Frühling und wir

Winter, Frühling, Sommer, Herbst...die Jahreszeiten sind uns schon gewohnt.

Aber was passiert, wenn man die Gelegenheit hat, die Abwechslung der Jahreszeiten im Ausland mit dem Klima zu sehen, das sehr unterschiedlich ist von dem, was man gewohnt ist? So eine Erfahrung habe ich jetzt und möchte das mitteilen.

Aus allen Jahreszeiten finde ich den Frühling sehr interessant. Ja, ich weiß, dass der Winter in Russland - woher ich komme - ein besonderes Thema ist. Jedoch habe ich das Interesse zum Frühling, weil Frühling die Übergangszeit ist. Dieser Übergang ist eigentlich relativ kurz, aber umso intensiver für die Gefühle!

Zuerst möchte ich sagen, dass die Mehrheit der Russen den Winter hasst. Diese Jahreszeit ist bei uns so lang, dass es sogar von Oktober bis Mai dauern kann. Natürlich freut sich jeder auf den ersten Schnee, aber danach... Wenn du zur Schule, Universität oder zur Arbeit regelmäßig durch Schneesturm und große Schneehaufen  gehen musst, macht das keinen Spaß! Der kalte Wind schneidet in dein Gesicht, die Augen tränen und die Tränen werden zu Eis. Wenn du versuchst, dein Gesicht im Schal zu verstecken, ist dieser mit einer Schneerinde bedeckt. Es ist auch schwierig, sich richtig zu bewegen, weil du ganz viele Klamotten anhaben musst - das ist ein täglicher Kampf! Natürlich ist es nicht jeden Tag im Winter so, aber ganz oft.

Und was passiert, wenn der Frühling kommt? Aus den gigantischen Schneehaufen, die die Kommunalbehörden nicht wegschaffen konnten, wird Wasser und aus dem einfrierenden Wind wird ein sanftes Lüftchen. Die Sonne wärmt langsam, die Vögel werden verrückt....aber nicht nur die Vögel, sondern auch die Menschen. Wie gesagt, Eis und Schnee wird Wasser - genauso wie die Emotionen, die für lange Zeit eingefroren waren. Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Straftaten im Frühling beachtlich zunimmt, besonders die der Schändungen. Zum Beispiel eine von den letzten Nachrichten aus meiner Heimatstadt Kamensk-Uralskij: ein junger Mann hat die Flasche Bier eines anderen jungen Mannes mit Gewalt genommen, weil er unbedingt Bier trinken wollte, aber kein Geld dafür hätte.

Ich bin sicher, dass es in Deutschland auch so ist, aber vielleicht ist die Wirkung nicht so merkbar. Wenigstens fühle ich den Frühling hier andersrum, nicht wie zu Hause. Zu Weihnachten war ich in Baden Württemberg und es war +17 Grad, wolkig, nass und es regnete fast die ganze Zeit. In Jena – wo ich Freiwilligendienst mache - war kein Schnee zu Silvester. Natürlich haben wir auch die kälteren Tage mit viel Schnee in diesem Winter bekommen, aber nur selten. In Jena waren es meistens zwischen +3 und +7 Grad (von Dezember - Februar). Deswegen ist der Kontrast zwischen dem Winter und dem Frühling nicht so spürbar und einflussreich.

Was komisch ist, ist, dass Ende März in Jena jeden Tag -7 / -3 Grad war, was kälter ist als im Dezember, Januar und Februar . Am vorletzte Samstag war es z.B. in Jekaterinburg - die Hauptstadt von Swerdlowsk Oblast in Russland und meine Heimregion - +17 Grad und nur 0 Grad in Jena. Wenn in Russland der Winter lang ist, ist in Deutschland stattdessen der Herbst anhaltend, und deswegen ist der Frühling kurzer und fast unmerkbar – der Sommer kommt und bleibt einfach.