf, so dass ich dieses Projekt wohl noch ein Weilchen weiterführen werde.
Am nächsten Samstag habe ich mit meiner Freundin Emma aus Kopenhagen und Fabian die Stadt unsicher gemacht. In Odense hat eine neue Disko eröffnet: "Der fröhliche Wikinger". Die Gratis-Angebote an so einem Eröffnungsabend muss man als EVSler natürlich nutzen. Im gemütlichen Cafe Biografen stimmten wir uns mit einem großen Stück Kuchen auf den Abend ein, um uns dann geduldig in die Warteschlange einzureihen. Die Disko war zwar dementsprechend voll, aber die Stimmung war gut und wir hatten einen tollen Abend.
Donnerstags mussten wir uns von unserer Kollegin Mie verabschieden, die in den Vorruhestand gegangen ist. Alle Kinder hatten Geschenke für sie gebastelt, Sören hatte ein Lied geschrieben und so konnten wir unsere Küchendame gebührend verabschieden. Am nächsten Tag sind wir mit allen Mitarbeitern nach Svendborg gefahren, um zu bowlen und essen zu gehen. So konnten wir nochmal alle außerhalb des Arbeitsplatzes zusammen sein und Mie für die Zeit mit ihr danken. Ein klasse Abend, der in der Bar „Strandlust“ endete und uns sicherlich mal einen anderen Blick auf unsere Kollegen ermöglicht hat.
Auch wenn ihr jetzt denkt ich schreibe zu oft von Urlaub, muss ich euch erzählen, dass ich im Anschluss wieder eine Woche verreist bin. Mit Tobi bin ich zum Campen nach Skagen, zur Spitze Dänemarks, gefahren. Wir haben einen tollen Campingplatz direkt am Meer gefunden und uns sofort auf Erkundungstour begeben. In Nordjütland gibt es so Einiges zu sehen. Eine Düne, die 15 Meter im Jahr wandert, eine Kirche, die im Sand versunken ist und die Stelle, an der sich Nord- und Ostsee treffen zum Beispiel. Außerdem waren wir im Nordseemuseum in Hirtshals. Die größte Attraktion dort war eindeutig der Mondfisch. Dieses Wesen ist einfach das Unförmigste und Liebenswerteste, was ich je gesehen habe. Nicht umsonst nennen die Dänen ihn klumpfisk. Selbstverständlich haben wir auch Fisch gegessen, direkt am Hafen habe wir Scholle gekauft und auf unserem Campingkocher zubereitet. Eine schöne und erholsame Woche in der nördlichsten Stadt Dänemarks..
Seitdem sind schon wieder zwei Wochen vergangen, in denen ich zur Schule gegangen bin (unsere Klasse ist echt cool und wir diskutieren viel), im Husmandsstedet gearbeitet habe (ohne Mie ist eine Menge mehr zu tun, aber es läuft prima), den Juniorklub betreut habe (beim letzen Mal haben wir Bonbons gemacht, die sind leider nicht so gut geworden), im Chor war (noch 3 Proben bis zu unseren Konzerten, macht echt Spaß schwedische und dänische Texte zu singen), Familiensonntagen beigewohnt habe (darauf wird wertgelegt und es ist auch schön, regelmäßig die ganze Gast-Familie zu Gesicht bekommen) und auch ab und zu mal joggen war (noch 1 Monat bis zum Halbmarathon)…
Im Moment fühle ich mich richtig angekommen in Dänemark, mit der Sprache läuft es prima und auch in allen anderen Bereichen. Trotzdem freue ich mich natürlich darauf, in ca. 72 Tagen nach Hause zu kommen, jetzt ist es wirklich nicht mehr lange. Die Zeit vorher werde ich also noch ordentlich nutzen!
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